Demo, Mevlüde Genç, schwimmende Salate Das sind die besten NRW-Pressefotos 2023
Gute Bilder ziehen die Betrachterin oder den Betrachter hinein und erzählen eine Geschichte. Jedes Jahr kürt das Land NRW das Pressefoto des Jahres. Sie spiegeln das gesellschaftliche und politische Leben in NRW wider, sind Zeitdokumente. Wir zeigen die besten Fotos 2023 und die Siegerbilder.
Platz 1: Fabian Strauch – „Flagge zeigen“
Das NRW-Pressefoto des Jahres zeigt zwei parallele Kundgebungen in Bochum und es vereint in einem Bild israelische und palästinensische Flaggen. Das Foto „Flagge zeigen“ hat Fabian Strauch für die Deutsche Presseagentur am 18. Oktober 2023 gemacht. Er wurde mit dem ersten Platz beim Journalistenpreis des Landtags Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Im Fokus der Aufnahme streckt ein einzelner Teilnehmer der palästinensischen Demonstration die Palästina-Fahne hinter der Menge der pro-israelischen Kundgebung empor, die parallel stattfindet. Im Vordergrund sind die wehenden Fahnen der pro-israelischen Demonstration zu sehen. Gerade jene Fahnen, die oft genug abgerissen, verbrannt oder anderweitig entehrt werden, sind auch bei uns zu Symbolen für den Konflikt geworden und zeigen in ihrer Gleichzeitigkeit beider Demonstrationen, mit welcher Nähe sich beide Seiten im Nahen Osten gegenüberstehen.
Platz 2: Christoph Reichwein – „Mevlüde Genç – Ruhe in Frieden!“
Christoph Reichwein fotografierte für die dpa bei der Trauerfeier für Mevlüde Genç am 1. November 2022 in Solingen und erfasste die Szene, in der Ministerpräsident Hendrik Wüst ihrem Ehemann kondoliert.
Das Bild übermittelt laut Jury damit eine wichtige Botschaft: Hier verneigt sich der Staat, symbolisiert durch den Ministerpräsidenten, vor der Lebensleistung von Mevlüde Genç und ihrer Familie. Vor 30 Jahren zündeten Rechtsradikale das Haus der Familie in Solingen an. Fünf türkische Mädchen und Frauen starben. Die Bilder gingen und die Welt und lösten politische Debatten über Rechtsextremismus und Integration aus. Die Familie blieb in Deutschland und Mevlüde Genç setzte sich trotz ihrer Trauer für die Versöhnung ein.
Platz 3: Maximilian Mann – „Schwimmende Salate – Modernstes Gewächshaus in Europa“
Auf Platz drei landet dieses Foto von Maximilian Mann. Es wurde am 19. September 2023 in Willich gemacht. Die Jury sagt: „Ein Mann geht durch ein Gewächshaus – Da könnte man fragen ‚Ja und?‘ Beim zweiten und dritten Hinschauen erkennt man erst die Details, die eine gewisse Anziehung erzeugen: Helle Farben, eine Symmetrie aus Dach und Stützpfeilern, Salate in Reih und Glied. Alles spiegelt sich im Wasser. Es sieht so aus, als würde der Mann zwischen den Wasserflächen balancieren. Das Foto zeigt einen Agrarbetrieb ohne jede bäuerliche Romantik. Hier geht es um modernste Lebensmittelproduktion. Das Bild leistet damit einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und ist eine journalistische Würdigung jungen Unternehmertums. Darüber hinaus dokumentiert es einen Lösungsansatz für eine wichtige Frage der Zukunft: Wie sollen wir künftig nachhaltig, ressourcenschonend und ökologisch Nahrungsmittel produzieren?“
Nachwuchspreis: Daniel Schröder – „Die Problembrücke zerfällt zu Staub“
Das Bild zeigt ein Motiv, das in diesem Jahr bundesweit durch alle Medien gegangen ist: die Sprengung der maroden Brücke in Lüdenscheid am 7. Mai 2023. Aber aus einer Perspektive, die man so noch nicht gesehen hatte. Während die meisten Fotografinnen und Fotografen ihre Bilder aus einem ähnlichen Blickwinkel machten, suchte Daniel Schröder nach einer besonderen Perspektive. Die Jury würdigt die Mühe, die sich der Fotograf gemacht hat, aus einem anderen Blickwinkel auf ein mediales Großereignis zu blicken. Zudem überzeugte das Foto durch seine ausgewogene Komposition.
Sonderpreis „Ehrenamt in Nordrhein-Westfalen“: André Hirtz – „Ankunft“
Der Sonderpreis geht an ein Foto aus Düsseldorf, das eine Geschichte erzählt. Es zeigt laut Jury einen kurzen Augenblick einer langen Reise, die geprägt ist von Leid, Trennung und Ängsten, aber auch von Hoffnung, Menschlichkeit und Nähe. Alles spiegelt sich in den Augen dieses Mädchens. Das Foto vom 10. November 2022 lässt uns, die es betrachten, mit Fragen zurück: Was ist dem Mädchen widerfahren? Wie geht es ihm jetzt? Der Blick dieses Mädchens gilt auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Deutschen Roten Kreuzes. Ihr Dank ist ihr Lohn. Damit hielt André Hirtz einen Moment fest, der das Ehrenamt nicht nur würdigt, sondern auch erklärt, warum sich so viele Menschen freiwillig engagieren. Er hat damit ein Foto geschaffen, das exemplarisch steht für den Einsatz der vielen ehrenamtlich aktiven Menschen in unserem Land. Sie sind Stützen der Gesellschaft, ihr Einsatz macht das Leben anderer Menschen besser.