Projekt zur Unfallverhütung NRW-Polizei setzt auf Virtual-Reality-Brillen

Düsseldorf · Bei der Verhinderung von Verkehrsunfällen setzt die NRW-Polizei auf Virtual-Reality-Brillen. Sie sollen das gegenseitige Verständnis im Straßenverkehr fördern. Dafür zeigen die Brillen unterschiedliche Perspektiven.

 NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) testet die neuen VR-Brillen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) testet die neuen VR-Brillen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

„Das war heftig“, sagt Said Ansumana, nachdem er die VR-Brille absetzt. Der 58-jährige Düsseldorfer wurde zuvor von der Polizei gefragt, ob er ihr neues Pilotprojekt testen möchte: Eine Virtual-Reality-Brille, mit der man Gefahrensituationen im Straßenverkehr nacherleben kann. Sie soll der Unfallprävention dienen.

Das Projekt wurde am Dienstag von Innenminister Herbert Reul (CDU) vorgestellt. Insgesamt zehn VR-Brillen hat die Polizei gekauft, ab Mai kommen sie in zehn Kreispolizeibehörden – unter anderem in Düsseldorf, Köln und Münster – zum Einsatz. Ein Brille kostet 700 Euro, insgesamt hat das Projekt rund 17.000 Euro gekostet.

Die Präventionsarbeit der Polizei werde damit „auf ein neues Level“ gehoben, sagt Reul. „Das ist ein Blick in die Zukunft der NRW-Polizei.“

Die VR-Brillen sind ein Pilotprojekt und sollen vor allem bei Präventionsveranstaltungen zum Einsatz kommen. Auf den Brillen werden momentan zwei 360-Grad-Filme gezeigt: Einmal aus der Sicht eines Radfahrers, der in den toten Winkel eines LKW-Fahrers fährt und dann von ihm erwischt wird. Und einmal aus der Sicht eines LKW-Fahrers, der einen Radfahrer übersieht und ihn anfährt.

Auch Reul setzte eine der VR-Brillen auf. „Oh, da ist der Unfall passiert“, sagt er, auf einem Stuhl sitzend, auf seinem Kopf die Virtual-Reality-Brille.

 Die Filme, die mit man mit der VR-Brille sieht, sind lebensecht. Wenn man sich darauf einlässt, wirkt es wie ein richtiger Unfall – nur ohne Schmerzen. Man wolle damit die Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren des Straßenverkehrs sensibilisieren, sagt Reul.

Laut einer Statistik des Innenministeriums sind 2020 insgesamt fast 15.000 Fahrradfahrer in NRW Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Knapp 4000 davon waren auf einem E-Bike unterwegs – so viele wie nie zuvor. Gerade weil immer mehr ältere Menschen auf E-Bikes unterwegs sind, sei die Sensibilisierung besonders wichtig, so Reul. 30 Menschen sind 2020 nach einem Unfall mit einem E-Bike verstorben, auch das ist ein neuer Höchstwert. „Radfahrer haben weder eine Knautschzone, noch einen Airbag“, sagt der Innenminister.

„Die Brillen sind für Kinder ab 12 Jahren“, sagt Carsten Gesthüsen, Dezernent beim Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste, der das Projekt leitend mitentwickelt hat. Mit den VR-Brillen könne man proaktiv für mehr Verkehrsicherheit werben. In weiteren Filmen soll es um den Straßenverkehrsraum aus der Sicht von Kindern sowie um die Ablenkung im Straßenverkehr gehen. Wenn das Pilotprojekt positiv angenommen wird, sollen die VR-Brillen Ende 2021 im ganzen Land eingesetzt werden.

Said Ansumana findet die Videos gut, sie zeigten die Gefahren, die im Straßenverkehr auf einen warten – aber oft übersehen werden. Er muss es wissen – schliesslich arbeitet er als Taxifahrer.

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