Nach tödlichen Schüssen auf 16-Jährigen Forscher kritisiert „strukturellen Rassismus“ in der NRW-Polizei

Essen · NRW-Innenminister Herbert Reul sehe nicht genau hin, wenn es um Polizeigewalt gehe – das wirft ihm ein Rassismus-Forscher vor. Er fordert einen unabhängigen Beauftragten und eine Studie.

 Innenminister Herbert Reul sehe nicht genau genug hin, wenn es um Polizeigewalt gehe - das wirft ihm ein Rassismus-Forscher vor (Archivbild).

Innenminister Herbert Reul sehe nicht genau genug hin, wenn es um Polizeigewalt gehe - das wirft ihm ein Rassismus-Forscher vor (Archivbild).

Foto: dpa/Malte Krudewig

Der Rassismus-Forscher Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vorgeworfen, im Zusammenhang mit den tödlichen Polizeischüssen auf einen 16-Jährigen in Dortmund nicht genau genug hinzusehen, wenn es um Polizeigewalt gehe. „Struktureller Rassismus spielt eine Rolle bei der täglichen Polizeiarbeit“, sagte der Wissenschaftler der Essener „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ, Donnerstag). Menschen, die als „nicht deutsch“ gesehen würden, verlören deshalb das Vertrauen in die Polizei. „Viele von ihnen nehmen die Polizei als Gefahr wahr“, sagte Fereidooni weiter. „Es darf nicht sein, dass ein Teil der Bevölkerung Angst haben muss, wenn sie in eine Polizeikontrolle gerät.“

Der Wissenschaftler forderte einen unabhängigen Polizeibeauftragten sowie eine umfassende Studie über Rassismus und Gewalt bei der Polizei NRW. Rassismuskritische Fortbildungen sollten regelmäßiger Bestandteil der Polizeiaus- und -fortbildung werden.

In der vergangenen Woche war ein 16-jähriger Senegalese in Dortmund bei einem Polizeieinsatz vor einer Jugendhilfeeinrichtung erschossen worden. Die Betreuer des Jugendlichen hatten nach Angaben des Innenministers die Beamten gerufen, weil dieser sich mit einem Messer das Leben nehmen wollte. Es sei ihnen jedoch weder mit dem Einsatz von Pfefferspray noch mit einem Taser gelungen, ihn zu beruhigen. Als er mit dem Messer auf die Polizisten zugelaufen sei, habe einer der Beamten sechs Schüsse aus einer Maschinenpistole abgegeben. Fünf davon trafen den 16-Jährigen tödlich.

(toc/epd)
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