Debatte um Tierhaltung NRW plant Schweineställe mit „Luft, Licht und Sonne“

Düsseldorf · Über die Tierhaltung in der Landwirtschaft gibt es seit Jahren heftigen Streit. Vor allem die Schweinebetriebe mit engen Ställen und wenig Auslauf für die Tiere stehen im Fokus der Kritik. Das Land NRW will mit zwei Musterställen eine grundlegende Reform anstoßen.

 Ein Schwein steht in einem Stall (Symbolbild).

Ein Schwein steht in einem Stall (Symbolbild).

Foto: dpa/Carsten Rehder

Das Land Nordrhein-Westfalen will mit zwei Muster-„Schweineställen der Zukunft“ eine grundlegende Reform der Schweinehaltung im Land anstoßen. Ziel sei, dass in den nächsten zehn Jahren etwa 4500 der rund 7000 Schweinebaubetriebe in NRW ihre Ställe grundlegend modernisierten oder neu bauten, sagte Agrar-Staatssekretär Heinrich Bottermann am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts. Dazu seien auch zusätzliche Finanzhilfen von Bund und Land erforderlich.

Nach dem Konzept der Musterställe sollen die Tiere zwischen 50 und 100 Prozent mehr Platz und deutlich bessere Haltungsbedingungen mit „Luft, Licht und Sonne“ bekommen, wie Bottermann sagte. Die Musterställe entstehen in der Anlage der Landwirtschaftskammer Haus Düsse in Bad Sassendorf und sollen 2022 fertig werden. Die Kosten von rund zwei Millionen Euro übernimmt das Land. Es gehe auch darum, die Akzeptanz der Gesellschaft für die Schweinehaltung zurück zu gewinnen, betonte Bottermann.

Die Schweinehaltung ist seit Jahren wegen der Enge in den Ställen ohne Auslauf, der für die Tiere schmerzhaften Spaltenböden und der Emissionen aus den Ställen in der Kritik. Zugleich hätten viele Betriebe wegen der zunehmenden öffentlichen Kritik und der Unsicherheit über künftige gesetzliche Vorgaben nötige Investitionen immer wieder hinausgeschoben, heißt es in einem Arbeitspapier des Ministeriums. Mit den Musterställen solle den Bauern Planungssicherheit gegeben werden. Außerdem sammle das Land damit wertvolle Erfahrungen über Genehmigungshürden und die Gesamtkosten für die Betriebe, sagte Bottermann.

Nach ersten Schätzungen werde der angestrebte „Paradigmenwechsel“ in der Schweinehaltung in NRW jährlich rund 350 Millionen Euro kosten, sagte Bottermann. Etwa 70 Prozent davon sollten über Fördermittel abgedeckt werden. Daneben setze er auf höhere Erlöse für das Fleisch am Markt, denn nach dem Um- oder Neubau erfüllten die Produzenten die Bedingungen für das vom Bund geplante Tierwohlkennzeichen, so Bottermann. Dies werde künftig beim Verbraucher ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung.

Die zwei verschiedenen Stallmodelle sehen unter anderem eine belüftete Halle mit Außenklima oder in der teureren Variante sogar ein Dach vor, das sich öffnen lässt. Daneben sind Bodenfütterung, ein Wühlgarten zur Beschäftigung der Tiere und vor allem ein Schweineklo vorgesehen. Damit würden sich Kot und Urin nicht mehr vermischen, was den Gestank und die Emissionen der Schweine-Bauernhöfe deutlich reduziere.

(mba/dpa)
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