Corona-Beschränkungen NRW-Kirchen feiern Ostern mit Geläut und Online-Gottesdiensten

Köln · In diesem Jahr können die Christen in NRW an Ostern nicht in die Kirche. Sie verfolgen Gottesdienste online oder im Fernsehen. In Köln kommen zahlreiche Menschen zur Domplatte, um die Glocken zu hören – und zu beten.

Köln: Gläubige versammeln sich auf der Domplatte und beten - Ostern
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Gläubige versammeln sich auf der Domplatte und beten

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Leere Kirchenbänke, Online-Gottesdienste und ein ökumenisches Festgeläut: Unter nie da gewesenen Rahmenbedingungen haben die Kirchen in Nordrhein-Westfalen Kostenpflichtiger Inhalt Ostern gefeiert. Wegen der Corona-Kontaktverbote gab es keine öffentlichen Gottesdienste. Stattdessen wurden die Feiern aus den Bischofskirchen und vielen weiteren Pfarrgemeinden im Internet, über Facebook oder Youtube übertragen. Nur in Düsseldorf trafen sich Gläubige zu einen Gottesdienst in einem Auto-Kino.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ermunterte zu Zuversicht in der Corona-Krise. Die Pandemie habe Menschen "in die Finsternis des Alleinseins, der Isolation, der Sorge um den Arbeitsplatz, der Angst vor einer Infizierung mit dem Virus" oder dem Tod durch die Krankheit gestürzt, sagte der Erzbischof im Kölner Dom. Doch inmitten dieser Nacht werde ein Licht entzündet. "Unser Osterfeuer will uns sagen: Gott brennt wie ein Feuer für uns Menschen und für seine Schöpfung", so Woelki.

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Annette Kurschus, verwies im ZDF-Gottesdienst aus dem rheinland-pfälzischen Ingelheim auf die trauernde Maria Magdalena. Der auferstandene Jesus habe ihr nach dem Johannesevangelium verboten, ihn zu berühren. Statt körperlicher Nähe gehe es hier um eine "Nähe, die mehr ist als Anfassen und Umarmen", so die stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Ihr Leben ist berührt durch eine neue Aussicht, die stärker ist als der Tod."

Nach den Worten von Münsters Bischof Felix Genn begeht die Kirche Ostern nicht deshalb, "weil uns nach Zynismus zumute ist". Vielmehr glaube die Kirche daran, dass es wahr sei, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt und die Macht des Todes gebrochen habe.

Die Osterbotschaft kann laut dem Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker gerade in der Corona-Krise Hoffnung vermitteln. In den biblischen Texte heiße es, dass Jesus "nicht im Tod geblieben" sei. "Auferstehung heißt dann: Beginn eines anderen, mit unseren Begriffen letztlich nicht fassbaren Lebens."

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief zu besonderer Solidarität in der Corona-Krise auf. Die Gesellschaft bleibe "nahe bei der Botschaft Jesu", wenn die Kosten der Krise nicht allein bei den Armen, Schwachen, Arbeitslosen und prekär Beschäftigten abgeladen würden - und erst recht nicht bei den Beschäftigten, die derzeit die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft sicherstellten.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, betonte, Ostern sei "Gottes Angriff auf den stärksten Feind, den Tod". Und wo der Tod seine Macht verliere, da seien Kettenreaktionen der Hoffnung möglich. "Wir stecken einander mit Leben an", sagte der Geistliche und verwies auf das solidarische Miteinander in den vergangenen Wochen. "Wir suchen fantasievoll nach Möglichkeiten, in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Wir achten darauf, dass die Schwachen und Gefährdeten nicht auf der Strecke bleiben." Dies werde auch nach der Krise nicht so schnell vergessen werden.

(eh/kna)
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