Schwelle bei 873 Euro im Monat Jeder Sechste in NRW gilt als arm
Düsseldorf · Die Armutsgefährdung in Nordrhein-Westfalen ist gestiegen: Etwa jeder Sechste gilt gemessen an den Daten für 2013 als arm, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Vor allem Alte und Geringqualifizierte sind betroffen. In NRW liegt die Gefährdungsschwelle bei monatlich 873 Euro.

In diesen NRW-Städten gibt es die meisten Armen
2012 waren in NRW dem Statistikamt zufolge noch 15,4 Prozent der Menschen von Armut gefährdet. Bei den Zahlen für 2013 lag Dortmund mit 19,8 Prozent an der Spitze, danach folgen Bottrop und Gelsenkirchen sowie der Kreis Recklinghausen. Aber auch Düsseldorf und Köln finden sich in der Auflistung. Ein Ranking zur Armutsgefährdung der NRW-Städte finden Sie hier.

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Den Anstieg führten die Statistiker vor allem auf eine höhere Armutsgefährdung von Geringqualifizierten zurück. 40,1 Prozent dieser Gruppe waren von relativer Einkommensarmut betroffen, rund zwei Prozentpunkte (38,0 Prozent) mehr als 2012.
Bei den Personen mit mittlerer Qualifikation stieg die Armutsgefährdungsquote nur geringfügig von 13,1 auf 13,4 Prozent. Bei den "Hochqualifizierten" sank sie leicht von 4,5 auf 4,4.
Der Sozialverbund VdK zeigte sich besorgt. "Das macht einmal mehr deutlich, dass Armut keine Randerscheinung mehr ist. Das Problem ist akut wie noch nie und darf nicht mehr wegdiskutiert werden", mahnte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher in einer Mitteilung.
Besorgniserregend sei vor allem, dass das Armutsrisiko für Personen ab 65 Jahren angestiegen ist. Mascher machte für diese Entwicklung die Rentenentwicklung der letzten Jahre verantwortlich. "Man erkennt, dass das Absenken des Rentenniveaus nicht spurlos an den Rentnerinnen und Rentnern vorbeigeht", erklärte sie und fordert, die Regelsätze in der Grundsicherung anzuheben. Auch bei den Erwerbsminderungsrenten müsse die Bundesregierung nachbessern.
Nach der Definition der Europäischen Union gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn ihr weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung steht. In NRW lag laut Landesamt die Armutsgefährdungsschwelle für Einpersonenhaushalte 2013 bei monatlich 873 Euro.