Statistik Hier ist in NRW der Verkehr am sichersten

Kerpen · Dem aktuellen Dekra-Report zufolge ist Kerpen die verkehrssicherste Stadt in NRW. Sechs Jahre in Folge gab es dort keine tödlichen Unfälle. Aber auch in anderen Kommunen wurde viel für die Sicherheit im Straßenverkehr getan.

 Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland ist seit 1970 um 85 Prozent gesunken. (Symbolfoto)

Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland ist seit 1970 um 85 Prozent gesunken. (Symbolfoto)

Foto: dpa

Ein prüfender Blick zu wenig beim Überqueren der Straße, ein Moment der Unachtsamkeit am Steuer, und schon ist es passiert: ein Unfall. Geht dieser glimpflich aus, ist nur ein Sachschaden entstanden. Im schlimmsten Fall kostet er Menschen das Leben. Doch so schnell solch ein Unglück passieren kann, so erfreulich ist das Ergebnis des Dekra-Verkehrssicherheitsreports 2016.

Demnach ist es insgesamt 54 nordrhein-westfälischen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern in dem Zeitraum von 2009 bis 2014 gelungen, mindestens in einem Jahr innerorts keinen Verkehrstoten zu haben. Kerpen hat sogar in sechs aufeinanderfolgenden Jahren das Ziel von null Verkehrstoten erreicht. Dafür gab es nun den erstmals vergebenen "Dekra Vision Zero Award".

"Null Verkehrstote ist keine Utopie"

"Mit unserem Award wollen wir den Blick dafür schärfen, dass das Ziel von null Verkehrstoten keine Utopie sein muss", sagt Dekra-Vorstandschef Stefan Kölbl. "Unsere Unfallforschung zeigt: Das Ziel ist in den urbanen Lebensräumen erreichbar und in vielen Städten Deutschlands schon heute Realität." Auch Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen, dass die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland seit 1970 um 85 Prozent von mehr als 21.300 auf rund 3400 im Jahr 2015 gesunken ist.

NRW: In Kerpen ist der Verkehr am sichersten
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Und für 2016 werde ein weiterer Rückgang erwartet, wie Martin Langlitz vom ADAC Nordrhein sagt. "Es gibt ein Bündel erfolgreicher Maßnahmen, die zur Verkehrssicherheit beitragen. Zum Beispiel hat sich die Fahrzeugtechnik mit Brems- und Fahrassistenzsystemen stark entwickelt, auch die Einsatzkräfte sind bei Unfällen schnell vor Ort", erklärt er. Wirksam sei zudem die heutige Verkehrserziehung. So würden Kinder schon von früh auf in den Schulen über die Gefahren im Straßenverkehr aufgeklärt.

Der Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr widmet auch Kerpen hohe Aufmerksamkeit. 2005 gründete die Stadt das Netzwerk "Kinderunfallkommission", in dem Polizei, ADAC, ADFC, der Kinderschutzbund sowie Vertreter der Verkehrsbetriebe und städtische Fachabteilungen mitarbeiten. "Ziel des Netzwerkes ist, die Schulwege sicherer zu machen", erklärt Bürgermeister Dieter Spürck. Dabei werden sowohl Bürger aufgefordert, Gefahrenstellen zu benennen, wie auch in Kooperation mit Schulen und Jugendeinrichtungen Aktionen wie "Schulwegdetektive" und "Radwegdetektive" gestartet.

Um auffällige Knotenpunkte auszumachen, dienten zudem Langzeitunfallanalysen. Verkehrsunfälle gibt es in Kerpen nämlich sehrwohl: Allein in diesem Jahr 1598. "Häufig reichen Grünrückschnitt, kleinere Markierungsarbeiten oder das Einziehen einzelner Parkplätze schon zur entscheidenden Verbesserung der Sichtverhältnisse", sagt der Bürgermeister. Aber auch die Einrichtung von Zebrastreifen und Querungsanlagen oder die Umgestaltung von Knoten zu Kreiseln würden umgesetzt. Entscheidend für Sprück ist: "Die Verwaltung wartet nicht, bis Beschwerden eingehen. Im Gegenteil, sie fragt, ob Gefahren im Straßenraum erkannt werden."

In Düsseldorf hingegen steigt die Zahl der Verkehrstoten: 2015 starben 14 Menschen bei Crashs im Stadtgebiet, vier mehr als im Jahr davor. 2013 waren es noch sechs Personen. Ein Düsseldorfer Polizeisprecher relativiert jedoch: "So tragisch ein tödlich ausgehender Verkehrsunfall ist, bei der Größe der Stadt und dem hohen Verkehrsaufkommen sind diese Zahlen noch relativ gering."

Erfreulich sei, dass seit acht Jahren kein einziges Kind tödlich verunglückt ist, auffallend dafür die hohe Zahl der verunfallten Senioren. Von den acht Unfalltoten im laufenden Jahr (Köln: 14 Personen) waren fünf älter als 65 Jahre. "Das ist repräsentativ für die vorangegangenen Jahre", sagt der Polizeisprecher. "Einerseits sind Senioren aufgrund der nachlassenden Hör- und Sehfunktion häufiger in Unfälle verwickelt, andererseits sind sie wegen ihrer körperlichen Konstitution stärker von den Folgen betroffen."

Neben überhöhter Geschwindigkeit, falschen Überhol- und Wendemanövern spiele eine Unfallursache eine immer größere Rolle: die Ablenkung durch technische Geräte. "Der Check der Mails, das Schreiben einer Nachricht oder Bedienen des Navigationsgerätes während der Fahrt - und der damit verbundene Blindflug über die Straße - ist und bleibt gefährlich", sagt Polizeipräsident Norbert Wesseler. Entsprechend wurden die Kontrollen gegen telefonierende Verkehrsteilnehmer um 77 Prozent erhöht.

(beaw)
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