Lagebild des LKA Drogenkriminalität in NRW auf höchstem Stand seit 20 Jahren

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalen wird für Drogenhersteller und Händler immer wichtiger – das stellt das Landeskriminalamt in seinem neuen Lagebild zur Rauschgiftkriminalität fest. Insgesamt stieg die Zahl der Delikte 2019 auf den höchsten Stand seit 20 Jahren.

 Sichergestelltes Ecstasy in einem Beutel (Symbolfoto).

Sichergestelltes Ecstasy in einem Beutel (Symbolfoto).

Foto: dpa/Boris Roessler

Mit fast 70.000 erfassten Delikten hat die Rauschgiftkriminalität in NRW 2019 den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Das geht aus einem jetzt veröffentlichten Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) hervor. Demnach gab es einen deutlichen Anstieg bei den Drogentoten, aber weniger Beschaffungskriminalität. Große Bedeutung bekomme der Onlinehandel und Postversand von Betäubungsmitteln - mit NRW als Logistikstandort.

Die Ermittler weisen zu Beginn ihres rund 20-seitigen Lagebilds selbst darauf hin, dass Drogenkriminalität praktisch nur durch Kontrollen auffliegt. Die Zahlen schwanken daher und es gibt ein großes Dunkelfeld. Der Bericht des LKA gibt aber interessante Trends wieder.

  • Schwarzmarkt „Der europäische Betäubungsmittel-Markt wächst“, konstatieren die Ermittler. Es gebe eine „hohe Verfügbarkeit“ an Drogen, sehr viele kommen demnach aus den Niederlanden. „NRW kommt aufgrund der geografischen Lage eine immer größer werdende Rolle als Transitland und Zwischenlager für Chemikalien zu, die zur Rauschgiftherstellung in den Niederlanden bestimmt sind“, so das Lagebild. Auch die Produktion verlagere sich teilweise nach NRW.
  • Delikte Starker Anstieg beim unerlaubten Handel und Schmuggel (plus 13,8 Prozent im Vergleich zu 2018), weniger direkte Beschaffungskriminalität (minus 8,9 Prozent). Der Anteil der Rauschgiftkriminalität an der Gesamtkriminalität stieg auf 5,6 Prozent - 0,3 Prozentpunkte mehr als 2018.
  • Verdächtige Von 55.999 Tatverdächtigen waren rund 40.000 Deutsche. Die allermeisten Männer – der Frauenanteil bei den einzelnen Rauschgiftarten variiert laut Lagebild zwischen 9,7 und 15,5 Prozent.
  • Drogenarten Die Gesamtzahl der Delikte mit Cannabis stieg 2019 um 2,5 Prozent an, die Polizei stellte 5,9 Prozent mehr davon sicher - insgesamt 1656 Kilo. 184 Cannabis-Plantagen wurden entdeckt. Die Zahl der Heroin-Delikte blieb nahezu konstant (3191 Fälle). Einen starken Anstieg gab es bei Kokain: Plus 10,6 Prozent bei allen Delikten (4276). Auffallend: Bei Kokain ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger überproportional hoch – mit fast 50 Prozent. Bei synthetischen Drogen liegt Amphetamin weit vorn.
  • Tote Zu den Rauschgifttoten zählen neben Opfern mit Überdosis grundsätzlich auch Menschen, die durch langzeitigen Gebrauch sterben sowie drogenbedingte Suizide und Unfallopfer – wenn Rauschgift eine Rolle spielte. Die meisten der 292 Opfer (212) starben 2019 durch Langzeitschäden, 69 durch Vergiftungen, keiner durch einen Unfall – allerdings starben 24 Menschen wegen Alkohols am Steuer.
  • Trends Das Spektrum an Drogen hat sich laut LKA vergrößert. Regelmäßig tauchten neue synthetische Stoffe auf dem Markt auf. „Auch die Konsumformen passen sich den zeitgemäßen Veränderungen an“, heißt es in dem Papier: So würden synthetische Drogen zunehmend in E-Zigaretten „gedampft“ und so inhaliert. Die Wirkstoffe in Haschisch und Heroin wurden noch mal stärker, so die Ermittler. Hochprozentige Kokain-Zubereitungen nahmen ab.
  • Versand Im Internet gibt es laut LKA inzwischen regelrechte Verkaufsportale mit Produktbeschreibungen und Kundenbewertungen. Die Lieferung erfolge frei Haus. „Eine zunehmende Verlagerung des Betäubungsmittel-Handels in das Internet ist deutlich erkennbar“, so die Ermittler. NRW habe sich dabei zum „Logistikstandort“ für den internationalen Versand aller Drogenarten entwickelt.
(mba/dpa)
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