Artenvielfalt dank steigender Wasserqualität Diese Tiere und Pflanzen leben im Niederrhein

Düsseldorf · Die Artenzusammensetzung im Rhein ist im stetigen Wandel. Momentan leben im Niederrhein 43 Fischarten. Wir stellen hier einige Tiere und Pflanzen vor und erklären ihre ökologischen Funktionen.

Diese Tiere leben am Niederrhein
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Diese Tiere leben im Niederrhein

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Der Rhein ist nicht nur eine wichtige Wasserstraße und Standort für die Industrie, sondern auch ein lebendiger Fluss mit unterschiedlichen Lebensräumen für Flora und Fauna. Doch in den vergangenen 200 Jahren musste die aquatische Umwelt einige Veränderungen durchleben, die zum Beispiel zum Aussterben des Störs geführt haben. Wir stellen hier einige Lebewesen aus dem Niederrhein vor und erklären ihre ökologischen Funktionen.

Laut dem Fachbericht „Entwicklung und ökologisches Potenzial der Fische des Rheins in NRW“ vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in NRW wurden in historischen Aufzeichnungen noch 43 ursprünglich im Niederrhein vorkommende Fisch- und Rundmaularten dokumentiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rhein stark durch Haushalts- und Industrieabwasser verschmutzt. In der Zeit von 1880 bis 1950 wurden noch 30 Arten dokumentiert. In der Zeit des Höhepunkts der Verschmutzung zählten die Forscher lediglich 28 Arten. Besonders dank der Einführung von Kläranlagen in den 1970er Jahren wurde die Wasserqualität wieder besser.

Von 1984 bis 2017 konnte der LANUV 43 Arten nachweisen. Die häufigsten Fischarten im Niederrhein sind Schwarzmaulgrundel, Ukelei, Aland, Rotauge, Flussbarsch, Nase und Aal. Der Aal gilt als gefährdete Art in NRW. 1986 starben 150.000 Individuen, weil bei einem Chemieunfall im Chemiewerk Sandox toxisches Löschwasser in den Rhein floss. Seit 2010 gibt es ein Wiederansiedlungsprogramm für Aale im Rhein. Auch die Wanderfische Lachs und Maifisch werden seit über 10 Jahren wieder angesiedelt und es zeigen sich erste Erfolge.

Von den 43 nachgewiesenen Arten sind allerdings 13 invasiv, sie wurden direkt vom Menschen direkt oder indirekt aus fremden Gebieten eingeführt. Experten bezeichnen solche eingeführten Arten als Neozoen. Besonders die invasiven Grundeln fühlen sich im Rhein anscheinend sehr wohl. Die konkurrenzstarke Schwarzmaulgrundel ist momentan die dominierende Art. Das habe laut Fachbericht bisher den Effekt, dass sie einen Vorteil in der Konkurrenz um Nahrung hat. Bisher gebe es aber noch keine eindeutigen Bestandsrückgänge bei den heimischen Fischarten.

Trotz Kläranlagen stellt der Eintrag von Mikroverunreinigungen und -schadstoffen nach wie vor eine Belastung für die Lebewesen im Wasser dar. Arzneimittel, Röntgenkontrastmittel, Kosmetikprodukte, Pflanzenschutzmittel und andere Chemikalien gelangen aus Haushalten, Gewerbe und Industrie in zunehmendem Maße in die Gewässer – vor allem über das häusliche Abwasser, wie der Umweltzustandsbericht 2020 des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW erklärt. Auch laut der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) spielt die organisch und anorganisch chemische Belastung noch immer eine Rolle bei der Fischgesundheit und beim Reproduktionspotenzial.

Auch die Wassertemperatur beeinflusst das Leben im Rhein. Laut IKSR steigt durch die thermische Belastung des Rheins (zum Beispiel Kühlwassernutzung) und den generellen Temperaturanstieg die Wassertemperatur des Flusses. Dadurch müssen sich kälteliebende heimische Arten an kühlere Orte wie Seitenflüsse und Grundwasseraufstöße zurückziehen. Invasive Arten, die eher wärmeliebend sind, können sich ausbreiten.

Nicht nur Möwen fühlen sich im Rhein wohl.

Nicht nur Möwen fühlen sich im Rhein wohl.

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Auch die Uferzonen verlanden zunehmend. So fallen Aufwuchsgebiete für Jungfische weg. Dadurch verändert sich die Artengemeinschaft. Das Umweltbundesamt vermutet, dass sich durch die klimawandelbedingte Häufung von Niedrigwasserereignissen die Anzahl an wirbellosen Kleinlebewesen um bis zu 41 Prozent bis zum Jahr 2099 verringern könnte. Bei Fischen rechnet man mit einem lokalen Verlust der Biodiversität von vier bis 22 Prozent bis 2070.

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