Anstieg in NRW Deutlich mehr Verfahren gegen Kinderpornografie in 2019

Düsseldorf · Allein in NRW wurden innerhalb eines Jahres 2805 Verfahren registriert. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Die Zahl der bekanntgewordenen Fälle von Kindesmissbrauch ist im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen gestiegen. „Unsere Kreispolizeibehörden haben 2805 neue Verfahren registriert“, sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“. 2018 seien es noch 2.422 Fälle gewesen. Das ist ein Anstieg um fast 16 Prozent. Noch stärker war die Zunahme laut Reul bei Erwerb, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie. Hier gab es eine Steigerung um rund 67 Prozent von 1411 Fällen im Jahr 2018 auf 2359 Ermittlungsverfahren im vergangenen Jahr.

Der Anstieg liege einerseits daran, dass in den USA seit 2012 Internetprovider, E-Mail-Anbieter und Datenhoster alle grafischen Inhalte, die im Netz verschickt werden, automatisiert nach Kinderpornografie filtern, hieß es in dem Zeitungsbericht. Daher erhielten die deutschen Behörden aus den USA immer mehr Hinweise auf Täter in Deutschland. Außerdem steige die Kripo in Nordrhein-Westfalen seit 2019 laut Innenministerium tiefer in die Ermittlungen ein. Sie suche bei Verdächtigen zunehmend nach Querverbindungen zu anderen Pädokriminellen. Auch das erhöhe die Fallzahlen in Sachen Kinderpornografie.

Die deutliche Zunahme an Anzeigen bei Kindesmissbrauch könnten auch darauf zurückgehen, dass der Fall Lügde mit massenweisem Missbrauch viele Menschen sensibilisiert habe, heute eher mit einem Verdacht zur Polizei gehen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Außerdem würden sich in der Kriminalstatistik 2019 auch die Missbrauchsfälle aus dem Lügde-Verfahren niederschlagen, auch wenn die Anzeige bereits 2018 erstattet worden war.

Zwei Männer waren im vergangenen September zu Freiheitsstrafen von 13 und zwölf Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. Vor allem auf einem Campingplatz im lippischen Lügde hatten sie sich in rund 400 Fällen des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht. Unter den Opfern war auch das Pflegekind des Hauptangeklagten.

(dtm/epd)
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