Standplätze an Autobahnen überfüllt NRW baut wegen Parkplatznot über 3600 Lkw-Plätze

Düsseldorf · Lkw-Fahrer in Not: Etliche Stunden hinter dem Lenkrad, die gesetzliche Ruhezeit im Nacken und kein Autobahnparkplatz in Sicht. NRW baut seit Jahren gegen den Mangel an und setzt jetzt auch auf digitales Parkraum-Management.

 Abgestellte Lastwagen stehen auf der Rastätte Siegerland Ost an der A45. Bundesweit fehlen an den Autobahnen nach Ansicht von Experten Stellplätze für Lastwagen.

Abgestellte Lastwagen stehen auf der Rastätte Siegerland Ost an der A45. Bundesweit fehlen an den Autobahnen nach Ansicht von Experten Stellplätze für Lastwagen.

Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Nordrhein-Westfalen plant und baut derzeit 3640 zusätzliche Parkplätze für Lastwagen an Autobahnen. Das teilte das Landesverkehrsministerium in Düsseldorf mit. „Wie in anderen Bereichen der Infrastruktur hat der Bau zusätzlicher Lkw-Stellplätze mit dem zunehmenden Güterverkehr nicht Schritt gehalten“, stellte das Ministerium fest. Für den Pkw-Verkehr seien an den Autobahnen hingegen ausreichend Parkplätze vorhanden.

Aktuell gebe es auf den rund 320 Rastanlagen entlang der Bundesautobahnen in NRW etwa 7100 markierte sogenannte Lkw-Parkstände. Hinzu kämen Kapazitäten der in privater Regie betriebenen Autohöfe. Als Parkstand werden die schrägen Abstellreihen bezeichnet, auf denen auch zwei oder drei kürzere Lastwagen hintereinander stehen können.

Köln: Patrick Essex fotografiert Lkw-Fahrer auf NRW-Rasthöfen
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Lastwagen-Fahrer auf Rasthöfen in NRW

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Foto: Patrick Essex

Bei einer Erhebung 2013 hatte der Bund bis zum Jahr 2025 einen Bedarf von rund 4000 zusätzlichen Stellplätzen allein für NRW ermittelt. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen liegen noch nicht vor. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) schätzt, dass bundesweit bis zu 40 000 Lkw-Stellplätze fehlen.

In NRW sind nach Angaben des Landesverkehrsministeriums in den vergangenen zehn Jahren 3550 Parkstände gebaut worden - seit Antritt der schwarz-gelben Regierung Mitte 2017 rund 670. Der Bund stelle jährlich mehr als 100 Millionen Euro dafür bereit. Neue Standorte für Rastanlagen in der Nähe von Autobahnen stießen allerdings oft auf Widerstand: „Unterschwellig spielen Befürchtungen und Vorurteile eine Rolle, mit zusätzlichen Lkw-Stellplätzen würden Drogenhandel, Prostitution und Kriminalität einhergehen.“

Nur ausgeruhte Fahrer seien aber sicher unterwegs, mahnte das Ministerium. „Lkw-Fahrer brauchen Parkraum, um die gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitunterbrechungen und Ruhezeiten einzuhalten.“ Der BGL hatte kürzlich gewarnt, dass Lkw-Fahrer in ihrer Not schon auf Ein- und Abfahrten oder Standstreifen parkten. Nach Schätzungen des Verbands sind auf Deutschlands Straßen rund 500 000 einheimische plus mindestens 300 000 ausländische Lastwagen unterwegs - Tendenz steigend.

NRW ist mit seinem rund 2200 Kilometer langen, engmaschigen Autobahnnetz besonders betroffen. Das Transitland setzt auch auf die Chancen der Digitalisierung, um das vorhandene Angebot besser auszunutzen. Neben Pilotprojekten zum Kolonnen- oder Kompaktparken sind Testanlagen entlang der A 61 vorgesehen, die die Belegung der Plätze elektronisch erfassen und per Internet direkt in die Führerhäuser oder Navigationsgeräte der Lastwagen übertragen sollen. Die Ausschreibung der Anlage ist für das kommende Frühjahr vorgesehen.

(top/dpa)
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