Erntehelfer-Rückgang befürchtet Auch Erdbeeren aus NRW werden wohl teurer

​ Viersen/Düsseldorf​ · Die Erdbeersaison beginnt. In den Gewächshäusern des Rheinlandes sind die ersten Früchte der neuen Ernte reif. Die Obstbauern werben für ihre Produkte aus der Region und ohne lange Transportwege. Allerdings müssen sie auch höhere Kosten weitergeben.

Erdbeer-Fans müssen tiefer in die Tasche greifen.

Erdbeer-Fans müssen tiefer in die Tasche greifen.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Auch Erdbeeren werden voraussichtlich teurer. Der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer berichtete zum Auftakt der diesjährige Erntesaison in Viersen von kräftig steigenden Kosten. Die Energiepreise belasteten nicht nur den Anbau im beheizten Gewächshaus. „Treibstoff für die notwendigen Arbeiten auf den Feldern, Folien und Vliese zum Schutz gegen niedrige Temperaturen, Düngemittel und Verpackungen sind in den letzten Wochen und Monaten so teuer geworden, wie wir es niemals vermutet hätten“, erklärte Vize-Präsident Georg Boekels am Donnerstag und fügte hinzu: „Die Kosten müssen wir an unsere Abnehmer weitergeben“. Auch die Mehrkosten durch die Lohnsteigerungen müssten weitergegeben werden.

Ein Großteil der Erdbeerernte wird direkt auf den Höfen verkauft, ein anderer Teil geht in den Handel. Der Verband appellierte an die Verbraucher, Obst und Gemüse aus heimischen Anbau zu kaufen und so die Bauern vor Ort zu unterstützen. Der Anbau von Erdbeeren im Gewächshaus und in Folientunneln biete den Vorteil, dass durch den Schutz der Früchte vor Regen Pflanzenschutzmittel eingespart und die Saison verlängert werden könne. Auch der Transport von Erdbeeren über Tausende Kilometer aus anderen Regionen der Welt könne eingespart werden. Boekels forderte zugleich den Lebensmitteleinzelhandel auf, „uns Preise zu zahlen, die uns ein Überleben ermöglichen“.

Die rheinischen Obstbaubetriebe befürchten infolge des russischen Krieges in der Ukraine, nicht genügend Erntehelfer in Osteuropa zu finden. „Große Sorgen macht uns derzeit auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften“, erklärte Boekels, der auch Vorsitzender der Landesfachgruppe Obstbau im Provinzialverband ist. Etlichen Betrieben sei von Erntehelfern, die in der Nähe der ukrainischen Grenze leben, mitgeteilt worden, dass sie bei ihrer Familie bleiben möchten. Allerdings steigt der Erntehelfer-Bedarf nach Verbandsangaben erst in den kommenden Wochen deutlich an, wenn die Erdbeerernte nicht nur in den Gewächshäusern, sondern auch auf den Felder ansteht.

Die meisten Erntehelfer kommen laut dem Verband traditionell aus Rumänien, gefolgt von Polen und Bulgarien. Derzeit sei noch nicht absehbar, wie viele Erntehelfer letztlich kommen werden. In den vergangenen Jahren seien die Löhne für die Erntehelfer stark gestiegen. Momentan liege der gesetzliche Mindestlohn bei 9,82 Euro je Stunde. Zum 1. Juli werde er auf 10,45 Euro je Stunde angehoben, zum 1. Oktober dann auf 12 Euro. Eine Reihe von Obstbaubetrieben habe Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Ihnen würden auch Arbeitsplätze und Beschäftigung angeboten.

In der Landwirtschaft und im Gartenbau von Nordrhein-Westfalen werden auch in diesem Jahr etwa 80 000 Erntehelfer benötigt. Diese Zahl nannte das NRW-Landwirtschaftsministerium mit Verweis auf mehrere Verbände. Informationen, dass wie zu Saisonbeginn 2020 im größeren Umfang Arbeitskräfte fehlten, lägen dem Ministerium derzeit nicht vor, sagte ein Sprecher. Die weitere Entwicklung sei noch nicht absehbar. Eine spezielle landwirtschaftliche Jobvermittlungsbörse für ukrainische Vertriebene sei bisher nicht eingerichtet worden. Aktuell stehe die Unterbringung der Kriegsflüchtlinge im Vordergrund.

(ldi/dpa)
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