Nordrhein-Westfalen Ditib-Imame werden vom Verfassungsschutz überprüft

Köln · Nordrhein-Westfalen lässt alle Imame der Türkisch-Islamischen Union Ditib, die in den Gefängnissen des Landes zur Betreuung von Häftlingen eingesetzt werden, vom Verfassungsschutz überprüfen. Die Ditib-Prediger genössen "keinen Vertrauensvorschuss mehr".

 Die Ditib-Moschee in Köln.

Die Ditib-Moschee in Köln.

Foto: dpa, obe fdt mg

Das sagte Landesjustizminister Thomas Kutschaty (SPD) dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Überprüfung durch den Verfassungsschutz sei "die Konsequenz aus dem Comic der Religionsbehörde Diyanet, in dem der Märtyrer-Tod verherrlicht wird", sagte der SPD-Politiker.

Wegen der umstrittenen, für Kinder in der Türkei gedachten, aber auch in Deutschland verbreiteten Schrift hatte das NRW-Innenministerium vor einigen Wochen eine Kooperation mit der Kölner Ditib-Moscheegemeinde bei einem Präventionsprogramm beendet, mit dem Jugendliche vor dem Abdriften in den gewaltbereiten Salafismus geschützt werden sollen.

Ditib reagierte auf Kutschatys Entscheidung zur Verfassungsschutz-Überwachung mit Unverständnis. Sie sei "als politisch motiviert und als reiner Wahlkampfpopulismus zu bewerten", teilte Ditib-Vorstandsmitglied Murat Kayman der Zeitung mit.

Um radikalisierte Muslime, die bereits straffällig geworden sind, von ihrem Weg abzubringen, setzt Kutschaty in den NRW-Gefängnissen auch auf seelsorgerische Betreuung. Von den Ende Februar eingesetzten 114 Imamen wurden nach Ministeriumsangaben 97 von der Ditib entsandt.

Der Ditib gehören laut Selbstdarstellung bundesweit rund 900 Moscheegemeinden an. Der Dachverband ist personell und organisatorisch eng mit der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara verwoben.

(csr/AFP)
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