Neuss Nonnen erzählen von Burundi

Neuss · Oase der Menschlichkeit in einem verrohten Land: So erinnern sich Neusser an ihre Besuche im Hospital Sankt Augustinus in Burundi. Derweil berichtete die verletzte Schwester Beatrice mehr über den Anschlag auf ihr Leben.

Die Neusser Schwester Crescentia hat das Sankt Augustinus Hospital in Gihanda 20 Jahre geleitet. Jetzt betreut sie die beiden verletzten Schwestern.

Die Neusser Schwester Crescentia hat das Sankt Augustinus Hospital in Gihanda 20 Jahre geleitet. Jetzt betreut sie die beiden verletzten Schwestern.

Foto: Baum

Schwester Crescentia ist eine gutmütige Frau. Wenn sie aber über den Anschlag auf die beiden Ordensschwestern in Burundi spricht, wird ihr Gesicht ernst. "Es geht ihnen den Umständen entsprechend", berichtete die Neusser Augustiner-Schwester über ihren Besuch in der Uniklinik Düsseldorf.

Dort wird seit Sonntag Schwester Beatrice, eine der beiden schwer verletzten burundischen Schwestern aus dem Hospital Sankt Augustinus in Gihanda, versorgt. Schwester Crescentia aus dem Neusser Kloster Immaculata sprach mit ihr über den Anschlag.

Der Kleinbus mit den beiden Schwestern und fünf weiteren Insassen war auf einer Straße in der Nähe der Hauptstadt Bujumbura unterwegs, als die Rebellen in Polizeiuniformen das Fahrzeug stoppten und das Feuer auf die beiden Schwestern eröffneten. Sie steckten das Auto in Brand, verschonten aber die anderen Insassen. Die beiden Schwestern schleppten sich aus dem brennenden Fahrzeug. In der Überzeugung, zu sterben, bat Schwester Beatrice um Vergebung für die Mörder, wie Schwester Crescentia am Montag berichtete.

Sie leitete das Hospital von der Eröffnung bis 1989, als das Haus in die Hände einheimischer Schwestern gegeben wurde. Auch sie erlebte den Bürgerkrieg auf dem Gelände des Hospitals. "Wir haben mehrmals gedacht: Das ist jetzt unser Ende. Aber es war trotzdem eine schöne Zeit. Wir konnten gut arbeiten, man hat uns auch arbeiten lassen."

Bis heute, das erfuhren Schwester Crescentia und Schwester Hildegard bei ihrem letzten Besuch im Februar 2011, ist die Dankbarkeit in der Bevölkerung groß. Doch schon da merkten sie: "Die Angst ist wieder da." Schwester Beatrice berichtete damals, es gebe kaum eine Nacht, ohne dass jemand verschwinde.

Der frühere CDU-Abgeordnete und Neusser Rechtsanwalt Heinz Günther Hüsch besuchte mehrfach die Gesundheitszentren der Augustinerinnen Burundi. "Die Neusser haben ihren Dienst am allerärmsten Kranken verrichtet. Oft waren mehrere hundert Hilfesuchende gleichzeitig in dem Hospital", berichtete Hüsch am Montag. Er gab mit einer Bundestagsdelegation eine politische Schutzerklärung beim Staatspräsidenten ab und erwirkte beim damaligen Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner Hilfsflüge der Bundeswehr.

Hanni Hüsch, ARD-Korrespondentin in Washington, verbrachte ein halbes Jahr im Gesundheitszentrum in Gihanga: "Eine Oase der Menschlichkeit inmitten eines liebenswerten, aber durch Krieg und Armut auch verrohten Landes. Ich habe den Mut, die Kraft und den Optimismus der Neusser Nonnen bewundert. Und doch gab und gibt es auch die, die das Engagement für die Armen und Schwachen mit Misstrauen und Gier beobachten. So ist Gihanga leider auch ein gefährlicher Ort."

Derweil läuft die Hilfe an. Hüsch sagte den Augustinerinnen finanzielle Unterstützung aus einem privaten Fonds zu. Denn die Rechnungen für die Behandlungen gehen ans Kloster Immaculata. Auch in der Uniklinik erfahren die Schwestern Hilfe. Chefarzt Professor Dr. Norbert Kübler hat seinen Urlaub für die Behandlung unterbrochen.

(NGZ)
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