Neustart für „Verstehen Sie Spaß?“ Schöneberger spielt den Lockvogel

Düsseldorf · Als Nachfolgerin von Guido Cantz soll Barbara Schöneberger für gute Quoten sorgen. Doch an dem ARD-Klassiker sind schon viele Gastgeber gescheitert. Bei der Premiere am Samstagabend erteilt Show-Mitbegründerin Paola Felix der 48-jährigen Moderatorin ihren Segen.

 Mit Entertainerin Barbara Schöneberger präsentiert nach 32 Jahren wieder eine Frau den Unterhaltungsklassiker "Verstehen Sie Spaß?".

Mit Entertainerin Barbara Schöneberger präsentiert nach 32 Jahren wieder eine Frau den Unterhaltungsklassiker "Verstehen Sie Spaß?".

Foto: obs/SWR - Das Erste

Wenn es um Humor geht, verstehen die deutschen Fernsehzuschauer keinen Spaß. Vor allem am Samstagabend. Auf diesem Sendeplatz braucht es den größtmöglichen gemeinsamen Nenner, um die Massen dauerhaft vor dem Bildschirm zu versammeln. Witze sollten niemanden überfordern, auch im wohnzimmerlichen Dämmerschlaf verständlich sein, maximal familientauglich und am besten auf Kosten irgendwelcher Prominenz gehen, der man schon immer mindestens den Karriereknick an den Hals gewünscht hat. Weil der ARD-Klassiker „Verstehen Sie Spaß?“ dieses Prinzip wie keine andere Show perfektioniert hat, bekommt sie auch nach mehr als 40 Jahren noch eine Frischzellenkur verpasst. Statt Guido Cantz moderiert ab Samstag Barbara Schöneberger. Man darf wohl sagen, dass damit zueinander findet, was gefühlt ohnehin zusammen gehört.

Zählt Schöneberger doch zu den stets überdreht gut gelaunten TV-Dampfplaudererinnen, die alles wegmoderieren, was ihnen vors Mikro kommt. Ob Eurovision Song Contest, NDR Talk Show oder „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“, die 48-Jährige weiß sich in der Regel mit Charme, Chuzpe und Charisma zu behaupten, eine Mischung, die ihr wohl auch in ihrem neuen Job zugute kommen wird. Wobei Schöneberger, die damit punktet, dass sie sich auf der Bühne eben nicht verstellt, nun gelegentlich als Lockvogel Opfer vor die versteckte Kamera locken soll. Deshalb hat sie im Vorfeld schonmal zurückgerudert, was ihre Rolle angeht. „Ich habe verstanden, dass ich hier nicht die Hauptfigur bin, sondern diejenigen, die reingelegt werden“, sagte sie. „Ich muss nur ab und zu den Kreisel wieder in Schwung bringen. Es wird keine oscarreife Leistung von mir erwartet, sondern ich bin ein Rädchen in einem gut geölten System.“ So könne sie sich den „großen Aufschlag“ für die Moderation der Sendung aufheben.

Tatsächlich hatte „Verstehen Sie Spaß!“ ähnlich wie „Wetten, dass..?“ das Potenzial, die Gastgeber zu Publikumslieblingen zu machen. Wie Paola und Kurt Felix, die die Show nach amerikanischem Vorbild entwickelten. Zwölf Jahre, von 1980 bis 1992, prägte das Schweizer Ehepaar die Unterhaltungssendung, anfänglich moderierte Kurt Felix alleine, erst mit dem Wechsel zum Samstagabend stieß seine Frau dazu, unterstützt unter anderem von „Blödelbarde“ Karl Dall als Assistenten. Das Paar versammelte in der Spitze mehr als 20 Millionen deutsche Zuschauer (30 Millionen europaweit) vor den Bildschirmen und erhielt den Bambi für die erfolgreichste TV-Unterhaltung in den 80ern. Die meisten Nachfolger konnten dabei nicht mithalten, scheiterten aber auch an der Aufgabe, den bestenfalls harmlosen, oft verkrampften bis verstaubten Schabernack angemessen zu präsentieren.

Chefzyniker Harald Schmidt etwa wirkte in der Rolle des Einspielfilmchen-Conférenciers lustlos und deplatziert, auch Dieter Hallervorden und Cherno Jobatey verstanden es nicht, die Show zu alter Größe zu führen. Erst Frank Elstner verwandelte die Sendung wieder in ein Zugpferd des Samstagabends. Der Grandseigneur der Fernsehunterhaltung orientierte sich am ursprünglichen Konzept, baute es aus und um einschließlich der Lizenz zum gnadenlosen Überziehen der Sendezeit. Schließlich wollte man „Wetten, dass..?“ etwas Ebenbürtiges entgegensetzen. Von 2009 an übernahm Karnevalist Guido Cantz, der sich in der Rolle des obersten Narren sichtlich wohl fühlte. Nach 60 Shows mit Cantz steht nun Schöneberger dem eskapistischen Schadenfreude-Reigen vor. Trotz Krisenzeiten findet die Moderatorin aber, dass Unterhaltungsformate wie „Verstehen Sie Spaß?“ ihre Berechtigung haben. Die Zuschauer könnten dies einschätzen, sagte sie, danach werde es wieder ernst.

Klar, dass in der ersten Ausgabe am Samstag größtmögliche Prominenz zur Unterstützung der neuen Gastgeberin aufgeboten wird. Als Lockvögel treten unter anderem „Bergdoktor“ Hans Sigl, das Entertainer-Ehepaar Jana Ina und Giovanni Zarrella, die Influencerinnen Lisa und Lena sowie die Ski-Weltmeisterin Martina Ertl auf. Mit der Einladung von Paola Felix als Ehrengast will die ARD offensichtlich eine Brücke schlagen zu den Anfängen der Show und Schöneberger den Segen der Begründer zukommen lassen. Immerhin ist sie seit der Schweizerin die erste Frau als Moderatorin des Unterhaltungsdampfers. Wenn Schöneberger vom Typus her auch deutlich schlagfertiger und offensiver ist als die eher zurückhaltende Felix, so bringt sie auf jeden Fall die nötige Routine und Professionalität mit, um am Samstagabend nicht unterzugehen. Nur die Quoten von damals bleiben für sie wohl auf ewig unerreichbar.

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