Düsseldorf Neue Hausnummern: Kritik am Wachstum der Kö

Düsseldorf · Der Historiker Brzosa ist gegen die "beliebige Verlängerung" der Straße. Dezernent Bonin verteidigt die Entscheidung.

 Die Kö hieß 1858 auf der westlichen Seite Canalstraße, südlich der Benrather Straße gab's ein Exerzierfeld – und wo heute Görres-Gymnasium und Interconti stehen, eine Kaserne.

Die Kö hieß 1858 auf der westlichen Seite Canalstraße, südlich der Benrather Straße gab's ein Exerzierfeld – und wo heute Görres-Gymnasium und Interconti stehen, eine Kaserne.

Foto: Stadtarchiv

Die Verlängerung der Königsallee werden die meisten Düsseldorfer als Gewinn ansehen. Dass aber die Kö durch neue Hausnummern wächst, ruft auch Kritik hervor. Wie die RP berichtete, erhalten die beiden Libeskind-Gebäude die Hausnummern 2 (Haus Königsallee) und 2a (Haus Hofgarten).

 Die Landskrone schlängelte sich bereits im 19. Jahrhundert entlang der Hofgartenstraße zur Kö.

Die Landskrone schlängelte sich bereits im 19. Jahrhundert entlang der Hofgartenstraße zur Kö.

Foto: Brzosa

Dadurch werden die entlang der Landskrone stehenden Gebäude, die weit über den Schadowplatz in östliche Richtung reichen, zu Kö-Adressen. Ähnlich ist Walter Brune mit der Kö-Galerie verfahren, deren Eingang zur Grünstraße Kö-Hausnummern hat; dort befindet sich auch ein Eingang mit dem Namen Kö-Höfe.

Der Historiker Ulrich Brzosa, der sich durch zahlreiche Veröffentlichungen einen Namen gemacht hat, hält vom künstlichen Kö-Wachstum nicht viel. Vor allem an der jetzt für das nördliche Ende gefundenen Lösung übt er Kritik. Er meint: "Wäre es nicht ,eindeutiger', wenn der Kö-Bogen, der ja ,nur' ein Hofgartenbogen ist, seine historische Straßenbezeichnung behalten würde: Hofgartenstraße?"

Brzosa verweist auf die 1858 erlassene Polizeiverordnung, welche die Nummerierung der Häuser neu regelte. "Die Königsallee, die nur östlich bebaut war — im Westen standen ja noch die Kasernen — erhielt 52 Nummern. Die Kö war da, wo der Wassergraben und die Baumallee das Bild der Straße prägte. Die heutige ,südliche Kö' — ohne Wassergraben und Baumallee — war dem Bergisch-Märkischen Bahnhof geschuldet, der am Kopf der Kö lag. Als der Bahnhof Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde, wurde über das Gelände die Verbindung von der Kö zur Talstraße geschaffen. Also: alles noch im grünen Bereich, sprich: der Polizeiverordnung von 1858 folgend."

Die Rangelei um die Kö-Hausnummern habe 2005 angefangen, als OB Erwin das Parkhotel (früher Corneliusplatz 1) "historisch völlig widersinnig" der Kö zugeschlagen habe. "Da die Kö 1 der Kaufhof hatte, blieb für das Parkhotel nur die Kö 1a. Das war zusätzlich widersinnig, da die Straßennummern immer aufsteigend verlaufen. Die Kö 1a ist — vielleicht als einzige Hausnummer in Düsseldorf — entgegen der Zählrichtung platziert. Meines Erachtens tut man sich keinen Gefallen, wenn die Kö immer wieder beliebig verlängert wird. Dann ist die Kö am Ende nämlich beliebig und auch nichts mehr wert."

Gregor Bonin als Planungsdezernent der Stadt, der mit dem Katasteramt für die Vergabe der Hausnummern zuständig ist, verteidigt die Entscheidung der Verwaltung. "Die Kö wird nicht beliebig verlängert, sondern nur am nördlichen Ende, wo wir sie ja auch in den Hofgarten führen." Dies sei auch ein emotionaler Moment, man schaffe nunmehr den städtebaulichen Übergang von der Kö in den Hofgarten, und dies werde parallel auch durch die Vergabe der Hausnummern dokumentiert. Bonin: "Das ist einfach nur konsequent."

Unterdessen hat der Eigentümer des bislang letzten Kö-Hauses (mit dem Max-Mara-Geschäft) die Nummerierung 2-4 über seinem Eingang entfernt. Dort ist nunmehr nur noch die Zahl 4 zu sehen.

(RP)
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