Mönchengladbach Naidoo mit neuem Sound

Mönchengladbach · Vor über 16 000 Besuchern sang der Mannheimer seine größten Hits. Neue Lieder mit extravagantem Klang waren auch dabei. Die Hitze tat der Stimmung im Hockey-Park keinen Abbruch. Gratis-Getränke sorgten für Abkühlung.

Xavier Naidoo rockt in Gladbach
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Ganz leger in kurzer Hose, Turnschuhen, und Sonnenbrille betrat er die Bühne. Das Publikum auf den hinteren Rängen im Mönchengladbacher Hockey-Park musste zunächst zweimal hinschauen, ob er es wirklich ist. Doch als er die ersten Töne seines Hits "Bevor du gehst" anstimmte, gab es keine Zweifel mehr. Xavier Naidoo ist da — so wie man ihn kennt. Mit kraftvoller Stimme, dezentem Bühnenbild und aussagekräftigen Texten.

Der Großteil der Setliste besteht aus Klassikern, wie "Wo willst du hin", 20 000 Meilen" und "Was wir alleine nicht schaffen". Der Sound seiner Musik lässt sich wohl eindeutig der Kategorie Pop zuordnen, doch seine Texte wollen nicht so recht in diese Schublade. Lieder über Liebeskummer oder anderen Herzschmerz gibt es bei ihm kaum. Naidoo philosophiert lieber über den Sinn des Lebens und den Weltfrieden. Und dafür schätzen ihn die Leute. Sie sind gekommen, um seine unbestreitbar außergewöhnliche Stimme zu hören. Bei Liedern wie "Dieser Weg" oder "Sie sieht mich nicht", braucht seine Band nur die ersten Takte anzuspielen, und schon ist die Menge da, singt mit, jubelt ihm zu.

ter Stegen hörte auch zu

Doch der Mannheimer hat auch ein paar neue Lieder im Gepäck. Die Texte sind gewohnt kritisch und kryptisch, doch der laute und etwas schrille Sound erinnert phasenweise eher an die Rocker von ACDC. Das kommt beim jüngeren Publikum teils gut an, sorgt aber auch für verdutzte Mienen. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Denn kurz darauf schlug der 40-Jährige wieder sanftere Töne an.

Die lieben auch Janet Kahlen (23) und ihr Freund Tobias Streter (30). "Er hat einfach eine so tolle Stimme. Ich habe alle seine Alben, aber live ist das noch mal etwas ganz anderes", sagt sie. Unter den rund 16 000 Besuchern im Hockey-Park — nur bei Guns ´n Roses waren mehr — war auch Borussias Torhüter Marc-André ter Stegen, der sich nach dem 2:0-Erfolg im Pokalspiel gegen Alemannia Aachen wohl einen entspannten Samstagabend gönnen wollte.

Trotz Temperaturen um die 33 Grad verging den Fans die Lust am Feiern nicht. Viele waren bereits am späten Nachmittag angereist. In Stimmung brachte sie Mic Donet, der eigentlich Michael Schuppach heißt und bei der Casting Show "The Voice of Germany", in der Naidoo als Juror fungiert, zu dessen Team gehörte.

Und damit die Fans den eigentlichen Grund ihres Kommens — Naidoo — überhaupt noch erleben, haben sich die Hockey-Park-Mitarbeiter etwas einfallen lassen. Ursprünglich war geplant, die Besucher im Innenraum mit einem eigens dafür angeschlossenen Wasserschlauch von Zeit zu Zeit ein wenig zu "erfrischen". "Davon haben wir aber dann doch keinen Gebrauch gemacht", sagt Hockey-Park-Geschäftsführer Michael Hilgers.

Stattdessen wurden Wassereimer zur Abkühlung gereicht und kostenlose Getränke verteilt. Gegen Ende wurde es dann noch einmal romantisch. Als Naidoo seinen Nummer-1-Hit "Ich kenne nichts" anstimmte, erhoben sich viele Besucher von ihren Sitzplätzen und schwenkten nicht nur die erleuchteten Displays ihrer Smartphones, sondern auch die ein oder andere Wunderkerze.

Naidoo selbst war überrascht vom Gesangstalent seiner Zuhörer. "Wahnsinn, Ihr seid der Wahnsinn", sagte er immer wieder und ließ die Menge auf sich wirken. Und dann verschaffte Gladbach dem Sänger noch sein ganz persönliches Highlight.

Vor kurzer Zeit habe er mit einem ausländischen Künstler darüber gesprochen, dass er in Deutschland ja schon recht bekannt sei, es aber noch nicht für große Stadiontouren reiche. "Aber dann habe ich an Euch gedacht", rief er den Fans entgegen. "Und das ist doch wohl ein Stadion hier, oder?!" — der Jubel war Antwort genug.

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