Anschlagsdrohung auf Düsseldorfer Weihnachtsmarkt „Die Entscheidung zur Räumung wird nicht leichtfertig getroffen“

Düsseldorf · Es war eine gespenstische Szenerie in der Düsseldorfer Innenstadt: Nach einer Sicherheitswarnung musste der große Weihnachtsmarkt am Montagnachmittag geräumt werden. Offenbar war es nicht die einzige Anschlagsdrohung in NRW an diesem Tag. Warum die Polizei so hart durchgriff.

Weihnachtsmarkt Düsseldorf: Anschlagsdrohung - Fotos aus der Innenstadt
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Anschlagsdrohung am Düsseldorfer Weihnachtsmarkt

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Foto: Verena Kensbock

Anschlagsdrohungen werden von den Sicherheitsbehörden extrem ernst genommen. Häufig muss schnell entschieden werden, welche Maßnahmen in einem solchen Fall zu ergreifen sind. In Düsseldorf hat sich die Polizei am Montag nach einer Anschlagsdrohung dazu entschieden, den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt zu räumen und Teile der Altstadt abzusperren. Die Polizei sprach offiziell von einer abstrakten Sicherheitsstörung, möchte diese aber nicht näher erläutern. Unserer Redaktion sind Details dazu bekannt, worin die Bedrohungslage bestand. Wir haben uns jedoch dazu entschieden, diese nicht zu nennen, um mögliche Nachahmungstäter nicht zu ermutigen.

„Die Entscheidung zur Räumung wird nicht leichtfertig getroffen. Man muss auch bei einer Räumung sehr sorgsam und sehr behutsam vorgehen. Denn dabei kann durchaus eine Panik entstehen, die man natürlich vermeiden muss“, erklärt Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW. „Wenn man schließlich räumen lässt, ist das schon konkret. Jedenfalls ist man dann zu dieser Einschätzung gekommen. Es kommt auch bei einer solchen Androhung darauf an, wie die Botschaft rüberkommt. Im Zweifel wählt man natürlich das geringste Risiko und lässt räumen. Sicher ist sicher“, so Rettinghaus.

Nach Informationen unserer Redaktion hat es am Montag in NRW in mindestens einer weiteren Stadt eine ähnliche Anschlagsdrohung gegeben. „Es gab auch woanders Anrufe ähnlicher Art wie in Düsseldorf. In Münster etwa – da ging es aber nicht gegen den Weihnachtsmarkt. Dort hat man den Anruf aber als Fake bewertet“, sagte ein Insider unserer Redaktion. Man wisse noch nicht, wer hinter den Drohungen stecke. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es. Zudem gab es in Düren einen ähnlichen Anruf an einem Berufskolleg, das nach daraufhin gesperrt, evakuiert und durchsucht worden.

Die Polizeipräsidien in Düsseldorf, Köln - zuständig für den Fall in Düren - und Münster bestätigten, dass sie jeweils einen Zusammenhang mit den anderen Anrufen prüfen. Es sei sehr auffällig, dass es an einem Tag plötzlich drei ähnliche Anrufe gegeben habe, hieß es aus Polizeikreisen.

Erfolgt eine Drohung telefonisch, wird sie sofort von den entsprechenden Fachdienststellen geprüft – wie dem Staatsschutz, dem Verfassungsschutz, dem Landeskriminalamt oder dem Bundeskriminalamt. „Die erstellen dann eine Gefährdungsanalyse. Je nach Erkenntnisgewinn und je nachdem, wie glaubhaft die Drohung eingestuft wird, wird entschieden, welche Maßnahmen ergriffen werden. Ist die Anschlagsdrohung konkret oder nicht konkret?“, sagte Polizeigewerkschafter Rettinghaus. Dabei spielt ihm zufolge auch immer eine Rolle, aus welcher politischen Richtung die Drohung kommt und gegen wen und welche Einrichtung sich die Drohung richtet. So würden etwa Synagogen und Weihnachtsmärkte als potenzielle Ziele mit besonderer Vorsicht behandelt. „Weihnachtsmärkte sind in Deutschland nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt natürlich hochgradig sensibel“, erklärte Rettinghaus.

Manchmal bekommen die deutschen Sicherheitsbehörden aber auch Informationen von befreundeten Geheimdiensten aus dem Ausland. „Wenn so ein Hinweis von einem Auslandsdienst kommt, ist das noch mal viel ernster, als wenn einer einfach auf einer Leitstelle anruft und die Drohung ausspricht. Dann steckt da meistens viel hinter“, so der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Im Fall eines Anrufs wird Rettinghaus zufolge auch geprüft, ob es zuletzt schon einmal so eine telefonische Drohung gegeben habe. „Es wird in anderen Städten und Ländern abgefragt, ob es derzeit auch woanders solche Drohungen gibt“, sagte er.

(mit Material der dpa)
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