Swisttal-Heimerzheim Familie erhält im Flutmüll entdeckte Eheringe von 1947 zurück

Swisttal-Heimerzheim · Es war ein kurioser Fund: Im Flut-Müll von Swisttal-Heimerzheim waren zwei Eheringe von 1947 entdeckt worden. Nun hat die Familie die Erbstücke zurück - dank eines Berichts im General-Anzeiger.

 Rita und Frank Knepper zeigen die in der Flut verloren gegangenen Eheringe ihrer verstorbenen Eltern.

Rita und Frank Knepper zeigen die in der Flut verloren gegangenen Eheringe ihrer verstorbenen Eltern.

Foto: Axel Vogel

Es ist eine dieser im wörtlichen Sinne wundervollen Geschichten, die für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen zu Lichtblicken und Symbolen der Hoffnung werden: Die von einem Polizisten in einer Flutmüllhalde gefundenen Eheringe gehörten dem Heimerzheimer Ehepaar Heinz und Christiane Knepper.

Deren Kinder, die Geschwister Rita und Frank Johannes Knepper, haben die Ringe ihrer Eltern nach der Lektüre des am Donnerstag im General-Anzeiger erschienenen Berichts sofort als die ihrer inzwischen verstorbenen Eltern identifiziert. Gleich am Freitag nahmen sie im Rathaus in Ludendorf die beiden Eheringe in Empfang, die Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Standesbeamtin Sonja Bois aus dem Tresor holten. Die Kinder innerhalb nur eines Tages zu finden, komme einem Wunder gleich, sagte die Bürgermeisterin. Und ein noch größeres Wunder sei es gewesen, dass die Ringe überhaupt gefunden worden waren.

Total emotional berührt

Dem schlossen sich die völlig überwältigten Geschwister an. „Wir sind seit gestern total emotional berührt. Es sind viele Tränen geflossen“, sagte Rita Knepper. Es sei auch „vollkommen verrückt, dass beide Ringe gefunden wurden, nicht nur einer.“ Sie hatte den Verweis auf den GA-Artikel im Social-Media Status einer Freundin gesehen. „Als ich die Gravur und die Daten gelesen habe, war für mich sofort klar: Das sind die Ringe unserer Eltern. Da sind erst einmal Tränen geflossen.“

Die inzwischen verstorbenen Eltern Heinrich (Heinz) Knepper, Jahrgang 1924, und Christiane, Jahrgang 1927, hatten 1947 geheiratet. Und zwar standesamtlich am 12. September und kirchlich am 14. September. Als Katholiken hatten sie als Eheschließungsdatum das der kirchlichen Trauung eingravieren lassen.

Allerdings erst 40 Jahre später, anlässlich ihres 40. Hochzeitstages, in neue Ringe. Den ersten Ehering hatte Heinz Knepper verloren, wiedergefunden und ein zweites Mal verloren, wie die Geschwister erzählten. Zum 40. Hochzeitstag gab es eine Feier mit identischem Brautstrauß wie bei der Heirat und neuen Ringen aus 585er Gold und den Gravuren: „Christiane“ und „Heinz“, dazu die Daten „1987“ und „Seit dem 14.9.1947“.

Erinnerung an die Flut

Auch für ihn sei es seit der Identifizierung der Ringe der Eltern „eine emotionale Achterbahnfahrt“ gewesen, sagte Bruder Frank: „Dadurch sind natürlich die gesamten Ereignisse der Flut auch wieder hochgekommen.“ Er sei gerade knapp zwei Wochen vor der Flutkatastrophe in das elterliche Haus an der Kölner Straße gezogen. Viele Umzugskartons hätten noch ungeöffnet herumgestanden. Irgendwo in diesen Kartons seien wohl auch die Ringe gewesen, die nach den Zerstörungen durch die Flut mit vielem anderen beim Aufräumen vermutlich aus dem Haus auf die Flutmüllhalde gelangt waren. „Das Stammbuch haben wir später wiedergefunden. Es war verschlammt und wurde getrocknet“, sagte Frank Johannes Knepper.

Auf die Eheringe aufmerksam geworden war der Polizeibeamte Sascha Fröhlich am 25. Juli am Rande der Flutmüllhalde am Wanderparkplatz an der Landesstraße 182 bei Heimerzheim. Er sei mit vielen Kollegen etwa vier Wochen im Flutgebiet im Einsatz gewesen, erzählte er via Skype aus seinem Urlaub.

Zufallsfund im Einsatz

Die Eheringe seien ihm beim Abschluss eines Einsatzes „Mutmaßliche Plünderer“ aufgefallen, als er sich am Rande des Müllbergs umgeschaut habe. „Das war ein kleines positives Erlebnis, ein positiver Abschluss und ein emotionaler Höhepunkt“, so der Polizeibeamte aus Euskirchen. Für ihn sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, dass die Ringe wieder zu ihren Besitzern oder deren Familien gelangen.

Die Polizei Euskirchen hatte die Ringe dann wie berichtet im November zur Gemeinde Swisttal geschickt, wo sich Standesbeamtin Bois anhand der Heiratsbücher der Gemeinde auf die Spur machte. Da aber in den Ringen das kirchliche und nicht das standesamtliche Heiratsdatum eingraviert war, wurde sie dort nicht fündig. Die öffentliche Suche brachte nun innerhalb nur eines Tages Ringe und Familienangehörige zusammen.

Für die Geschwister Knepper ist dieses Engagement des Polizeibeamten Fröhlich auch ein „Zeichen, wie schön Menschen miteinander umgehen können“, wie Frank Knepper sagte. Das stehe auch für die „tolle Leistung aller Helfenden“. Denn was die Menschen in der Flutkatastrophe und deren Folgen am meisten gebraucht hätten und immer noch brauchen, seien „der Optimismus und das Strahlen“ der Helfenden.

Was nun mit den Eheringen ihrer Eltern geschieht, wissen Rita und Frank Knepper noch nicht. Eine Überlegung wäre, die Ringe einzuschmelzen und den Erlös der Krebshilfe zu spenden, in Gedenken an ihre an einer Krebserkrankung verstorbene Mutter.

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