Jüchen Nach dem Insolvenzantrag: So geht es weiter bei Polo

Jüchen · Die Betroffenheit ist groß. Nachdem Polo am Mittwochnachmittag den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens einräumte, melden sich viele Unterstützer auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Unterdessen geht der Betrieb in der Zentrale und im Lager am Standort Jüchen sowie in den 95 Filialen vorerst weiter.

 Sanierungsexperte Horst Piepenburg soll Polo retten.

Sanierungsexperte Horst Piepenburg soll Polo retten.

Foto: DDP

Der Rechtsanwalt Horst Piepenburg hat als vorläufig bestellter Insolvenzverwalter die Arbeit aufgenommen und verhandelte gestern mit Banken. Denn das Unternehmen kämpft nach Informationen unserer Zeitung schon länger mit einer finanziellen Schieflage.

Heute Betriebsversammlung

"In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zahlungsschwierigkeiten", sagte ein Lieferant des Unternehmens, der anonym bleiben möchte, weil Polo zu seinen größten Kunden gehört. Polo konnte offenbar zuletzt offene Rechnungen nicht mehr begleichen, die am Jahresende zum Beispiel für neu bestellte Ware und den Druck des Kataloges anfallen. In den Vorjahren halfen Banken aus, diesmal nicht. So stehen auch die November-Gehälter der insgesamt rund 800 Mitarbeiter (davon 233 am Standort Jüchen) noch aus.

"Die Gehälter für November, Dezember und Januar werden vom Insolvenzgeld abgedeckt", erklärte gestern ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Das kommt von der Bundesagentur aber erst nach Eröffnung des "richtigen" Insolvenzverfahrens, frühest-möglicher Termin wäre Anfang Februar.

Bis dahin werden die Löhne und Gehälter von Banken vorfinanziert. "In ein bis zwei Wochen wird das November-Gehalt gezahlt", erklärte der Sprecher, der zudem betonte: "Es gibt ein gutes Einvernehmen zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung." Derzeit läuft erst das vorläufige Insolvenzverfahren. In dieser Zeit ist auch Geschäftsführer Klaus Esser im Amt, nur darf er ohne die Zustimmung Horst Piepenburgs keine Zahlungen anweisen.

Die Mitarbeiter werden heute von Piepenburg, einem ausgewiesenen Sanierungsexperten, bei einer Betriebsversammlung über die Situation informiert. In den 95 Filialen und deren Mitarbeitern übernehmen das die Filialleiter. Das Problem: Polo hat keinen Betriebsrat, der für die Belegschaft einen Sozialplan aufstellen könnte — falls es zum Äußersten kommt. "Für die Mitarbeiter ist die Situation bitter", sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer unserer Zeitung. "Nun ist dort jeder auf sich gestellt."

Insolvenzverwalter Piepenburg stellt derzeit einen Sanierungsplan auf und sucht nach den Schwachstellen. Inwieweit Polo sanierungsfähig ist, dazu gab es gestern noch keine Erkenntnisse. "Es ist noch zu früh, eine verlässliche Aussage zu treffen", sagte der Sprecher.

(RP/jco)
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