Nach Feuer in Siegburg Bewohner dürfen erstmals wieder ihre Häuser betreten
Siegburg · Zwei Tage nach dem verheerenden Großbrand in Siegburg durften die betroffenen Bewohner in Begleitung der Feuerwehr wieder ihre Häuser betreten. Sicherheitskräfte kontrollieren die Zugänge zu den Brandruinen, denn es gibt Katastrophentouristen.
Nach dem verheerenden Großfeuer in Siegburg dürfen die betroffenen Bewohner ihre zerstörten Häuser betreten. Dabei können sie sich ein Bild davon machen, was ihnen nach dem Brand noch geblieben ist. Allerdings dürften die Häuser nur in Begleitung von Feuerwehrleuten begangen werden, erklärte Burkhard Rick, Sprecher der Siegburger Polizei. „Es besteht Einsturzgefahr.“
Rick zufolge sind die polizeilichen Ermittlungen in und an den Brandruinen abgeschlossen. Die Sperrung der Häuser bleibe aus Sicherheitsgründen bestehen. „Wir haben die Spuren zusammengetragen und werten diese nun in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt aus“, sagte Rick. Außerdem sucht die Polizei weiterhin nach Zeugen, die Angaben zu dem Brand machen können. Die bisherigen Zeugenaussagen hätten nicht viel eingebracht. Die Brandursache ist weiterhin unklar.
Am Dienstag hatte sich an der Bahntrasse in Siegburg ein Böschungsbrand rasch zu einem Großfeuer entwickelt, das auf eine Böschung und auf Gebäude übergriff. Neun Häuser sind dadurch unbewohnt. Als sicher gilt lediglich, dass die Trockenheit, die Dauerhitze und der Wind zur raschen Ausbreitung des Feuers beigetragen haben. Nach Einschätzung der Polizei hat ein vorbeifahrender Zug das Feuer aufgewirbelt und damit zur Ausdehnung beigetragen.
Laut Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg war die Feuerwehr um 14.38 Uhr am Ort, an dem das Feuer ausgebrochen war: direkt neben der Bahnlinie. Die Leitstelle habe sofort bei der Bahn die Streckensperrung beantragt. Diese sei binnen Minuten erfolgt, so Engstenberg. Wegen Restspannung habe die Leitung aber noch vor Ort von einem Bahnmitarbeiter geerdet werden müssen. Dadurch konnte die Feuerwehr nicht direkt über den Bahnkörper hinweg löschen. Begünstigt die trockene Vegetation und die topografischen Verhältnisse – der Hang zum Brückberg hin ist recht steil - konnte sich das Feuer rasend schnell ausbreiten. „Binnen zehn Minuten hat es sich voll auf die Wohngebäude ausgedehnt – das ist extrem“, sagt Engstenberg. Es sei unmöglich gewesen, unter diesen Bedingungen die Ausbreitung schneller zu stoppen.
Katastrophen-Tourismus am Unglücksort
In den Straßen auf dem Siegburger Brückberg ist derweil Ruhe eingekehrt. Durch die Lücken einer intakten Häuserzeile fällt der Blick aus einiger Entfernung auf ein Skelett aus schwarzen, verkohlten Holzbalken – das völlig zerstörte Dach eines Hauses. Näher kommt dem Ort des Brandes an diesem Morgen niemand, der keine Zugangsberechtigung hat. Sicherheitskräfte weisen jeden ab, der versucht, sich den Brandruinen zu nähern. „Eine Sicherheitsmaßnahme“, wie Jan Gerull, Sprecher der Stadt Siegburg auf Anfrage erklärt.
Bereits am Mittwochabend sperrte die Stadt die Zuwege ab. Zuvor hatte sich im Laufe des Tages ein reger Besucherverkehr von Schaulustigen eingestellt. „Auf Grund der Wetterprognose mit möglichem Unwetter und Sturm, möchten wir verhindern, dass Unbeteiligte von Trümmerteilen der zerstörten Häusern getroffen werden könnte“, so Gerull. Eine Maßnahme, die Anwohner des Viertels begrüßen, wie Kim und Guido Düster, Anwohner am Hohlweg berichten. Ihr Wohnhaus blieb bei dem Brand unbeschädigt. Zahlreiche Katastrophentouristen hätten sich am Mittwoch in der Gegend eingefunden.
„Zu Fuß, mit dem Auto, oder auf dem Quad sind sie hierdurch gekommen und wollten sehen, wie es hier aussieht“, berichtet Guido Düster. Ihre Nummernschilder hätten verraten, dass sie teils aus entfernten Städten angereist sind. „Heute sind es zum Glück weniger Menschen, aber ganz vorbei ist es noch nicht“, so Kim Düster. An eine Rückkehr zur Normalität sei noch nicht zu denken, sagt Guido Düster. Die Flammen reichten bis in den Garten der Nachbarn auf der anderen Seite des Weges. Als das Feuer näher rückte und klar war, dass es nicht mehr zu löschen ist, klingelten er und seine Familie schnell die Nachbarn heraus, schnappten sich die Haustiere und flüchteten. Düster: „Was hier passiert ist, kann ich immer noch nicht fassen.“
Währenddessen haben Mitarbeiter der Deutschen Bahn wenige Meter entfernt mit Aufräumarbeiten begonnen. Entlang der Bahntrasse sägen sie Äste verbrannter Bäume ab und befreien den Bahndamm von den Resten der Vegetation, die das Feuer hinterlassen hat.
Siegburger helfen nach dem Brand mit Spenden
Großen Zulauf verzeichnete nach den Worten von Ilkay Yilmaz die von der Kurdischen Gemeinschaft spontan eingerichtete Kleiderstube. Bis in den Mittwochabend hinein hätten hilfsbereite Bürger Sachspenden vorbeigebracht, die dann vom Flüchtlingsnetzwerk Lohmar abgeholt worden seien. Donnerstagmorgen ging es weiter. Neben Kleidung stapelten sich aber auch Kleinmöbel, Elektrogeräte, Geschirr und Spielzeug in den Räumlichkeiten der Gemeinschaft. Insgesamt fünf Busladungen voller Kleidung hat das Flüchtlingsnetzwerk Lohmar seit Mittwoch an seinen bekannten Sammelstellen abgeholt. „Und das ohne irgendeinen Spendenaufruf“, so Initiatorin Manu Gardeweg.