Schneeleopard entkommt in Wuppertal Wie Zoos reagieren, wenn ein Tier ausbüxt

Wuppertal · In Wuppertal ist am Donnerstag ein Schneeleopard aus seinem Gehege entkommen. Der Vorfall endete glimpflich. Aber wie sind Zoos auf den Fall vorbereitet, wenn ein gefährliches Tier ausbricht? Wir haben uns umgehört.

Schneeleopard "Irbis" war aus seinem Gehege im Wuppertaler Zoo ausgebrochen.

Foto: Grüner Zoo Wuppertal

"Wichtig ist, dass die Notfallkette schnell funktioniert", sagt Volker Grün, Kurator des Duisburger Zoos. "Es müssen zügig die Kollegen mit der Fachkompetenz zusammenkommen, die nötig ist, um das Tier zurück ins Gehege zu bringen."

In Wuppertal ist das am Donnerstag gelungen. Eine Tierärztin betäubte den Schneeleoparden, der aus seinem Gehege entkommen war. Besucher wurden in Tierhäuser auf dem Gelände gebracht, die Mitarbeiter an den Kassenhäusern angewiesen, keine weiteren Menschen in den Park zu lassen.

"Mitarbeiter der einzelnen Reviere, die Zooleitung und die Kassenhäuser sind über Funk miteinander verbunden", sagt Biologin Petra Schwinn vom Krefelder Zoo. "Wird ein freies Tier gemeldet, laufen sofort entsprechende Maßnahmen an." Die Tiere sind verschiedenen Gefahrenkategorien zugeordnet. Als besonders gefährlich gelten etwa Raubkatzen, Bären, Elefanten, Nashörner und Menschenaffen. "Bei ihnen sind die Pläne strikter", sagt die Biologin.

"Dass ein Tier aus seinem Gehege flüchtet, ist eine sehr, sehr große Ausnahme. Aber natürlich sind wir vorbereitet. Priorität hat die Sicherung der Besucher. Anschließend würde das Tier wieder eingefangen. Tritt ein Notfall ein, laufen die Informationen zentral beim Chef vom Dienst zusammen. Er entscheidet dann je nach Einzelfall über das weitere Vorgehen", sagt ein Sprecher des Kölner Zoos. Dort werden Besucher nach Angaben des Sprechers über eine Lautsprecheranlage gewarnt.

Der Duisburger Zoo handhabt das anders. "Sollten wir zu dem Entschluss kommen, dass es nötig ist zu evakuieren, gehen Mitarbeiter auf die Besucher zu und bitten sie, die entsprechenden Bereiche zu verlassen", sagt Volker Grün. "Für die Tiere ist die plötzliche Freiheit ein Unsicherheitsfaktor. Jede Form von Aufregung ist da völlig kontraproduktiv."

Ein Maßnahmenpaket, das immer dann stoisch durchgespielt wird, wenn ein Tier ausbricht, gebe es nicht. "Unsere Mitarbeiter sind ausgebildet, diese Situationen in den Griff zu bekommen", sagt Grün. Jede Situation werde für sich bewertet.

Den Ernstfall gab es in Duisburg zuletzt vor einem Jahr. Damals entkam das Orang-Utan-Männchen "Nieas" aus seinem Gehege. Panisch irrte er draußen herum, ein Mitarbeiter entdeckte den Affen gegen Abend und schlug Alarm. "Nieas" wurde erschossen, als er über einen Außenzaun klettern wollte.

"Normalerweise betäuben wir die Tiere, für einen Ernstfall wie diesen besitzen Zoos aber auch echte Waffen mit scharfer Munition", sagt Grün. "Unsere Mitarbeiter mit Waffenschein gehen regelmäßig auf den Schießplatz, um sie — sollte es nötig sein — auch bedienen zu können."

"Nieas" wurde erschossen, weil der völlig verunsicherte Orang-Utan auf die Autobahn neben dem Zoo hätte laufen können. "Ein so verunsichertes Tier hätte dort für einen immensen Schaden sorgen können."

Tiger im Kölner Zoo tötet Pflegerin
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Foto: dapd, Roberto Pfeil

Ein anderer dramatischer Fall ereignete sich im August 2012 im Kölner Zoo, als das Tiger-Männchen "Altai" aus seinem Gehege ausbrach und eine Pflegerin angriff. Die Frau wurde durch einen Biss ins Genick tödlich verletzt. Zoo-Direktor Theo Pagel erschoss die Raubkatze mit einem Großkalibergewehr. "Das war der schwärzeste Tag in meinem Leben", sagte er damals.