Bessere Kontrolle von Beschäftigten Kinderschutzbund fordert Aufklärung zu mutmaßlichem Mordfall in Viersener Kita

Wuppertal / Viersen · Der Deutsche Kinderschutzbund in NRW fordert nach dem Tod eines Mädchens in einer Viersener Kita eine Klärung der Frage, warum sämtliche Schutzmechanismen offenbar versagt haben. Die Beschäftigten in Kitas müssten zudem besser kontrolliert werden.

Die Kita in Viersen, in der das Mädchen starb.

Die Kita in Viersen, in der das Mädchen starb.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Nach dem offenbar gewaltsamen Tod eines dreijährigen Mädchens in einer städtischen Kindertagesstätte in Viersen fordert der Deutsche Kinderschutzbund in NRW Aufklärung zu den Hintergründen des Vorfalls. „Wir fragen uns, warum die verschiedenen Mechanismen, die Kinder vor Gewalt schützen sollen, bei dieser Mitarbeiterin in den verschiedenen Kitas nicht gegriffen haben“, sagte die Landesgeschäftsführerin Krista Körbes am Freitag in Wuppertal. Besondere Vorkommnisse, wie gewalttätige Handlungen von Mitarbeitenden gegenüber Kindern, müssten dem Landesjugendamt gemeldet werden.

Kostenpflichtiger Inhalt Das Mädchen war am 4. Mai in einem Krankenhaus gestorben, wohin es knapp zwei Wochen zuvor nach einem Notarzteinsatz in der Kita gebracht worden war. Die Dreijährige atmete nicht mehr und hatte einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nach den bisherigen Ermittlungen wird eine 25 Jahre alte Erzieherin verdächtigt, das Kind getötet zu haben. Sie soll bereits bei ihrer Arbeit in anderen Einrichtungen auffällig geworden sein. Nach bisherigen Ermittlungen hatte es mehrere Übergriffe durch sie auf Kinder gegeben, die aber der Polizei nicht gemeldet wurden. Die junge Frau wurde den Angaben zufolge nach ihrem Anerkennungsjahr als „wenig geeignet“ eingestuft, aber dennoch als staatlich geprüfte Erzieherin von der Stadt Viersen zum 1. Januar dieses Jahres für die Kita eingestellt. Die Tatverdächtige befindet sich derzeit in Untersuchungshaft, gegen sie wird wegen Mordverdachts ermittelt.

Unterdessen hat das NRW-Kinder- und Familienministerium beim zuständigen Landesjugendamt der Landschaftsverbandes (LVR) Rheinland einen Bericht zu den Hintergründen des Vorfalls angefordert. „Die Vorfälle um die unter Mordverdacht stehende Erzieherin müssen gründlich und umfassend aufgeklärt werden, dazu laufen derzeit Ermittlungen. Sollten sich die schrecklichen Vorwürfe bewahrheiten, muss auch im Detail vor Ort der Frage nachgegangen werden, ob ernsthafte Frühwarnzeichen ignoriert wurden und ob die Vorfälle dem zuständigen Landesjugendamt nicht gemeldet und keine Anzeigen erstattet wurden“, teilte das Ministerium in Düsseldorf mit. Der Verdacht gegen die 25-Jährige wiege schwer und sei „unerträglich“.

Zugleich sprach sich der Kinderschutzbund in NRW für eine bessere Kontrolle der Beschäftigten in Kitas aus. „Es stellt sich die Frage, ob angesichts des andauernden Fachkräftemangels einige Kitas zögern, bei einer Nichteignung zu kündigen und Verdachtsfälle nicht melden“, betonte Körbes. Hier werde ein „grundsätzliches Problem“ deutlich. Gerade für die wichtige Arbeit mit Jungen und Mädchen müssten genug Fachkräfte zur Verfügung stehen und ungeeignetes Personal zeitnah entlassen oder gar nicht erst eingestellt werden. Die Ursachen für den Personalmangel - wie eine zu geringe Bezahlung - müssten dringend geändert werden, um „solche schrecklichen Einzelfälle“ künftig zu verhindern.

(hsr/epd)
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