Liebeserklärung in Volksmusik-Show Musikantenstadl wirbt für Krefeld

Krefeld · Eine Stadt im Glück: Der Musikantenstadl hat Krefeld vor einem Millionen-Publikum das Gefühl geschenkt, Heldin in einem Heimatfilm zu sein. Auch Schlagerkönigin Andrea Berg machte ihr eine Liebeserklärung – neue Töne für eine Stadt, die gern mit sich hadert.

Musikantenstadl in Krefeld: Heimspiel für Andrea Berg
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Musikantenstadl in Krefeld: Heimspiel für Andrea Berg

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Eine Stadt im Glück: Der Musikantenstadl hat Krefeld vor einem Millionen-Publikum das Gefühl geschenkt, Heldin in einem Heimatfilm zu sein. Auch Schlagerkönigin Andrea Berg machte ihr eine Liebeserklärung — neue Töne für eine Stadt, die gern mit sich hadert.

Der Krefelder als solcher ist bekannt dafür, dass er gern an seiner Vaterstadt dies und das zu mäkeln findet. Am Wochenende nun haben die Krefelder eine Erfahrung gemacht, die diese liebe Gewohnheit störte:

Ihre Stadt war Heldin im Musikantenstadl und ist zwischen Blasmusik und der unerschütterlich guten Stadl-Laune gefeiert worden — als Heimat mit schönen Seiten und reicher Vergangenheit sowie als Krawattenhauptstadt Deutschlands, in der 80 Prozent aller Krawatten hergestellt werden. So verdankt Krefeld dem Österreicher Andy Borg, der quasi als nichtsahnender Immi Krefeld nur Gutes abzugewinnen gewillt war, eine schöne Erfahrung: Man kann sich auch mal rundum mögen.

Damit ist zugleich das Stadl-Programm im Kern benannt: sich mögen. Der Einspielfilm über Krefeld war die vielleicht beste Werbung aller Zeiten für eine Stadt, die gern mit sich hadert. In diesem Film wurde so unbefangen das Schöne gesucht — selbst das Gymnasium am Moltkeplatz tauchte als Touri-Panorama auf; und zwar zu Recht, denn es ist ein schönes, klassizistisches Gebäude mit perfekt proportioniertem Säuleneingang.

Sogar die chemische Industrie Uerdingens produziert in der Stadl-Version nicht einfach chemische Produkte, sondern "all die schönen Sachen" (Borg), die über Krefelds Hafen in die Welt ziehen. Ein Wunder: So viel Fallera war nie in den Docks. Für Krefeld begann das Stadl-Wunder schon damit, dass der Königpalast plötzlich zweimal ausgebucht war — pro Abend dreitausend Mann.

Auch das eine neue Erfahrung: Die Eishalle taucht im kommunalen Häuserkampf Krefelds gern in der Rolle des Millionengrabes auf — was nicht ganz fair ist, aber bitte: Schmähen gehört zum Ratsgeschäft.

Nun aber rollte die Musikantenstadl-Maschine des Österreichischen Rundfunks und zeigte, was in der Halle steckt: 106 Mann rückten mit 34 Containern an, verbauten sechs Tage lang 20 Tonnen Material, montierten 630 einzeln steuerbare Scheinwerfer und verlegten sieben Kilometer Kabel, bis die 60 Meter breite Bühne stand, die nach Holz aussieht, aber aus Leichtmetall besteht.

Kurz: Die Krefelder Halle genügte hochprofessionellen Ansprüchen, der Königpalast war plötzlich wirklich König und kein geprügelter Hund. Übrigens: Der Stadl kam auf Vermittlung von Königpalast-Manager Paul Keusch nach Krefeld — er ist Österreicher wie Andy Borg. Noch ein glücklicher Zufall in dieser Geschichte, in der eine Stadt sich in einen Glücksstadl verwandelte.

Und dabei blieb's nicht. Die Musik im Stadl ist Volksmusik im weitesten Sinne: Die Spanne reicht vom Volkslied (gern populärmusikalisch aufgepeppt) bis zum Schlager samt superweichgespülten Rockelementen.

So kann es kommen, dass auch Deutschlands Schlager-Queen Andrea Berg im Stadl-Kosmos landen durfte, obwohl ihre schwarze Lederkluft irgendwie so ganz anders ist als das, was auf dem Planeten Volksmusik gemeinhin mit "Lederhose" assoziiert wird.

Andy Borg begrüßte sie als "Krefelds größte Tochter" — und warum Berg und Borg so gut zusammenpassten, dass sie ihn gleich in ihre neue Fernsehshow einlud, machte sie in einer Liebeserklärung an ihre Heimatstadt deutlich: jener Stadt, wo sie 1966 als Andrea Zellen geboren wurde, wo sie Schlittschuh laufen lernte, ihren ersten Kuss bekam, wo es "wunderwunderschön" ist.

Das ist bei ihr keine reine Stadl-Pose: Berg ist oft in Krefeld präsent, engagiert sich mit Geld und persönlichem Einsatz für ein Hospiz und den Neubau eines Kinderheims. Ohne sie hätte eine der stillen Heldinnen Krefelds viele Probleme mehr: Karin Meincke, die als Oberin der DRK-Schwesternschaft für beide Projekte rackert. Man mag über Andrea Bergs Musik denken, was man will — ihren Promi-Faktor setzt sie in Krefeld für gute Dinge ein, und zwar auch still, ohne Presse.

Der Musikantenstadl hatte jedenfalls in Krefeld alles, was er braucht für Heile-Heimat-Bilder — und Krefeld hatte im Stadl einen, der die Stadt in seine Arme schloss und ihr nur Schönes zusang. Wie sagte Sänger Roland von den "Isarridern", die als Nachwuchstalent auftraten: "Wir frein' uns, dass wir do sin' in Krefeld."

So klingt's, wenn eine Stadt im Stadl-Glück versinkt.

(RP/top)
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