Duisburg Museumschef: Kantpark hinter Gitter

Duisburg · Zaun ist nicht gleich Zaun: Raimund Stecker schlägt eine künstlerische "Einfriedung" im Interesse der Bürger vor.

 Raimund Stecker präsentiert ein Holzmodell des britischen Künstlers Michael Craig-Martin als Idee, wie der Kantpark "eingefriedet" werden kann.

Raimund Stecker präsentiert ein Holzmodell des britischen Künstlers Michael Craig-Martin als Idee, wie der Kantpark "eingefriedet" werden kann.

Foto: A. probst

Viel Aufmerksamkeit und auch Widerspruch hat Prof. Dr. Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruck-Museums, in den vergangenen Wochen mit seinem Vorschlag gefunden, den Kant-Park, der quasi ein Garten des Museums ist, einzuzäunen und nachts abzuschließen. "Zaun ist nicht gleich Zaun; ich möchte lieber von 'Einfriedung' sprechen", sagt er nun. Stecker hat zur Einfriedung des Kant-Parks einen "Zaun" im Sinn, der ästhetisch ansprechend geformt ist und so zu den Kunstwerken passt, die den Kantpark zu einem ganz besonderen Ort in der Stadtmitte machen.

Stecker hat auch schon einen konkreten Vorschlag, wie diese "Einfriedung" aussehen könnte: Im Lehmbruck-Museum befindet sich zu Anschauungszwecken ein kleines Holzmodell von einem "Zaun", den der Künstler Michael Craig-Martin für einen Skulpturengarten in London entwickelt hat. Vielleicht könnte man die Eingangstore zum Park so einrichten, dass sie von Duisburger Künstlern immer wieder anders gestaltet werden können, meint Stecker. "Da ist bestimmt viel möglich, was ohne großen finanziellen Aufwand gemacht werden kann", sagt Stecker.

Der Kant-Park könnte nach Steckers Idee zu einem Lieblingsort der Duisburger werden: Liegestühle, Büdchen, vielleicht ein Kinderkarussell, ein reaktiviertes Café Museum, eine kleine Konzertbühne, ein Teich umringt von Skulpturen und natürlich das Lehmbruck-Museum als Zentrum, das "barrierefrei" zum selbstverständlichen Besuch einlädt.

Stecker hofft, dass ein Runder Tisch zum Kant-Park die Idee eines solchen Bürgerparks aufgreift. So, wie es jetzt ist, dürfe es nicht bleiben. Im Kant-Park treffen sich Heroinsüchtige. Immer wieder finden sich an mehr oder weniger versteckten Orten gebrauchte Spritzen. Auf dem Skulpturenhof des Museums müssten jeden Morgen menschliche und tierische Fäkalien entfernt werden. Stecker möchte nicht missverstanden werden: "Natürlich ist Toleranz gegenüber diesen bedauernswerten Menschen wichtig, wichtig ist aber auch Toleranz gegenüber denen, die den Park genießen möchten", sagt er. "Wir vom Museum sind keine Streetworker, aber ich kann mir vorstellen, dass Streetworker oder andere kompetente Leute mit Obdachlosen und Junkies künstlerische Projekte als Therapiemaßnahme durchführen."

Prof. Stecker plagen derzeit allerdings andere Sorgen aus aktuellem Anlass: Noch immer steht die sechs Meter hohe David-Skulptur des Künstlers Hans-Peter Feldmann "entmannt" auf seinem Sockel im Kant-Park vor dem Lehmbruck-Museum. Die Polizei hat die Täter, die wie berichtet in der Mittsommernacht am 21. Juni vermutlich mit einer Holzlatte auf den Genitalbereich des blond-rosaroten David eingedroschen und ihm dabei "sein bestes Stück" abgeschlagen haben, bislang nicht ermitteln können. Die Restaurierung beziehungsweise Reparatur der 1500 Kilogramm schweren Figur wird, wie Stecker inzwischen erfahren musste, wohl mehr als 20 000 Euro kosten. Zwar würde die Versicherung die Reparaturkosten übernehmen, doch müssten dann jahrelang höhere Prämien gezahlt werden, berichtet er. Das Ganze sei eine Rechenangelegenheit — und zwar eine in jedem Fall unerfreuliche.

In der Kunstzeitschrift Monopol ist die Beschädigung der David-Skulptur unterdessen aufgegriffen worden im Zusammenhang mit der Frage, aus welchem Grund Menschen Kunstwerke zerstören. Raimund Stecker sieht in der Duisburger Kunstattacke ein weiteres Argument für die Umgestaltung des Kant-Parks in einen attraktiven Bürgerpark — ohne hässlichen Zaun, aber mit Einfriedung.

(RP)
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