NRW-Städte im Vergleich Im Kreis Wesel sind die Müllgebühren am höchsten

Düsseldorf · Die Müllgebühren sind im Vergleich zu 2015 wieder gestiegen. Dies berichtet der Steuerzahlerbund NRW. Die Ursachen seien teure Müllverbrennungsanlagen und mangelnder Wettbewerb. Wir zeigen, wo es in der Region am teuersten und wo am günstigsten ist.

Das sind die Müllgebühren in der Region
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Foto: dpa

Ein Vier-Personen-Haushalt zahle bei 14-tägiger Leerung für 120 Liter Restmüll- und Biotonne sowie Papierabfall durchschnittlich 267 Euro statt wie zuvor 263,04 Euro im Jahr, erklärte der Bund der Steuerzahler NRW am Dienstag in Düsseldorf.

Die Ausgaben der Bürger für die Müllabfuhr gehen je nach Ort allerdings weit auseinander. Die preiswerteste Stadt war Emsdetten im Münsterland mit 128 Euro Jahresgebühr. Das teuerste Pflaster ist wie im Vorjahr Münster: Ein Vier-Personen-Haushalt muss hier 564 Euro im Jahr zahlen.

Nach Ansicht von Heinz Wirz, Vorsitzender des Steuerzahlerbundes, leistet sich die Universitätsstadt Münster "überzogene Umweltstandards", beispielsweise gleich elf Recyclinghöfe. Das etwa gleich große Bielefeld komme dagegen mit drei solcher Einrichtungen aus. Die Stadt Münster hält dagegen, dass die meisten Mülltonnen andere Größen hätten als in dem Vergleich angegeben und häufiger geleert werden. So werde Biomüll wöchentlich geleert, Grünschnitt sogar kostenlos mitgenommen. Bei einer sachlichen Berechnung liege Münster im Mittelfeld und nicht an der Spitze.

Unter den preiswertesten Kommunen sind Ratingen (149,40 Euro), Meerbusch (154 Euro), Erkelenz (172 Euro) und Solingen (172,34 Euro). Hier zahlt ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt im Jahr unter 200 Euro für die Müllentsorgung. Preisunterschiede ergeben sich außerdem bei den Kommunen, je nachdem, ob der Müll alle zwei oder alle vier Wochen geleert wird.

Besonders teuer ist die Abfallentsorgung jedoch im Kreis Wesel. In Alpen zahlen Bürger für eine zweiwöchentliche Leerung der 120-Liter-Restmülltonne, Papier- und Biotonne 497,28 Euro. Das ist der zweithöchste Wert in NRW hinter Münster. Unter den teuersten Kommunen sind auch Schermbeck (475,20) und Goch (Kreis Kleve, 447 Euro) vertreten. Bei der vierwöchentlichen Leerung der 120-Liter-Restmülltonne schneiden die Städte Neukirchen-Vluyn (362,80) und Moers (348,90), beide aus dem Kreis Wesel, am teuersten ab.

Dass der Kreis Wesel besonders hohe Müllgebühren hat, liegt laut Harald Schledorn, Gebührenreferent beim Bund der Steuerzahlen NRW, daran, dass dort eine der teuersten Müllverbrennungsanlagen des Landes steht. Die Müllverbrennungsanlage im Asdonkshof in Kamp-Lintfort ist eine der jüngsten Anlagen. Hier kostet es den Kreis Wesel mehr als 200 Euro, eine Tonne Abfall verbrennen zu lassen. "Dieses hohe Verbrennungsentgeld legt sich natürlich auf die Verbraucher um. Denn die Kreise geben die Kosten für das Verbrennungsentgeld an ihre Kommunen weiter und die wiederum an die Bürger", erklärt Schledorn.

Beim Stichwort "Verbrennungsentgeld" ist der Bund der Steuerzahler NRW ohnehin sehr kritisch. Die Finanzexperten des Steuerzahlerbundes werfen Kommunen "Geheimniskrämerei" vor, wenn es um die Entsorgungskosten von Abfall geht. Die Höhe des Verbrennungsentgelds bemisst sich daran, wie viel es Kreise und Kommunen kostet, eine Tonne Müll in einer Müllverbrennungsanlage zu entsorgen.

Die Entgelte für die Verbrennung von Müll machten bis zu 80 Prozent der Gebühren aus, sagte der Vorsitzende Heinz Wirz. Einige Städte wie Essen, Bottrop und Gelsenkirchen sowie mehrere Kreise wollten jedoch für die Erhebung des Steuerzahlerbundes keine Auskunft über die Verbrennungskosten geben. Mit der Stadt Bottrop streitet der Bund deshalb vor Gericht. Der Fall liegt inzwischen beim Oberverwaltungsgericht in Münster.

Kritik an der Praxis der Müllentsorgung der Städte und Kommunen übt auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Vor allem in Großstädten, wo sich die Müllentsorgung noch lohne, vergeben die Kommunen die Müllentsorgung an städtische Tochterunternehmen. Das behindere den Wettbewerb. "Je mehr Wettbewerb, desto niedriger die Gebühren. Deshalb fordert der BDE, dass mehr Kommunen ihre Abfallentsorgung öffentlich ausschreiben", sagt Peter Kurth, Präsident des BDE.

"Leider beobachten wir aber, dass immer mehr Städte und Gemeinden diesen Bereich ohne jede Ausschreibung an Staatsbetriebe vergeben. Wenn Privatunternehmen zumindest eine Chance bekämen, im Wettbewerb anzutreten, würde sich das positiv auf die Gebühren auswirken."

(heif)
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