Krefeld Mit Fliegen und Maden Verbrechen aufklären

Krefeld · Der Kriminalbiologe Mark Benecke, auch "Herr der Fliegen" genannt, besuchte Schüler des Vera-Beckers Berufskollegs.

 Lita Schüler lernt von Biologielehrer Christian Brüx, wie man DNA sichtbar macht. Dazu wurde die DNA des Lambda-Virus benutzt. Diese kann man für Experimente kaufen.

Lita Schüler lernt von Biologielehrer Christian Brüx, wie man DNA sichtbar macht. Dazu wurde die DNA des Lambda-Virus benutzt. Diese kann man für Experimente kaufen.

Foto: Thomas Lammertz, Portrait: Kufa

Wie Kriminallabore DNA sichtbar machen und so Verbrechen mit Hilfe der Biologie aufklären, lernten Schüler des Vera-Beckers-Berufskollegs in einer spannenden Projektwoche. Zum Abschluss der Unterrichtsreihe im Labor besuchte dann sogar der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke die Schule. Er trug vor, wie mit Hilfe von Blutspuren, Larven und Fliegen schwierige Kriminalrätsel gelöst werden.

Für die Zwölftklässler begann der Ausflug in die Kriminalbiologie zunächst im Labor mit der "Gel-Elektrophorese". "Bei dieser Methode machen wir geschnittene DNA unter UV-Licht sichtbar. Mit dem Verfahren wird auch in Laboren der Kriminalbehörden gearbeitet", erklärt Biologielehrer Erik Schneider, der das Projekt zusammen mit seinem Kollegen Christian Brüx initiiert hat.

"Die praktische Arbeit erleichtert es den Schülern sehr, die komplexen und abstrakten Vorgänge bei der DNA-Analyse zu verstehen", erzählt er. Dabei verwenden die Schüler die DNA des Lambda-Virus, die man für Experimente kaufen kann.

In kleinen Reagenzgläsern wird diese dann mit Wasser und Enzymen gemischt, in einem Wasserbad inkubiert und anschließend mit einem blauen Puffer eingefärbt. "Dadurch, dass man sieht, was mit der DNA Schritt für Schritt passiert, fällt es leichter die Vorgänge zu verstehen", erklärt Lita Schüler. Nachdem die 20-Jährige die DNA in das Gel eingegeben hat heißt es erst mal eine Stunde warten: mit Hilfe von Strom wird das Genmaterial nun sichtbar gemacht.

Zeit, sich mehr mit Kriminalbiologie auseinanderzusetzen: Mark Benecke, auch bekannt als "Herr der Fliegen" und aus diversen Auftritten im Fernsehen, ist für einen Vortrag an die Schule gekommen. Möglich wurde der Besuch des gefragten Kriminalbiologen nur, weil Benecke und Schneider befreundet sind.

Benecke und seine Assistentin erzählen den Schülern von Maden und Käfern auf Leichen, zeigen unappetitliche Bilder von Blutspuren an Tatorten und lassen Schüler raten, wie die Morde abgelaufen sein könnten. Als selbstständiger Kriminalbiologe arbeitet Benecke nicht nur für die Polizei, sondern analysiert Morde und Verbrechen auch für Privatpersonen und versucht, anhand von Experimenten die Wahrheit herauszufinden. Seine Präsentationen sind populär, Tickets zu seinen Vorträgen kosten normalerweise rund 25 Euro. Auch Studenten der Hochschule Niederrhein sind zum Vortrag gekommen. "Wir haben nämlich für seine anderen Vorträge keine Karten mehr bekommen", sagt Leonie Berents, die im dritten Semester Medizinmanagement studiert.

Nach dem Vortrag geht es für die Vera-Beckers-Schüler zurück in die Klasse. Unter UV-Licht werden die Ergebnisse der Gel-Elektrophorese angeschaut: die DNA ist sichtbar. "Ausnahmsweise dürfen die Schüler da mal ihre Handys benutzen und selbst Fotos machen", sagt Christian Brüx. "Zum Lernen, für ihre Unterlagen."

(RP/rl)
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