Angebot an Kölner Kardinal Woelki Kanzlei will Haftungsrisiken für Missbrauchsgutachten übernehmen

München/Köln · Seit Monaten hält Kardinal Woelki ein brisantes Missbrauchsgutachten zurück. Es sei „nicht gerichtsfest“, sagt er. Doch jetzt bieten die Ersteller des Gutachtens an, es auf eigene Verantwortung zu veröffentlichen.

 Hinter den Spitzen des Kölner Doms und hinter den Wolken geht die Sonne auf und färbt den Himmel in Orangegelb. (Archivfoto)

Hinter den Spitzen des Kölner Doms und hinter den Wolken geht die Sonne auf und färbt den Himmel in Orangegelb. (Archivfoto)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hat dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki angeboten, das von ihm zurückgehaltene Missbrauchsgutachten selbst zu veröffentlichen und dafür die volle Verantwortung zu übernehmen. Woelki hatte bisher immer gesagt, er könne das Gutachten nicht veröffentlichen, weil es rechtliche Mängel aufweise und „nicht gerichtsfest“ sei.

In einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung bestritten die Münchner Anwälte diesen Vorwurf und boten Woelki an, das Gutachten ausschließlich auf ihrer Homepage einzustellen, „so dass nach unserer Einschätzung für das Erzbistum Köln keinerlei Haftungsrisiken bestehen. Wir trügen hierfür die alleinige und volle Verantwortung.“

Woelki lehnte das Angebot jedoch ab. Der „Veröffentlichung eines rechtswidrigen Gutachtens“ durch Westpfahl Spilker Wastl könne man nicht zustimmen, teilte die Pressestelle mit. Das Gutachten sei schon wegen seiner handwerklichen Mängel „untauglich“.

Woelki hatte das Gutachten selbst in Auftrag gegeben. Die unabhängigen Juristen aus München sollten untersuchen, wie das Erzbistum in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgegangen ist. Nachdem das Gutachten fertig war, lehnte Woelki jedoch eine Veröffentlichung ab und gab bei einem Kölner Strafrechtler ein neues Gutachten in Auftrag. Der von Woelki beauftragte Jurist Matthias Jahn kritisierte das Münchner Gutachten als „nicht gerichtsfest“ und „im Ganzen misslungen“.

Westpfahl Spilker Wastl bestritt dies am Freitag und warf Jahn umgekehrt schwerwiegende Fehler in seiner Beurteilung vor. Die Veröffentlichung des Gutachtens sei „auch aufgrund des überragenden öffentlichen Interesses“ zwingend geboten. Bekannt geworden ist bereits, dass der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße - früher Personalchef in Köln - in dem Gutachten kritisch beurteilt wird. Er bestreitet die Vorwürfe.

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisierte unterdessen einen Vergleich des Kölner Weihbischofs Ansgar Puff. „Die Äußerungen von Weihbischof Puff zündeln an der Pressefreiheit und an der Akzeptanz des professionellen Journalismus in der Gesellschaft“, sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Puff hatte in einem Video-Beitrag auf dem Kölner Bistumsportal „Domradio“ über Fake News von Donald Trump gesprochen. In diesem Zusammenhang erwähnte er das dem Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels zugeschriebene Zitat „Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen, dann wird sie auch geglaubt“. Anschließend sagte er, dass er immer genau hinschaue, wenn er in bestimmten Medien Woche für Woche das gleiche Thema finde. „Ich überlege, was dahinter stecken könnte, welche Agenda da verfolgt wird, denn ich weiß ja, Wiederholungen allein machen eine Aussage nicht automatisch wahr, auch nicht, wenn es um das angebliche Fehlverhalten von Bischöfen geht.“ Damit spielte Puff allem Anschein nach auf die Berichterstattung über Woelki an.

Der DJV-Vorsitzende Überall sagte dazu, die legitime Berichterstattung professioneller Medien in eine Linie mit Goebbels und dem ehemaligen US-Präsidenten Trump zu stellen, sei „ein Angriff auf die professionellen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland“.

In einer schriftlichen Erklärung hat Puff mittlerweile klargestellt, dass er das Goebbels-Zitat nur auf Trump beziehe. „Sollte der Eindruck entstanden sein, ich hätte Journalisten und den heutigen Journalismus mit Goebbels vergleichen wollen, tut mir das aufrichtig leid und ich bitte dafür um Entschuldigung.“

(chal/dpa)
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