Kein Vorsatz nachweisbar Missbrauchsfall Bethel - Ermittlungen gegen leitende Ärzte eingestellt

Bethel · Im Fall von mutmaßlichen Vergewaltigungen eines ehemaligen Assistenzarztes im Evangelischen Klinikum Bethel hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen leitende Ärzte eingestellt.

 Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat das Verfahren gegen Ärzte des Evangelischen Klinikums Bethel eingestellt (Archivbild).

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat das Verfahren gegen Ärzte des Evangelischen Klinikums Bethel eingestellt (Archivbild).

Foto: dpa/Friso Gentsch

Es habe keine konkreten Hinweise auf eine Beihilfe zur Vergewaltigung durch Unterlassen gegeben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bielefeld am Freitag dem Evangelischen Pressedienst. Das Klinikum erklärte, die Hilfe für die Opfer habe weiterhin oberste Priorität.

Den Ärzten sei kein Vorsatz nachzuweisen gewesen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft weiter. So gebe es keine Hinweise darauf, dass sie von den Vergewaltigungen gewusst noch diese gebilligt hätten.

Die Anzeigen durch eines der Opfer des Mediziners richteten sich gegen einen Chefarzt und einen Oberarzt des Krankenhauses wegen Beihilfe zur Vergewaltigung durch Unterlassen. Die Ermittlungen gegen den 32-jährigen mutmaßlichen Täter waren zuvor bereits eingestellt worden, nachdem der Mann in der Untersuchungshaft offenbar Suizid beging. Der Mann soll im Juli und September 2019 zwei Patientinnen betäubt und an ihnen sexuelle Handlungen vorgenommen haben.

„Es wird bestätigt, dass Verantwortliche unseres Hauses ihrer Sorgfaltspflicht in vollem Umfang nachgekommen sind“, erklärte das Evangelische Klinikum Bethel am Freitag. Erste Priorität aus Sicht des Klinikums gelte weiterhin der Hilfe für die Opfer. Das Klinikum stehe ihnen „mit allen Beratungs- und Therapieangeboten“ zur Seite und helfe auch bei der Vermittlung an externe Beratungsstellen.

Um solche Taten künftig zu verhindern, seien unter Federführung interner wie externer Experten zahlreiche Maßnahmen eingeführt worden, erklärte das Klinikum weiter. Ziel sei es, vor allem die Patientensicherheit bestmöglich zu gewährleisten, die Sensibilisierung bei allen Beteiligten für Verdachtsfälle sicherzustellen und ein tragfähiges Hinweissystem bei Auffälligkeiten aufzubauen. Zudem gebe es Fortbildungen und Workshops, um Täterinnen und Täter möglichst schneller zu erkennen.

Dem Klinikum Bethel waren nach eigenen Angaben im April vergangenen Jahres lediglich Ermittlungen gegen den beschuldigten Mediziner zum Tatverdacht der Körperverletzung „in Bezug auf eine nicht sachgerechte Medikamentengabe“ bekannt geworden. Daraufhin sei der Mann unverzüglich freigestellt worden. Von den Vorwürfen schwerster Sexualdelikte gegen den ehemaligen Assistenzarzt erfuhr die Klinik demnach erst am 22. September, als dieser unter dem Verdacht der mehrfachen Vergewaltigung in Untersuchungshaft gekommen war.

Gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft ist eine Beschwerde der Opfer möglich, wie Staatsanwalt Moritz Kutkuhn sagte. Bei neuen Erkenntnissen sei auch eine Wiederaufnahme der Ermittlungen möglich.

(bsch/epd)
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