Erste Prozesse starten Missbrauchsnetzwerk Bergisch Gladbach – Anklage gegen Jörg L. liegt vor

Exklusiv | Köln · Im Fall des Missbrauchsnetzwerks von Bergisch Gladbach liegt die Anklage gegen einen der mutmaßlichen Haupttäter, Jörg L., vor. Der 42-Jährige steht ab Sommer in Köln vor Gericht. Bereits am Mittwoch startete ein erster Prozess in Mönchengladbach.

Es sind gigantische Datenmengen, die die Polizeibeamten der Ermittlungsgruppe „Berg“ im Kölner Polizeipräsidium seit vergangenem Herbst sichten und auswerten müssen. Auf Mobiltelefonen, Computern und anderen Datenträgern haben sie Tausende Bilder und Videos gefunden, die den schweren sexuellen Missbrauch von kleinen Kindern dokumentieren. Allein in Nordrhein-Westfalen ermittelt die Polizei gegen mehr als 20 Beschuldigte, neun sitzen in Untersuchungshaft.

Vor dem Landgericht Mönchengladbach startete am Mittwochmittag nun der erste Prozess im sogenannten Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach. Angeklagt sind zwei Männer aus Viersen und Krefeld, beide 39 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen sexuellen Missbrauch von Kindern in 79 Fällen vor.

Inzwischen liegt auch die Anklage gegen Jörg L. vor. Dies bestätigte sein Verteidiger. Jörg L. aus Bergisch Gladbach gilt in dem Missbrauchsfall als einer der Hauptbeschuldigten. Die Staatsanwaltschaft wirft auch ihm schweren sexuellen Missbrauch von Kindern vor. Er soll seine eigene Tochter in einem Zeitraum von mehr als einem Jahr in bis zu 50 Fällen missbraucht haben. Bilder des Missbrauchs soll er in Chat-Gruppen verbreitet haben. Über die Zulassung der Anklage muss nun das Landgericht Köln entscheiden. Der Prozess startet voraussichtlich Anfang Juli.

Am 12. Mai startet am Landgericht Kleve der Prozess gegen einen Bundeswehrsoldaten aus Kamp-Lintfort. Er wurde wegen sexuellen Missbrauchs von kleinen Kindern in 33 Fällen angeklagt. Die Opfer des 26-Jährigen waren demnach seine Tochter, sein Stiefsohn und seine Nichte – sowie die Tochter des 42-jährigen Bergisch Gladbachers, wie das Gericht mitteilte. In zwei Fällen sollen die beiden Männer auch gemeinsam ein Kind missbraucht haben. Der Soldat lebte nach Angaben des Gerichts mit seiner Ehefrau, dem Stiefsohn und der gemeinsamen Tochter zusammen. Der Mann soll die Taten vor allem an Wochenenden begangen haben, wenn seine Frau gearbeitet hat.

Die Ermittler gehen nach jetzigem Stand von mehr als 30 Opfern bundesweit aus. Mehrere Männer sollen ihre Opfer untereinander getauscht haben. Außerhalb von NRW wurden fast 40 weitere Beschuldigte ermittelt.

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