Missbrauch auf Campingplatz in Lügde NRW-Innenminister Reul bekräftigt Vorwurf des Behördenversagens

Düsseldorf · Nach dem massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz in Lügde hat NRW-Innenminister Herbert Reul seinen Vorwurf des Behördenversagens bekräftigt.

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Campingplatz in Lügde Tatort in Fällen von Kindesmissbrauch

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Im Fall des tausendfachen sexuellen Missbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde sieht die Generalstaatsanwaltschaft Hamm nach einer ersten vorläufigen Bewertung keine Gründe für Ermittlungen gegen Polizisten und Jugendamtsmitarbeiter. Diese Einschätzung steht in einem internen Bericht des NRW-Innenministeriums, der am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Die Generalstaatsanwaltschaft - Aufsichtsbehörde der ermittelnden Staatsanwaltschaft Detmold - betont aber, dass die Ermittlungen gegen Polizei und Jugendämter noch nicht abgeschlossen seien. Demnach prüft die Staatsanwaltschaft weiterhin, ob zwei Beamte nach Hinweisen im Jahr 2016 Ermittlungen hätten einleiten müssen. Sie hatten nach dem bisherigen Ermittlungsstand zwar die Jugendämter informiert, waren aber ansonsten nicht tätig geworden.

Erst im November 2018 war der Fall nach neuen Hinweisen aufgeflogen. Drei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihnen schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und die Verbreitung von Kinderpornografie über einen Zeitraum von zehn Jahren vor.

„Meine Oma hätte gemerkt, dass da was nicht stimmt“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. Mit einer Bewertung der Ermittlungen gegen Polizeibeamte und Mitarbeiter von Jugendämtern im Fall Lügde hielt sich Reul aber zurück. „Beide Polizisten sind tätig geworden, aber nicht vollständig“, sagte der Minister. Es sei aber „nicht so, dass sie nichts getan haben“. Gegen beide Beamte seien Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Zugleich werde gegen sie strafrechtlich ermittelt.

Reul will den Kampf gegen Kinderpornografie verschärfen. In der Vergangenheit sei die Anschaffung von unterstützender Auswertesoftware für die Polizeibehörden vernachlässigt worden, sagte er. In diesem Bereich werde jetzt aufgerüstet. Er habe veranlasst, dass das Polizeipräsidium Bielefeld unverzüglich eine solche Software bekomme. Außerdem habe er dem Landeskriminalamt weitere 20 Stellen zur Stärkung der zentralen Auswertung von kinderpornografischem Material zugewiesen.

(mba/dpa)
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