Missbrauchsfälle in Lügde Andreas V. ist an Gürtelrose erkrankt

Detmold · Der Prozess um die Missbrauchsfälle auf einem Campingplatz in Lügde wurde am Donnerstag fortgesetzt. Dabei wurde auch bekannt, woran einer der Angeklagten erkrankt ist - und welche Ängste die Kinder immer noch ausstehen.

Lügde/Detmold: Missbrauchsprozess startet
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Missbrauchsprozess um Fälle in Lügde startet

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Foto: dpa/dpa/Bernd Thissen

Der im Missbrauchsprozess Lügde angeklagte Andreas V. ist an einer Gürtelrose erkrankt. Das teilte sein Verteidiger Johannes Salmen am Donnerstag im Verfahren mit. Der 56-Jährige hatte am Morgen sichtlich angeschlagen den Gerichtssaal betreten. Er zitterte am ganzen Körper, wirkte abwesend und hatte Kratzspuren im Gesicht. Zuletzt war das Verfahren am Landgericht Detmold gegen ihn wegen der Viruserkrankung abgetrennt worden, da er im Gefängniskrankenhaus Fröndenberg behandelt wurde.

Weil er nach seiner Entlassung als verhandlungsfähig galt, wurde der Prozess zusammen mit dem Mitangeklagten Mario S. am Donnerstag fortgesetzt. Wegen starker Schmerzen wurde Andreas V. dann am Mittag zurück ins Gefängnis gebracht.

Mehrere Opfer haben außerdem über ihre große Angst vor den Angeklagten berichtet. In mehreren vor dem Landgericht in Detmold vorgelesenen Erklärungen äußern zwei Kinder die Sorge, dass die Männer aus dem Gefängnis ausbrechen könnten. In den Erklärungen, darunter Schilderungen von Psychologen und Opferbetreuern, ist von Alpträumen, schulischen Problemen und völlig verunsicherten Persönlichkeiten die Rede.

Ein Beamter der Bielefelder Polizei äußerte sich als Zeuge zu den Anfängen der Ermittlungen im Februar. Damals übernahm das Polizeipräsidium Bielefeld nach Pannen bei der Polizei in Lippe. Die Aktenführung der Kollegen sei unzureichend gewesen, alles hätte komplett neu aufgebaut werden müssen. „Die Vernehmung einiger Opfer musste wiederholt werden. Die Befragung zuvor entsprach nicht unseren Standards“, sagte der 58 Jahre alte Beamte.

Die beiden deutschen Angeklagten sollen über Jahre hinweg auf einem Campingplatz in Lügde bei Detmold an der Landesgrenze zu Niedersachsen Kinder schwer sexuell missbraucht und dabei gefilmt haben. Verantworten müssen sich ein 56-Jähriger aus Lügde und ein 34 Jahre alter Komplize aus Steinheim. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden. Ein Urteil will das Landgericht frühestens im September verkünden.

(ham/dpa)
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