Miss International aus NRW „Nein, ich bin nicht nur mit Make-up schön“

Dortmund · Jasmin Selberg aus Meinerzhagen wurde in Tokio zur „Miss International 2022“ gekrönt – beim drittgrößten Schönheitswettbewerb der Welt. Nun ist sie zurück in NRW und tritt ihre Regentschaft an. Was sie erlebt hat, wie es für sie weitergeht und ob sie diese Wettbewerbe noch für zeitgemäß hält.

 Frisch-gekrönte „Miss International 2022“: Jasmin Selberg aus Meinerzhagen.

Frisch-gekrönte „Miss International 2022“: Jasmin Selberg aus Meinerzhagen.

Foto: Miss International Beauty Pageant

Das Zeitfenster ist klein. Nach diesem Gespräch steht schon das nächste Treffen an. Am Morgen war sie bei einem Fotoshooting. Seit Jasmin Selberg in Tokio zur diesjährigen „Miss International“ gekrönt wurde, ist die 23-Jährige ständig unterwegs – der Terminkalender ist gefüllt. Am 13. Dezember hat Selberg die Krone aufgesetzt bekommen, ihre Regentschaft dauert nun ein Jahr.

Seit ihrem Sieg habe sie mehr als 20.000 Follower auf Instagram dazugewonnen, erzählt sie. Die neue Aufmerksamkeit möchte sie nutzen. „Ich weiß, dass viele Menschen Hemmungen haben, Geld zu spenden oder direkt vor Ort auszuhelfen. Dabei sind es die örtlichen Vereine, die unsere Hilfe brauchen“, sagt Selberg. Seit sie 18 Jahre alt ist, hat sie im örtlichen Tierheim geholfen. Im Rahmen der Miss-International-Wahl hat sie unter anderem Unicef besucht, sie unterstützt die Organisation auch weiterhin.

 Die Teilnehmerinnen kommen aus aller Welt. Selberg (hinten, 6.v.l.) im Kreise von „Miss Kenya International“, „Miss Indonesia International“ und Co.

Die Teilnehmerinnen kommen aus aller Welt. Selberg (hinten, 6.v.l.) im Kreise von „Miss Kenya International“, „Miss Indonesia International“ und Co.

Foto: Jasmin Selberg

Erst vor einiger Zeit hat die Studentin, die in Dortmund lebt und in Bochum Geschichte und Philosophie studiert, bei kleineren Wettbewerben angefangen. Der erste war im Jahr 2020, dafür habe sie Werbung auf Instagram gesehen, „darauf habe ich mich dann aus Spaß beworben“, berichtet sie. Schon seit sie ein Teenager war, wollte sie Model werden, die Welt der Schönheitswettbewerbe war aber neu für sie.

Gleich beim ersten Wettbewerb wurde sie von einem Trainer aus Berlin entdeckt, der sie unter seine Fittiche nahm. „Was viele nicht wissen, ist, dass man ein professionelles Training benötigt“, sagt Selberg. Auf dem Trainingsplan standen etwa Laufen auf dem Catwalk, Haare und Make-up, öffentliches Sprechen, aber auch, wie man an seinen Eigenschaft arbeiten kann. „Das ist alles, woran ich vorher schon Spaß hatte. Nun konnte ich das aber intensivieren“, sagt die Königin.

Vergangenen November war sie dann bei ihrem ersten internationalen Wettbewerb in Albanien, beim „Miss Globe“. In Maastricht wurde sie zur „Miss International Germany“ gekürt und somit zur Vertreterin auf internationaler Ebene. Es habe großen Spaß gemacht, erinnert sich Selberg. „Man kann das mit Klassenfahrten vergleichen“, sagt sie. „Mit einer riesigen Gruppe von Mädels, mit denen man hauptsächlich Spaß hat und am Ende zusammen auf der Bühne auftritt.“

So war es dann auch diesen Dezember in Tokio. Insgesamt zwei Wochen lang. Ihr Zimmer hat sie sich mit „Miss International Singapur“ geteilt, vor Ort gab es ein umfangreiches Programm, von traditionellen Tee-Zeremonien bis hin zu Ikebana, einer japanischen Kunst des Blumenarrangierens. „Die Shows, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, sind eigentlich nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen“, sagt die Gewinnerin zum großen Final-Auftritt, „vieles läuft hinter den Kulissen ab.“

Nachdem von den 66 Teilnehmerinnen nach mehreren Aufgaben noch 15 übrig waren, ging es für das Finale auf die große Bühne. In einer Runde mussten Selberg und ihre Mitstreiterinnen unter anderem in Badekleidung über den Laufsteg gehen. „Was dabei wichtig ist, ist nicht der Körper, sondern die Aura, die man hat. Ob man Selbstsicherheit ausstrahlt. Ob man sich als Frau im eigenen Körper wohl fühlt“, sagt Selberg. Es sei also keine „Fleischbeschauung“, wie so oft gesagt wird, findet sie.

 Jasmin Selberg auf den Straßen Tokios. Schon zum 60. Mal findet der Wettbewerb statt.

Jasmin Selberg auf den Straßen Tokios. Schon zum 60. Mal findet der Wettbewerb statt.

Foto: Jasmin Selberg

Allgemein sei das Bild, das viele von Schönheitswettbewerben haben, veraltet, betont die Dortmunderin. Sie will ein gutes Vorbild sein. Sie habe es durch diese Wettbewerbe geschafft, sich selbst lieben zu lernen, sagt sie, und findet es schade, dass Schönheit so heruntergespielt wird. „Ich durfte mir zum Beispiel immer anhören, dass ich nur mit Make-up schön wäre. Nein, ich bin nicht nur mit Make-up schön.“ Ihr mache es Spaß, wandelbar zu sein, sich zu schminken.

Die Wettbewerbe fokussieren sich auch nicht mehr nur rein auf Schönheit, besonders die größeren und renommierten. „Diese großen Wettbewerbe wollen gegen sämtliche Stereotype arbeiten, indem sie inklusiver werden. Auch Transfrauen werden akzeptiert, Mütter, verheiratete Frauen“, sagt sie.

Jasmin Selberg ist stolz auf ihren Titel, weil sie der Welt und besonders Deutschland zeigen kann, dass sich die Wettbewerbe verändert haben. Und trotzdem soll das vorerst der letzte Schönheitswettbewerb für sie gewesen sein. Weiterhin möchte sie andere Kandidatinnen aus Deutschland und Estland, ihrem Geburtsland, unterstützen.

Aber auch in der Filmbranche sieht die 23-Jährige eine Zukunft. Im Sommer haben die Dreharbeiten für ein Historiendrama in Estland begonnen, in dem sie mitspielt. Auch die Möglichkeit für ein Stipendium an der ersten Universität für Beauty und Wellness in Japan, das sie bei der Wahl gewonnen hat, steht im Raum. „Mal schauen, was sich noch ergibt“, sagt Jasmin Selberg. Für ein Jahr ist sie nun erst einmal Königin.

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