Zahlen des Statistischen Landesamts Hier leben die meisten Reichen in NRW

Düsseldorf · Das statistische Landesamt hat Zahlen zur Verteilung der Einkommensmillionäre in NRW herausgegeben. In Düsseldorf und Köln leben demnach besonders viele. Für einen Politikforscher ist dies nicht überraschend.

In absoluten Zahlen betrachtet, rangiert Düsseldorf mit 576 Einkommensmillionären neben Köln auf den ersten Plätzen.

In absoluten Zahlen betrachtet, rangiert Düsseldorf mit 576 Einkommensmillionären neben Köln auf den ersten Plätzen.

Foto: Andreas Krebs / Jana Bauch

Der reichste Mensch Nordrhein-Westfalens ist gebürtiger Essener. Sein Name ist Theo Albrecht junior, er ist der älteste Sohn des Aldi-Mitgründers, der ebenfalls Theo Albrecht heißt. Laut US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ verfügen Albrecht junior und seine Familie über ein Reinvermögen von 16,3 Milliarden Dollar (knapp 15,2 Milliarden Euro). Damit steht er auf Platz sechs der reichsten Deutschen.

Auch wenn die Liste der in Nordrhein-Westfalen lebenden Milliardäre nicht so lang ist – Millionäre gibt es viele im bevölkerungsreichsten Bundesland. Laut Statistischem Landesamt ist die Zahl der in NRW lebenden Einkommensmillionäre im Jahr 2019 im Vergleich zu 2018, also vor der Corona-Pandemie, um 1,9 Prozent auf 5959 gestiegen. Damit ergibt sich anhand der Ergebnisse der Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2019 im Landesdurchschnitt eine Quote von rund 3,3 Millionären pro 10.000 Einwohner. 2018 hatte die Quote ebenfalls bei 3,3 gelegen.

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Das sind Nordrhein-Westfalens Milliardäre

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Foto: dpa/Aldi

Unter den 396 Städten und Gemeinden in NRW gibt es große Unterschiede: So hatte Meerbusch 2019 mit einer Quote von 20,7 je 10.000 Einwohner (2018: 20,5) die höchste Millionärsdichte, gefolgt von Erndtebrück im Kreis Siegen-Wittgenstein mit 10,1 (2018: 4,3) und der Stadt Düsseldorf mit 9,3 (2018: 9,2). In absoluten Zahlen rangierten die Städte Köln mit 592 und Düsseldorf mit 576 Einkommensmillionären auf den ersten Plätzen. Dahinter lag der Rhein-Kreis Neuss (240) auf Platz drei.

Christoph Butterwegge überrascht es wenig, dass in Großstädten wie Düsseldorf und Köln viele Einkommensmillionäre leben. In Großstädten konzentriere sich der Reichtum in bestimmten Stadtvierteln, sagt der Armutsforscher und Politikwissenschaftler an der Universität Köln. „Armut und Reichtum sind urbane Phänomene“, meint er und macht dies an einigen Beispielen fest: Wer in Köln wohnt und zu den gut verdienenden Personen gehört, zieht eher nach Marienburg, so wie es der Moderator Harald Schmidt, die Literatur-Expertin Elke Heidenreich oder die US-Sängerin Tina Turner getan haben. Wer arm ist, zieht dagegen eher nach Chorweiler. In Berlin heißt der Nobelstadtteil Grunewald, dort wohnten beispielsweise Romy Schneider, Harald Juhnke oder Justin Bieber.

Was Butterwegge daran stört, dass sich viele Reiche in bestimmte Stadtteile oder Städte zurückziehen und dort ihre Unternehmen ansiedeln: „Ich will nicht, dass die reichen Menschen entscheiden, wohin sich die Gesellschaft entwickelt“, sagt er. Damit meint er den Einfluss von Unternehmen wie Dr. Oetker, nach dem in Bielefeld ein Konzertsaal benannt wurde. Oder das Gebäudereinigungs-Unternehmen Rudolf-Weber, nach dem die Eventlocation in Oberhausen benannt ist.

Ein anderes Beispiel ist Dieter Schwarz, Eigentümer der Schwarz-Gruppe, zu der unter anderem die Discounter Lidl und Kaufland gehören. „Durch seine Stiftungsprofessuren kann er etwa entscheiden, welche Lehrstühle vergeben werden“, so Butterwegge.

Butterwegge glaubt, dass auch künftig die meisten Einkommensmillionäre in Großstädten leben. „Das hat sich durch die Pandemie verstärkt und wird sich durch die Inflation weiter verstärken“, meint Butterwegge, der eine Studie des Ifo-Institutes kritisiert. Das kam zu dem Schluss, dass die Inflation vor allem das Einkommen der Reichen schmälere. „Was die Macher solcher Studien nur immer vergessen: Entscheidend für den Reichtum ist nicht das Einkommen, sondern es sind die Rücklagen“, sagt er.

Deswegen müsse man auf das Vermögen schauen, also beispielsweise auf Luxusgüter, Gold und Aktien, die die Reichen besitzen. „Die Milliardenvermögen sind durch die Pandemie gar nicht angetastet worden“, sagt Butterwegge. Gerade die „Hyperreichen“, wie der Professor sie nennt, hätten von der Pandemie stark profitiert. Das gilt sogar für den Ukraine-Krieg, nach dessen Ausbruch sich beispielsweise der Kurs der Rheinmetall-Aktie fast verdoppelt hat. Von der Pandemie haben auch Supermärkte wie Aldi und Lidl profitiert, da die Menschen, die seinerzeit in Kurzarbeit waren, wegen der Einbußen bei ihrem Gehalt stärker als zuvor bei Discountern eingekauft haben.

„Während die Reichen immer reicher werden, werden die Armen immer ärmer“, so der Professor. Das wird von Studien belegt: Laut der Organisation Oxfam haben 2023 erstmals seit 25 Jahren extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen. Das geht aus dem Bericht „Survival of the Richest” (Überleben der Reichsten) hervor, die Oxfam anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos in diesem Jahr vorlegte. Demnach flossen 81 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses, der in den Pandemiejahren zwischen 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, an das reichste Prozent der Bevölkerung. Auf die übrigen 99 Prozent der Bürger entfielen lediglich 19 Prozent des Vermögenszuwachses.

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