Verwahrloste Tiere im Ruhrgebiet befreit Mehr als 500 Chinchillas für Pelze gezüchtet?

Mülheim an der Ruhr/Gelsenkirchen · In Mülheim und Gelsenkirchen wurden zuletzt mehrfach illegal gehaltene Chinchillas aus Wohnungen und Wohnmobilen gerettet. Hinter allen Fällen stecken offenbar die gleichen Täter. Tierschützer vermuten illegale Pelzgeschäfte.

 Hunderte Chinchillas wurden unter erbärmlichen Bedingungen gehalten und befreit.

Hunderte Chinchillas wurden unter erbärmlichen Bedingungen gehalten und befreit.

Foto: Feuerwehr Mülheim an der Ruhr

Der Anblick war grauenhaft: 53 Chinchillas wurden am Samstag von der Feuerwehr aus einem Wohnmobil in Mülheim an der Ruhr gerettet. Die verwahrlosten Nagetiere waren teilweise in verschlossenen Kartons untergebracht oder in Käfige gepfercht, die nicht größer als sie selber waren.

Der Fund am Samstagabend war schon der dritte dieser Art im Ruhrgebiet binnen kurzer Zeit. Bereits am 25. November holten Mitarbeiter des Veterinäramtes neben anderen Tieren auch 340 Chinchillas aus zwei Mülheimer Wohnungen. Einige Tage zuvor waren in Gelsenkirchen 122 Chinchillas aus einer Wohnung befreit worden. Die Nagetiere waren in einem völlig verdreckten Zustand und teilweise krank. Gegen die Tierzüchterin wurde ein Tierhaltebetreuungsverbot verhängt.

Nach Gelsenkirchen führt auch die Spur zu den Hintergründen der Mülheimer Fälle. Denn in beiden Fällen handelt es sich offenbar um die gleichen Täter. Die Nagetiere aus den Mülheimer Wohnungen waren bei der Tochter der Tierzüchterin aus Gelsenkirchen untergebracht. "Welche Rolle die Tochter in diesem Fall spielt, ist aber noch unklar", sagt Gelsenkirchens Stadtsprecher Oliver Schäfer. Das Wohnmobil und die Wohnung in Gelsenkirchen gehöre dem Lebensgefährten der Tierzüchterin.

 Sie wurden unter anderem in viel zu kleinen Käfigen gehalten.

Sie wurden unter anderem in viel zu kleinen Käfigen gehalten.

Foto: Feuerwehr Mülheim an der Ruhr

Auf die Spur des abgemeldeten Wohnmobils wurde die Stadt bereits in der vergangenen Woche gesetzt. "Wir wussten von der Existenz des Fahrzeugs. Nur der Standort war uns bis Samstagabend unbekannt", sagt Schäfer. Die Stadt Mülheim leitete ein weiteres Verfahren ein. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen , wie Mülheims Stadtsprecherin Anke Degner am Montag bestätigte.

 Allein 53 Chinchillas wurden aus einem Wohnmobil in Mülheim an der Ruhr gerettet.

Allein 53 Chinchillas wurden aus einem Wohnmobil in Mülheim an der Ruhr gerettet.

Foto: Feuerwehr Mülheim an der Ruhr

Darüber hinaus müssen die Tierzüchterin und ihr Lebensgefährte mit Sanktionen aus Gelsenkirchen rechnen, wenn sich herausstellt, dass sie tatsächlich gegen das Tierhaltebetreuungsverbot verstoßen haben. "Ein Zwangsgeld von 1000 Euro pro Tier wäre denkbar", sagt Schäfer. Die Tierzüchterin aus Gelsenkirchen ist den Mitarbeitern des Gelsenkirchener Veterinäramtes schon länger ein Begriff. 2013 wurde gegen die Frau bereits ein Bußgeld von 200 Euro verhängt, weil sie schon damals Chinchillas nicht artgerecht hielt. "Die Dimension von damals und heute sind aber nicht zu vergleichen", sagt Schäfer.

Ob illegale Pelzgeschäfte hinter den Fällen von Mülheim und Gelsenkirchen stecken, ist noch unklar. Chinchillas gelten als begehrtes Ziel im Pelzhandel. "Das Fell der Tiere ist weich, dünn und hat eine schöne Färbung. Diese Kombination macht sie interessant", sagt Andrzej Pazgang, Sprecher der Tierschutzorganisation Peta. Die Kosten eines Mantels lägen im vierstelligen Bereich.

Der illegale Handel mit dem Fell der aus Südamerika stammenden Nagetiere ist nach der Auffassung von Pazgang viel zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit. "Das verbotene Geschäft mit Nerz- oder Fuchsfell ist in aller Munde, weil dort öfter größere Zuchtfarmen ermittelt werden", sagt Pazgang. Chinchillas würden hingegen in kleineren Mengen in Hinterhöfen gezüchtet. Das sei wenig öffentlichkeitswirksam.

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