Mönchengladbach Masterplan: Potenzial in Brüchen

Mönchengladbach · Auf dem Rad erkundeten die Gestalter des Mönchengladbacher Masterplans zum ersten Mal die Stadt. Viele "Brüche" registrierten sie im Stadtbild. Allerdings auch ein großes Potenzial. Der prominente Kopf des Masterplans, Star-Architekt Sir Nicholas Grimshaw, war allerdings nicht dabei.

 Die Gestalter des Mönchengladbacher Masterplans radelten gestern durch die Stadt.

Die Gestalter des Mönchengladbacher Masterplans radelten gestern durch die Stadt.

Foto: Isabella Raupold

Ruppig, vernarbt, charmant, chancenreich: So lautet das ambivalente Fazit der Gestalter des Mönchengladbacher Masterplans nach einer ersten Erkundungstour durch die Stadt am gestrigen Mittag. Mit dem Fahrrad brachen die Architekten und Planer um 11 Uhr von der Industrie- und Handelskammer an der Bismarckstraße auf. Die Vorsitzenden des Vereins MG 3.0, Fritz Otten und Ernst Kreuder, leiteten sie in rund zweieinhalb Stunden von den Reihenhäusern der Briten am Bunten Garten über die Bibliothek, den Alten Markt, den Santander-Platz und die Bleichwiese bis hin zum Pahlkebad, Rheydter Markt und schließlich Rheydter Bahnhof.

Der prominente Kopf des Masterplans, Star-Architekt Sir Nicholas Grimshaw, ließ sich durch zwei Mitarbeiterinnen seines Büros vertreten. Eine von ihnen, Andrea Wu, findet am Ende der Tour nicht nur kritische Worte für die Vitusstadt. "Es gibt eine Menge schöne Orte hier. Was fehlt, sind allerdings Verbindungen zwischen ihnen", sagt Wu. "Aber die Stadt hat auf jeden Fall ein enormes Potenzial. Sie braucht nur eine Art Energieschub. Der Bau der Arcaden wird ihr gut tun. Ich rechne damit, dass dann einige Discounter aus der Innenstadt verschwinden werden."

Zu stärken sei definitiv die Identifikation der Bürger mit der Stadt. "Ich habe nicht das Gefühl, dass sie momentan sehr weit reicht." Verwundert zeigt sich Wu über die vielen Autos in der Stadt. "Das sind ja beinahe schon amerikanische Verhältnisse hier. Überall können die Leute parken, ganz nah bis an die Geschäfte heran fahren. Die Frage ist, ob das wirklich nötig ist. Man sollte die Fahrradwege ausbauen." Der Düsseldorfer Architekt Thomas Fenner mag pittoreske, intakte Städte nicht sonderlich. "Die sind doch langweilig, etwas für die Postkarte", bemerkt Fenner nach ungefähr einer Stunde. "Mönchengladbach hat extreme Brüche: Schöne Fassaden neben furchtbaren, Industrie neben Gastronomie. Aber zum einen hat jede Stadt Brüche, zum zweiten müssen diese Brüche auch als Chance begriffen werden. Ich mag Städte, in denen es etwas ruppiger zugeht." Zudem würden viele qualitativ hochwertige Flächen, so Fenner, heute noch missachtet. "Die Stadt, so wie ich sie jetzt kennengelernt habe, hat viele hübsche Kleinode. Sie gilt es konsequent zu nutzen."

Um halb zwei steigen die Städteplaner am Rheydter Bahnhof in Taxis. Erschöpft sehen sie nicht aus. Noch eine halbe Stunde werden sie nun das Stadtgebiet weiter kennenlernen. Ein Fazit will Fritz Otten noch nicht ziehen. "Das können wir erst in einem Jahr", sagt der Architekt. "Ich freue mich aber über diesen Superstart heute. Und natürlich auch darüber, dass das Wetter uns nicht im Stich gelassen hat."

(RP)
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