Düsseldorf Machtkampf der FDP-Chefinnen

Düsseldorf · Die in Berlin arbeitslos gewordene FDP-Kreisverbandsvorsitzende Gisela Piltz will zurück in die Kommunalpolitik. Aber in Düsseldorf will niemand Platz machen für sie. Am 12. Oktober entscheidet ein Parteitag.

Der Untergang der FDP in Berlin hat offenbar gravierende Folgen für die Liberalen in Düsseldorf: Es zeichnet sich ein harter Machtkampf ab zwischen den beiden Top-Frauen der hiesigen Partei. Auf der einen Seite die Erste Bürgermeisterin, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (55), auf der anderen Seite die FDP-Kreisverbandsvorsitzende Gisela Piltz (48). Letztere war von 2002 bis jetzt in Berlin, hat dort als Abgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende mit Guido Westerwelle, Daniel Bahr und Rainer Brüderle zusammengearbeitet. Und jetzt, nach dem Scheitern der FDP in der Bundestagswahl, ist sie arbeitslos.

Dennoch hat sie weiterhin politische Ambitionen. Und die will sie nach Überzeugung der Düsseldorfer "Parteifreunde" nun auf kommunaler Ebene ausleben.

Das jedoch stößt am Rhein auf wenig Zustimmung. Schon in ersten Stellungnahmen nach Bekanntwerden des desaströsen Scheiterns der FDP auf Bundesebene erklärte Strack-Zimmermann, egal wie es in Düsseldorf weitergehe — ein Auffangbecken für Berliner Jobsuchende sei man in Düsseldorf nicht. Namen nannte sie bei diesem Zitat nicht, aber intern weiß man, dass sie vor allem an Gisela Piltz dachte. Dass die beiden Frauen nach außen das Führungs-Duo der FDP sind, ist unübersehbar — aber in der Partei weiß man auch, dass sie nicht miteinander können.

Fraktions-Chef Manfred Neuenhaus gab ebenfalls ein klares Signal: Beim kleinen Parteitag der Liberalen am 12. Oktober, wenn die Listen für die neue Fraktion aufgestellt werden, will er die derzeit agierende Crew wieder vorschlagen. Man habe gut gearbeitet, er sehe keinen Grund zum Wechseln auf einer der Positionen, sagte Neuenhaus.

Auch das ein klares Signal an die unfreiwillige Berlin-Heimkehrerin Gisela Piltz: In der Fraktion ist wohl kein Platz für sie.

Der Grund für die Ablehnung: Man hält Piltz zwar für tüchtig und erfahren, spricht ihr aber Teamfähigkeit und soziale Kompetenz ab. Das habe sie mehrfach, auch bei öffentlichen Auftritten, bewiesen. Ein Ratsmitglied: "Wir stehen am Abgrund und können es uns nicht leisten, die wenigen Leute, die noch zu uns halten, vor den Kopf zu stoßen."

Man ist allerdings auch davon überzeugt, dass die Anwältin Piltz klug genug ist, beim Parteitag am 12. Oktober zu versuchen, genug Leute hinter sich zu bringen. Ein führendes Parteimitglied: "Womöglich versucht sie, mit dem Nimbus der erfahrenen Bundespolitikerin hier zu punkten. Das könnte durchaus gelingen." Allerdings liefen auch bei der Gegenseite bereits die Bemühungen, genau das zu verhindern. Jedenfalls gibt es eine Front von Liberalen, die sich einen von der Basis ausgehenden Neuanfang mit der streitbaren Vorsitzenden nicht vorstellen können und wollen.

Und was passiert, wenn Piltz es doch schafft, sich in die Fraktion zu setzen? Kenner der liberalen Führungsgruppe halten es für denkbar, dass es dann zum Äußersten kommt und sich Top-Leute wie Strack-Zimmermann weigern, unter diesen Umständen weiterzumachen.

Sollte der neue Hoffnungsträger der Bundes-FDP, der NRW-Vorsitzende der Liberalen, Christian Lindner, tatsächlich auf die Idee kommen, für seine neue Führungstruppe auf Düsseldorfer Personal zurückzugreifen, wird man ihm raten, sich auf Frauen zu besinnen. Ob Gisela Piltz dabei sein wird, ist nicht klar: Ihre Beziehung zu Lindner gilt als schwierig.

(RP)
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