Wohnen in der Landeshauptstadt "Luxus-Ghetto" Düsseldorf?

Düsseldorf · NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) wirft Düsseldorf "Luxus-Ghettoisierung" und zögerliches Abrufen von Landesmitteln für sozialen Wohnbau vor. Damit liegt er mit Rot-Grün im Rat auf einer Linie. OB Elbers (CDU) weist das zurück. Wohnungsbauexperte warnt vor "Neiddebatte".

Teurer Wohnraum: Bauprojekte in Düsseldorf
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Teurer Wohnraum: Bauprojekte in Düsseldorf

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Foto: Grafental

Kaum drei Monate als NRW-Bauminister im Amt hat sich Michael Groschek (SPD) mit den Stadtoberen von Düsseldorf angelegt. In einem Interview mit der "WAZ" warnt der Sozialdemokrat vor einer "Luxus-Ghettoisierung" in begehrten Großstädten wie Düsseldorf, Köln und Münster. Während er der Domstadt ein gutes Zeugnis ausstellt, fällt sein Urteil über Düsseldorfs Wohnbaupolitik äußerst negativ aus: Die Landeshauptstadt müsse sich "für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren" und habe in den vergangenen Jahren zu wenig der Landesfördergelder für Sozialwohnungen abgerufen. Düsseldorf habe den vorgesehenen Budgetrahmen bei weitem nicht ausgeschöpft, während Köln fast das Doppelte der Förderung in sozialen Wohnbau gesteckt habe.

"Das ist schlichte Polemik", kontert Düsseldorfs OB Dirk Elbers (CDU). Düsseldorf sei eine attraktive Stadt, die wie viele andere Großstädte vor der Herausforderung steht, einen Wohnraum-Mix in verschiedenen Preissegmenten anzubieten. Das erfordere mehr als öffentlich geförderten Wohnungsbau.

Dass die Stadt in manchen Jahren nicht mehr Fördermittel abgerufen habe, liege an der Unattraktivität der entsprechenden Landesprogramme. Angesichts der hohen Grundstückspreise sei die Förderung für viele Investoren zu niedrig, weshalb sie sich gegen geförderten Wohnungsbau entscheiden. "Da muss zunächst das Land seine Hausaufgaben machen und die Zuschüsse anpassen", so Elbers. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus geht noch weiter: "Dann soll die Landesregierung doch gleich die kommunale Selbstverwaltung abschaffen!" Die Mieten und der Wohndruck seien in Düsseldorf deutlich niedriger als in Köln. Zudem habe Köln mehr Bauflächen. "Wir können nicht einfach dranbauen wie in Köln-Chorweiler."

Auch Volker Eichener, Professor und Rektor der von der Immobilienwirtschaft getragenen EZB Business School in Bochum, folgt Groscheks Argumenten nicht. Es sei zwar richtig, dass es in Düsseldorf eine Mangelsituation bei Wohnungen gebe — dies betreffe jedoch Luxuswohnungen ebenso wie Eigenheime oder Sozialwohnungen. Eichener wirft Groschek vor, eine "Neiddebatte" zu schüren. Denn der Bau von Luxuswohnungen schade niemandem: Dadurch setze sich eine Umzugskette in Gang, weil in der Folge andere, oft günstigere Wohnungen frei werden. Der Neubau hochpreisiger Wohnungen wie auf dem Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs schütze auch davor, dass bei Bestandsimmobilien Luxusmodernisierungen vorgenommen würden. Zudem müsse eine Stadt wie Düsseldorf, die hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte brauche, entsprechend hochwertigen Wohnraum bieten.

Eichener verweist auf das Prinzip nach dem Zweiten Weltkrieg, als in den zerstörten Städten Millionen Wohnungen fehlten. "Damals galt, auch unter sozialdemokratischen Bauministern, dass jede Wohnung, die entsteht, hilft. Egal, in welchem Preissegment." Daran habe sich nichts geändert. Insofern sei Groscheks Vorwurf gegen Düsseldorf unfair. "Letztendlich sind die Investoren verantwortlich, was gebaut wird. Sozialer Wohnungsbau ist derzeit unattraktiv."

Dafür liegt Groschek komplett auf einer Linie mit der rot-grünen Rats-Opposition. "Die Warnungen des Bauministers zur Wohnungsentwicklung in Düsseldorf treffen den Nagel auf den Kopf", sagt SPD-Chef Andreas Rimkus. Die Wohnungspolitik sei einseitig und vor allem auf den Bau von noch mehr Luxuswohnungen ausgerichtet. "Die Landesregierung hat die Dramatik im Düsseldorfer Wohnungsmarkt erkannt und handelt", sagt Antonia Frey von den Grünen. Es sei offensichtlich, dass Stadtspitze, CDU und FDP wenig Interesse an bezahlbaren Mieten hätten.

(RP/jco/ila)
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