Neue Ermittlungspanne in Lügde Polizei hat wohl Geräteschuppen von mutmaßlichem Täter übersehen

Lügde · Zum wiederholten Mal wurden bei den Abrissarbeiten am mutmaßlichen Tatort des Missbrauchsfalls von Lügde Datenträger gefunden. Außerdem hat die Polizei wohl einen Geräteschuppen übersehen, der zum Grundstück von Andreas V. gehörte. Journalisten machten sie darauf aufmerksam.

Ein Kindertretauto und ein Hüpfball liegen vor der bereits zum Teil abgerissenen Parzelle des mutmaßlichen Täters auf dem Campingplatz in Lügde.

Ein Kindertretauto und ein Hüpfball liegen vor der bereits zum Teil abgerissenen Parzelle des mutmaßlichen Täters auf dem Campingplatz in Lügde.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Nach dem erneuten Fund von Datenträgern bei Abrissarbeiten am mutmaßlichen Tatort des Missbrauchsfalls von Lügde ermittelt die Polizei zu den Hintergründen. Insgesamt handele es sich um 11 Videokassetten, eine CD und eine Mini-CD, über deren Fund der Abrissunternehmer die Polizei am Montag informiert habe, teilte die Polizei mit. Zuvor hatten die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichtet.

Nach einer ersten Durchsicht enthielten die Datenträger „keine strafrechtlich relevanten Inhalte, sondern Unterhaltungssendungen“, teilte die Polizei mit. Die Herkunft war zunächst unklar. Ob Unbekannte die Datenträger in dem Container abgelegt hätten, sei Gegenstand von Ermittlungen. Dass die Datenträger aus der Behausung des Hauptverdächtigen Dauercampers stammten, schlossen die Ermittler aus.

Auf dem Campingplatz in Lügde soll der 56-jährige Dauercamper mit einem Komplizen (33) über Jahre hinweg Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Die beiden Verdächtigen sowie ein 48-Jähriger aus dem niedersächsischen Stade sitzen in Untersuchungshaft.

Geräteschuppen übersehen

Die Datenträger seien „obenauf in einem Container aufgefunden worden, in dem Abrissschutt von der Parzelle des Hauptbeschuldigten zur Entsorgung abgeladen worden war“, hieß es. Zudem informierte die Polizei über einen Geräteschuppen „wenige Meter von der bekannten Parzelle des Hauptbeschuldigten entfernt“, der bislang „nicht Gegenstand polizeilicher Ermittlungen“ gewesen sei. Es hätten keine Erkenntnisse vorgelegen, „dass dieser Schuppen dem Hauptbeschuldigten zuzuordnen ist.“ die Beamten waren zuvor von den Journalisten auf den Schuppen hingewiesen worden. Der Campingplatzbesitzer sagte außerdem auch, dass er der Polizei frühzeitig gesagt habe, dass der Schuppen Teil von Andreas V.s Parzelle sei. Bei der Erstdurchsuchung seien Werkzeuge und Metallschrott gefunden worden - allerdings keine strafrechtlich relevanten Materialien, hieß es von der Polizei. Unerwähnt ließen Polizei und Staatsanwaltschaft, dass der Abrissunternehmer den Schuppen längst ausgeräumt hatte, da der Tatort seit Ende März offiziell wieder freigegeben worden war.

Erst vor wenigen Tagen hatten Arbeiter in einem Hohlraum im Holzboden des Wohnwagens des Hauptbeschuldigten 56-jährigen Dauercampers eine CD und zwei Disketten gefunden, die von den Ermittlern zuvor nicht entdeckt worden waren. Hinweise auf weitere Opfer hatten die Ermittler nach Angaben der Polizei Bielefeld vom Montag auf den Datenträgern nicht entdeckt. „Aufgrund von Beschädigungen lässt sich aktuell lediglich eine CD teilweise auslesen“, hieß es in einer Mitteilung über diesen Fund.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) steht wegen der pannenreichen Ermittlungen zunehmend unter Druck. Am Wochenende hatte der innenpolitische Sprecher der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag, Hartmut Ganzke, den Rücktritt Reuls gefordert. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Verena Schäffer, hatte erklärt: „Er hat die Aufklärung zu seinem Projekt gemacht - daran muss er sich messen lassen.“

(siev/dpa)
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