Dinslaken Loveparade-Prozess in Dinslaken?

Dinslaken · Auf der Suche nach einem geeigneten Ort, an dem der Prozess um die Loveparade-Katastrophe stattfinden kann, hat das Landgericht Duisburg auch in der Kathrin-Türks-Halle nachgefragt.

Gedenken am Unglücksort der Loveparade
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Gedenken am Unglücksort der Loveparade

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Foto: Elena Wagner

Viele Frage sind noch ungeklärt — noch hat die Staatsanwaltschaft nicht einmal erklärt, ob und wenn ja, wann sie Anklage erheben will. Dennoch ist das Landgericht Duisburg schon auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für das zu erwartende Mammutverfahren im kommenden Jahr, damit es für alle Eventualitäten gerüstet ist.

Weil die in Duisburg nicht zur Verfügung stehen, hat das Gericht auch Anfragen in anderen Städten in der Nachbarschaft gestartet. Konkrete Verhandlungen, gibt es, wie Gerichtssprecher Bernhard Kuchler bestätigt, mit der Messe in Düsseldorf. Aber auch andere Hallen in Nachbarstädten hat das Gericht ins Auge gefasst. Dazu gehören die Niederrheinhalle in Wesel — aber auch die Kathrin-Türks-Halle in Dinslaken.

Die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe, bei der am 24. Juli 2010 bei einer Massenpanik am Duisburger Veranstaltungsort 21 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt worden sind, könnte zu einem der größten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 16 Verdächtige. Unter anderem geht es um den Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Zu den Beschuldigten zählen zehn Mitarbeiter der Stadt Duisburg. Die Hauptakten umfassen mehr als 30 000 Seiten, gut 4000 Zeugen wurden bislang verhört. Medienvertreter und Beobachter aus aller Welt werden zum Prozess erwartet.

Die Dinslakener Halle stünde, wie Pächter Jörg Springer erklärte, ab April kommenden Jahres zur Verfügung. Sie böte 300 Publikumsplätze. Bis zu 160 Nebenklägervertreter könnten untergebracht werden sowie Arbeitsplätze für 20 Verteidiger, sechs Sachverständige, vier Staatsanwälte und natürlich ein Richtertisch.

Logistisch hält Springer die Veranstaltung in Dinslaken für machbar. Bei entsprechend abgestimmter Organisation ließen sich die notwendigen Umbauarbeiten so gestalten, dass deswegen keine anderen Veranstaltungen — wie beispielsweise der Probenbetrieb des Landestheaters Burghofbühne — ausfallen müssten. Auch die technischen Herausforderungen seien zu bewältigen. Über einen großen Teil der benötigten Technik wie beispielsweise Videoleinwände verfüge die Halle bereits. Anderes — gebraucht wird zum Beispiel eine Kongresssprechanlage mit bis zu 50 Mikrofonen — lasse sich mieten. "Die Ausrichtung der Dart-Europameisterschaft war technisch und organisatorisch deutlich komplizierter", sagt Springer.

Die Stadt als Eigentümer der Halle hätte keine Einwände gegen die Durchführung des Prozesses. "Das haben wir dem Pächter bereits signalisiert", sagte Rathaussprecher Horst Dickhäuser.

Das Landgericht Duisburg hat sich ein Angebot für zunächst 50 Verhandlungstage mit unterschiedlichen Verlängerungsoptionen geben lassen. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass leicht auch die doppelte Anzahl an Verhandlungstagen zusammenkommen kann.

(RP/rl)
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