Christian Lindner zu linken Protestlern "Jetzt seid mal still, wir sind hier nicht in Hamburg!"

Bochum · Ein Auftritt des FDP-Chefs Christian Lindner an der Ruhr-Universität Bochum ist von Demonstranten unterbrochen worden. Die Protestler warfen ihm lautstark die Wiedereinführung von Studiengebühren für Ausländer vor. Lindner reagierte spontan.

"Christian Lindner ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Nicht-EU-Ausländer jetzt wieder Studiengebühren zahlen müssen. Das finden wir scheiße!", ruft ein Student ins Mikrofon. Einige andere Protestler und er haben am Dienstagabend die Bühne im Hörsaalzentrum-Ost der Ruhr-Universität in Bochum gestürmt und damit einen Auftritt des FDP-Politikers gestört, bevor er überhaupt begonnen hatte. Das Thema: "Zukunft der Hochschulen in NRW". Die Protestierenden halten Transparente mit der Aufschrift "Freie Bildung für alle" hoch und skandieren: "Bildung! Für alle! Sofort umsonst!"

Mehrere öffentliche Videomitschnitte auf Facebook und Youtube zeigen, wie Lindner ihnen zwei Minuten Redezeit gewährt. Nachdem der Student seine Forderungen unter einer Mischung aus Buhrufen und Beifall vorgetragen hat, will Lindner etwas erwidern. Doch der FPD-Politiker wird erneut durch Zwischenrufe der Demonstranten unterbrochen. "Ich hoffe, ihr Linken erinnert euch auch an das Prinzip der Meinungsfreiheit. Jetzt kommt meine Meinung", sagt Lindner etwas lauter.

"Ich finde es gut, dass ihr euch hier einbringt. Noch besser hätte ich es gefunden, wenn ihr hier auch für gute Bildung gestritten hättet." Dafür erntet Lindner Beifall. Im weiteren Verlauf der Debatte geht es im Hörsaal 10 weiter hoch her. Die Protestler unterbrechen Lindner immer wieder, fordern Chancengleichheit und kostenfreie Bildung für alle - auch für EU-Ausländer.

"Wir sind hier nicht in Hamburg!"

Lindner wirft "den Linken" vor, sie glaubten, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, und ruft zurück: "Jetzt seid mal still, wir sind hier nicht in Hamburg!" Auf diese Anspielung auf die Krawalle beim G20-Gipfel in Hamburg am vergangenen Wochenende folgt Gelächter. Dann greift Lindner das Thema der Protestierenden auf, es folgt tatsächlich eine Diskussion über gebührenfreie Hochschulbildung.

Als einige Demonstranten mit ihren Plakaten die Bühne verlassen wollen, lädt Lindner sie ein, dabei zu bleiben und wirft ihnen mangelndes Durchhaltevermögen vor. "Dass ihr euch nicht mal andere Meinungen anhören, sondern lieber gehen wollt, spricht nicht für euch", so Lindner. Auch das wird wieder mit Beifall und Gelächter quittiert. Offenbar sitzen auch einige Fans des FDP-Chefs im Publikum.

Lindner selbst hat die Störung seines Auftrittes bei Facebook mit diesen Worten kommentiert: "Manchmal geht es eben sportlich zu." Darunter gratulieren ihm viele Anhänger zu seinem "souveränen" Umgang mit der Situation.

(siev)
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