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Stadt reagiert mit Ausstellung Linksextremistische MLPD stellt Lenin-Statue in Gelsenkirchen auf

Gelsenkirchen · Am Samstag enthüllt die linksextremistische MLPD eine Lenin-Statue vor ihrer Bundesparteizentrale in Gelsenkirchen. Die Stadt hat lange versucht, das zu verhindern – und hält jetzt mit einer Ausstellung dagegen.

 Die Lenin-Statue steht bis zur Aufstellung am Samstag in einer Werkhalle.

Die Lenin-Statue steht bis zur Aufstellung am Samstag in einer Werkhalle.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Über zwei Meter ist er groß, der Stein des Anstoßes im Gelsenkirchener Stadtteil Horst. Am Samstag wird vor der Bundesparteizentrale der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) eine Statue des 1924 verstorbenen russischen Kommunisten und Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin enthüllt. Zuvor hatten die Stadt Gelsenkirchen und Vertreter anderer Parteien vergeblich versucht, die Aufstellung der Statue zu verhindern.

Eine Reaktion zeigt die Stadt dennoch und eröffnete am Freitag in Räumen des Schlosses Horst eine Ausstellung zum Kommunismus. „Eine Ideologie zu entzaubern, indem die Fakten dargestellt werden – das ist Sinn und Zweck dieser Ausstellung“, sagte die Leiterin des städtischen Referats Kultur, Andrea Lamest, zur Eröffnung. Die Schau sei auch ein Statement „gegen die in diesen Tagen stattfindende Verherrlichung von Ideologie durch Kultur, wie sie sich in der Aufstellung von Denkmälern und dem damit verbundenen Personenkult zeigt.“

Die Partei verteidigt die Statue, laut Sprecher Peter Weispfenning passt Lenin „als Gegner jeden Rassismus, Revolutionär in Krisenzeiten und visionärer Theoretiker“ in die heutige Zeit. Zur Enthüllung erwartet die MLPD, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird, mehr als 300 Gäste, darunter der „WAZ“ zufolge auch mehrere russische Fernsehteams. Nach Angaben der Partei ist die 1957 in der damaligen Tschechoslowakei gegossene Lenin-Statue die erste, die in Westdeutschland aufgestellt wird. Die Statue wird auf dem Grundstück der Partei vor ihrer Zentrale stehen.

Die Stadt Gelsenkirchen hatte zuvor versucht, die Statue gerichtlich zu verhindern und mit dem Denkmalschutz argumentiert. Die 2,15 Meter hohe Figur beeinträchtige das Erscheinungsbild eines Baudenkmals auf dem gleichen Grundstück, so die Stadt. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und das Oberverwaltungsgericht Münster wiesen diese Argumentation jedoch zurück.

Auch Vertreter von CDU, SPD, Grünen und AfD hatten sich in einer Resolution der Gelsenkirchener Bezirksvertretung West gegen die Statue ausgesprochen. Das Vorhaben sei „unerträglich und nicht hinnehmbar“ heißt es darin, Lenin stehe „für Gewalt, Unterdrückung, Terror und schreckliches menschliches Leid.“ Die Aufstellung der Statue sei nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar und „ein Symbol der Bekämpfung und Abschaffung unserer Demokratie“.

Die Ausstellung in der Glashalle des Schlosses Horst zeigt bis zum 31. August mehr als 200 zeithistorische Dokumente, Fotos und Schaubilder zum Kommunismus in seinem Zeitalter. Kuratiert wurde sie von dem in Gelsenkirchen aufgewachsenen Historiker Gerd Koenen. 2017 war die Schau zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Deutschen Historischen Museum herausgegeben worden.

Für den Leiter des Instituts für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen, Daniel Schmidt, sind Statue und Ausstellung „ein guter Anlass für die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Kommunismus“. Da gebe es in Westdeutschland noch deutliche Defizite, so Schmidt. Die Ausstellung sei sehr kurzfristig möglich gemacht worden, soll aber nicht die einzige Aktion bleiben. Unter anderem soll es Bildungsprojekte mit Schulen und einen Bürgerdialog zum Thema geben. Zudem wird am Samstag ein Online-Videoprojekt mit Statements von Prominenten unter dem Hashtag #keinplatzfuerlenin veröffentlicht. „Dass dieses Denkmal in Gelsenkirchen aufgestellt wird, ist nur schwer zu ertragen. Aber wir müssen nun eben damit umgehen“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD).

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