Schulen in NRW Lehrer drohen mit Verbot von Abistreichen

Düsseldorf · Während der Mottowoche der Abiturienten in NRW kommt es immer wieder zu Ausschreitungen. Am Wochenende musste in Köln die Polizei ausrücken, weil Jugendliche eine Schule beschmierten. Die Schulleiter suchen das Gespräch.

Mottowoche 2014 in Neuss: "Schlaftag" am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium
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Mottowoche 2014 in Neuss: "Schlaftag" am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

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Derzeit treiben es die Abiturienten in NRW ganz schön bunt: In der Woche vor ihrem letzten Schultag ist es Brauch, im Rahmen eines Mottos wie etwa "Helden der Kindheit" verkleidet zur Schule zu kommen. Am Freitag dann werden sie mit einem Abi-Scherz das Ende ihrer Schulzeit feiern. Nicht immer laufen diese Aktionen friedlich ab. 2013 war die Mottowoche an einigen Schulen eskaliert. Auch dieses Jahr haben bereits Schüler die Polizei auf den Plan gerufen. Die Polizei erwartet in einigen Städten wieder Fälle von Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Die Lehrergewerkschaft GEW NRW macht deutlich, dass es Konsequenzen geben muss, sollte es wieder zu Straftaten durch Schüler kommen.

Brennende Bengalos in Düsseldorf, ein simulierter Amoklauf in Krefeld, beschmierte Fassaden in Hilden und verletzte Polizeibeamte in Köln — das ist die traurige Bilanz der Abiwoche 2013. Auch in diesem Jahr gab es bereits Festnahmen. Die Kölner Polizei hat am Wochenende vier Jugendliche gestellt, die auf dem Hof einer "konkurrierenden" Schule gewütet hatten. "Sollte es wieder zu solchen Taten von Gruppen oder Einzelpersonen kommen, sind wir entsprechend aufgestellt", sagte der Kölner Polizeisprecher Christoph Gilles. "Meist haben wir es mit Land- und Hausfriedensbruch, Schachbeschädigung und Körperverletzung zu tun. Wir werden dagegen konsequent vorgehen." Randalierende Schüler müssen mit Strafanzeigen, Geldstrafen und Sozialstunden rechnen.

Am Remscheider Röntgen-Gymnasium wurden Konsequenzen gezogen, nachdem vergangenes Jahr 20 maskierte Schüler aus Radevormwald Brandbomben gezündet und eine Panik ausgelöst hatten. Nachbarn der Schule vermuteten einen Amoklauf und verständigten die Polizei, die mit einem Großaufgebot anrückte. Für dieses Jahr hat die Schule strikte Regeln aufgestellt: "Die Mottowoche wurde auf zwei Tage beschränkt, der Abi-Scherz auf 1,5 Stunden", so der stellvertretende Schulleiter Heinz Dörpinghaus. Verläuft der letzte Schultag nicht friedlich, will der Schulleiter die Zeugnisvergabe absagen. Am Montag gab es erste Zwischenfälle: Schüler schlugen auf geparkte Autos und sorgten damit für einen Polizeieinsatz.

Schulen, Ordnungsamt und Polizei setzen auf einen offenen Dialog mit den Abiturienten. "Wir wollen nichts verbieten", sagt Thomas Mathe, Leiter der Abteilung Ordnungsamt in Neuss. Nur durch die Einsicht der Jugendlichen könne verhindert werden, dass die Mottowoche nicht im Chaos endet. Sollte diese Einsicht fehlen, müssten Konsequenzen folgen, sagt Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft (GEW) NRW: "Dann muss man sich mit den Schulleitern zusammensetzen und in letzter Konsequenz den Abi-Scherz verbieten." Das sei umso trauriger für die Schüler, die sich an die Regeln halten. Meist seien nur einige Krawallmacher für die Ausschreitungen verantwortlich.

Das Schulministerium wird bei Eskalationen nicht tätig, so eine Sprecherin. "Im NRW-Schulgesetz ist geregelt, wie sich Schule und Schüler zu verhalten haben." Darin heißt es: Kein Alkohol, keine Unterrichtsstörung. Eskalationen seien intern zu regeln. Die Rektoren zweier Düsseldorfer Gymnasien hatten 2013 die Abi-Scherze verboten, nachdem Abiturienten verschiedener Schulen randaliert, bengalische Feuer abgefackelt oder Autos mit Ketchup traktiert hatten. Trotzdem soll es in diesem Jahr einen Vertrauensvorschuss geben, so Michael Baltes, Schulleiter St.-Ursula-Gymnasium: "Wir haben mit Schülern und Eltern gesprochen und sie für die Probleme sensibilisiert. Jetzt hoffen wir, nicht so ein Theater zu haben wie vergangenes Jahr."

Vorbildlich läuft es am Leverkusener Werner-Heisenberg-Gymnasium. Die Schüler Sarah Laux und Fabian Göttert sprechen alle Aktionen mit dem Schulleiter, der jetzt in den Ruhestand geht, ab. "Er geht mit uns, und wir glauben, dass er auch noch mal einen schönen Abi-Scherz erleben möchte."

(RP)
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