Landesweite Razzia gegen Kinderpornografie „Wir reden über drastische Missbrauchsdarstellungen“

Düsseldorf · Bei einer landesweiten Razzia hat die Polizei Wohnungen in 27 Städten in NRW durchsucht. Die Maßnahmen richten sich gegen 35 Beschuldigte, die über einen gewöhnlichen Messengerdienst schwerste Missbrauchsdarstellungen ausgetauscht haben sollen.

Das Logo der zentralen Anlaufstelle für Cybercrime (ZAC).

Das Logo der zentralen Anlaufstelle für Cybercrime (ZAC).

Foto: dpa/David Young

Mit einer landesweiten Razzia ist die Polizei in Nordrhein-Westfalen am Mittwochmorgen gegen den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie vorgegangen. 35 Beschuldigte – 34 Männer und eine Frau – stehen im Verdacht, über einen Messengerdienst Fotos und Videos ausgetauscht zu haben, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. „Die Inhalte, über die wir hier reden, sind drastische Missbrauchsdarstellungen“, sagt Staatsanwalt Christoph Hebbecker von der in Köln angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW), die den Einsatz leitet. Durchsucht wurden 35 Objekte – viele Wohnungen und eine Geschäftsadresse – in 27 Städten.

Die Durchsuchungen fanden nach Angaben von Hebbecker nahezu gleichzeitig statt, damit sich die Beschuldigten nicht gegenseitig warnen konnten. Die Einsatzkräfte wurden fündig: Bis zum Mittag wurden bereits weit mehr als 500 Datenträger beschlagnahmt, die nun ausgewertet werden müssen. „Das wird nun sicherlich einige Zeit binden“, sagt Hebbecker. Festnahmen gab es nicht. „Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass die Beschuldigten selbst Missbrauch begangen haben“, sagt Hebbecker. „Es geht um das Verschaffen und das Verbreiten von Kinderpornografie.“

Ein Hinweis aus den USA war Ausgangspunkt für das Ermittlungsverfahren. Er kam von der Organisation NCMEC (National Centre for Missing and Exploited Children), die regelmäßig Verdachtsfälle von Kinderpornografie an das Bundeskriminalamt meldet. „Die Tatsache, dass Missbrauchsabbildungen auch über ganz gewöhnliche Messenger-Dienste geteilt werden, zeigt das Ausmaß des Problems von Kinderpornografie im Netz auf“, sagt Markus Hartmann, Leiter der ZAC NRW. „Wir werden daher unsere konsequente Verfolgungsstrategie unvermindert fortsetzen, mit Aktionstagen wie dem heutigen und vielen anderen Maßnahmen.“ Den Namen des Messenger-Dienstes nennen die Ermittler nicht.

Beteiligt an den Verfahren sind das Landeskriminalamt NRW sowie die Polizeibehörden Bochum, Bonn, Borken, Wesel, Essen, Gelsenkirchen, Herford, Hochsauerlandkreis, Kleve, Köln, Lippe, Lüdenscheid, Mönchengladbach, Oberbergischer Kreis, Oberhausen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss, Rhein-Sieg-Kreis, Warendorf, Wesel und Wuppertal.

„Der Kampf gegen Kinderpornografie ist ein Langstreckenlauf, bei dem wir nicht nachlassen“, sagt Ingo Wünsch, Direktor des Landeskriminalamtes NRW. „Auch diese Verfahren zeigen deutlich, wie wichtig die Identifizierungsdaten zu Tätern und Täterinnen im Internet für die Polizei sind.“

Die Durchsuchungsmaßnahmen dauerten am Nachmittag noch an.

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