13 Fälle in drei Monaten Warum brennen in der Region immer wieder Lagerhallen?
Düsseldorf · 13 Lagerhallen in der Region haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres gebrannt. In einigen Fällen bleiben die Ursachen ein Rätsel. Experten suchen nun erste Antworten.
Wie viele Lagerhallen brannten in der Region in diesem Jahr?
Nach Informationen unserer Redaktion gab es in der Region seit Januar mindestens 13 Brände in Lagerhallen:
- In Rees brannte am 3. Januar eine Halle auf dem Gelände einer Sektkellerei. Brandsachverständigern zufolge war die Ursache ein technischer Defekt in einem Verteilerkasten. Zwei Feuerwehrleute wurden verletzt.
- Am 4. Januar ist in Wassenberg-Birgelen im Kreis Heinsberg eine 500 Quadratmeter große Lagerhalle mit mehreren landwirtschaftlichen Fahrzeugen ausgebrannt.
- In Korschenbroich-Glehn gab es einen Lagerhallenbrand am 27. Januar.
- Am 8. Februar brannte eine Lagerhalle in Moers.
- Am 16. Februar kam es in einem Neusser Gewerbegebiet zu einem Vollbrand in einer leerstehenden Halle.
- Am 17. Februar wurde die Lagerhalle einer Entsorgungsgesellschaft in Krefeld-Linn durch einen Großbrand komplett zerstört.
- Am 21. Februar kam es zu einem Großbrand in einer Messehalle in Düsseldorf-Stockum, bei dem ein Schaden in Millionenhöhe entstand. Ein technischer Defekt wurde ausgeschlossen, die Polizei geht von Brandstiftung aus. Am Altweiberdonnerstag, 28. Februar, kam es durch Sonnenstrahlung auf Teile der zerstörten Photovoltaikanlage zu einem zweiten Brand in der Halle.
- Am 26. Februar brannte in Erkelenz eine Lagerhalle vollständig ab, in der unter anderem Altkleider gelagert waren. Ebenfalls in Erkelenz brannte am 14. März ein Saal nieder, der zuletzt als Lagerhalle genutzt wurde.
- Am 16. März löschte die Feuerwehr einen Brand in einer leerstehenden Halle in Neuss. Die Polizei vermutet, dass der Brand durch entsorgten Müll entstanden ist.
- Am gleichen Tag brannte es in einer Halle in Hitdorf, in der Oldtimer und Wohnmobile gelagert waren. Es entstand ein Schaden von mehr als einer Millionen Euro. Die Brandursache steht noch nicht fest.
- Am 19. März kam es zu einem Vollbrand in einer Halle in Voerde, in der sich leicht entzündbare, chemische Stoffe befanden. Die Brandursache steht noch nicht fest.
Gab es zuletzt auffällig viele Lagerhallen-Brände in der Region?
„Brände in Lagerhallen werden statistisch nicht separat erfasst“, erklärt Meike Bogdan, Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Angaben gebe es nur zu Bränden in Industrie- und Gewerbebetrieben im Allgemeinen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst Daten zur vorsätzlichen und fahrlässigen Brandstiftung – allerdings nicht nach Objekten sortiert. Insofern lässt sich offiziell nicht bestätigen, dass sich Brände in Lagerhallen in der Region häufen.
Diane Drawe, Sprecherin der Polizei im Rhein-Kreis Neuss, sagt im Hinblick auf die drei Lagerhallen-Brände im Kreisgebiet: „Eine grundsätzliche Häufung können wir nicht bestätigen.“
Was ist die Ursache für einen Lagerhallen-Brand?
Kathrin Jarosch, Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, verweist auf die Erfahrungen der Versicherer: „Die wesentlichen Zündquellen sind elektrische Anlagen, technische Einrichtungen und Brandstiftung.“ Durch eine regelmäßige Prüfung und Instandhaltung der Anlagen könnten Brände vermieden und durch Maßnahmen wie Zutrittskontrollen reduziert werden.
Der TÜV Rheinland überprüft die Brandschutzvorkehrungen der Lagerhallen. Lars Hille, Experte für Brandschutztechnik, sagt, in der Regel sei dabei nichts zu beanstanden. Feuer in einer Lagerhalle werde allerdings häufig spät erkannt, da sich keine Menschen in unmittelbarer Nähe zum Gebäude aufhalten. Ältere Lagerhallen können nach Angaben des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung auch einen Bestandsschutz genießen und nicht allen aktuellen Brandschutzvorschriften entsprechen.
Christopher Schuster, Sprecher der Feuerwehr Düsseldorf, bestätigt, dass die in Düsseldorf als Lagerhallen genutzten Gebäude den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Schon im Genehmigungsverfahren werde die Feuerwehr im Rahmen einer Stellungnahme durch die Bauaufsicht beteiligt. Sollten der Ordnungsbehörde, der Bauaufsicht, oder der Feuerwehr Verstöße gegen das geltende Baurecht bekannt werden, ergreife man entsprechende Maßnahmen. Auch Christian Franke, Sprecher der Feuerwehr Neuss, sagt, dass die dort im Februar abgebrannte Halle brandschutztechnisch einwandfrei war. „Nur so ist es der Feuerwehr gelungen, den Verwaltungsteil des Gebäudes zu halten und eine Ausdehnung auf die Nachbargebäude zur verhindern.“ Der Brand am 16. März habe jedoch ein leerstehendes Abbruchobjekt betroffen.
Teilweise dauert es mehrere Stunden, bis die Feuerwehr einen Lagerhallen-Brand unter Kontrolle hat. Woran liegt das?
Häufig befindet sich in einer Lagerhalle eine Vielzahl von Brandlasten, sagt Christopher Schuster, Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr. Unter Brandlast versteht man die Wärme, die bei einer Verbrennung entstehen kann – in einer Lagerhalle befindet sich in der Regel eine größere Menge an brennbaren Materialien. „Oberste Priorität ist die schnelle Rettung von Menschen, die sich zu dem Zeitpunkt des Brandes in dem Gebäude aufhalten. Danach greifen erst die Maßnahmen zur Eindämmung des Brandes“, sagt Schuster. Da viele Hallendächer dem Feuer nicht lange standhalten und nach kurzer Hitzeeinwirkung zusammenbrechen, bekämpfe die Feuerwehr die Flammen meist nur von außen. Tiefer liegende Glutnester seien dadurch schwierig zu erreichen, brennendes Lagergut könne nur mit großen Geräten beseitigt werden. „Besonders die Nachlöscharbeiten dauern dann viele Stunden, da jederzeit noch mit einem Auflodern der Flammen gerechnet werden muss.“