Duisburger Mafia-Morde Längst nicht nur ein italienisches Problem

Duisburg · Sie ist für einen Mordanschlag verantwortlich, der vor vier Jahren Duisburg erschütterte; der Umsatz ihrer Geschäfte beläuft sich im Jahr auf geschätzte 150 Milliarden Euro, und ihre Mitglieder sind in der Wahl ihrer Methoden absolut skrupellos - die Rede ist von "italienischen Ehrenmännern", der Ndrangetha, der Camorra und der Cosa Nostra, von der Mafia.

Chronik der Duisburger Mafia-Morde
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Foto: ddp

Anlässlich des vierten Jahrestages der Mafiamorde in Neudorf hatte der Dokumentarfilmer und Mafiaexperte Prof. Dr. Bernhard Pfletschinger Ausschnitte aus seinem Werk "Mafia - Mörderische Gesellschaften" mit ins Internationale Zentrum am Innenhafen gebracht. "Es ging mir bei diesem Film nie darum, die Hintergründe für die Morde in Duisburg aufzuklären. Viel mehr wollte ich klären, woher diese Parallelgesellschaft kommt, wie sie funktioniert und wieso sie auch heute noch heute existieren kann", so Pfletschinger.

Zwischen den einzelnen Ausschnitten und dem Vortrag Pfletschingers bekamen die Besucher immer wieder die Möglichkeit, Fragen zu stellen, so dass auch andere Probleme und Aspekte angesprochen wurden. So ging es zum Beispiel um die Herkunftslegende der Organisation. Drei spanische Ritter sollen im Mittelalter nach Süditalien gekommen sein um in Kampanien, Sizilien, und Kalabrien die Vorläufer von Camorra, Cosa Nostra und Ndrangetha zu gründen.

"Der Bezug auf spanische Ritter ist mit Sicherheit kein Zufall. Süditalien war über 400 Jahre spanisches Hoheitsgebiet, und die Mafia konnte überhaupt nur in einem Feudalsystem entstehen", erklärte der Dokumentarfilmer. "Die Mafia sieht sich auch heute noch als Vermittler zwischen den Mächtigen und den normalen Menschen. Dabei presst sie für sich so viel Profit heraus wie möglich."

Neben der Geschichte und den Problemen in Italien ging es auch um die Situation in Deutschland. Pfletschinger vermutet, dass von den 150 Milliarden Euro Jahresumsatz rund 30 Prozent aus Deutschland kommen. Außerdem würden vor allem in Ostdeutschland immer wieder Millionenbeträge von der Mafia investiert. "Die Mafia ist längst kein italienisches Problem mehr. Unsere Politiker müssen endlich ihre Augen öffnen."

(RP)
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