Erkelenz Kurze Amtszeit mit großen Umbrüchen
Erkelenz · Ende des Monats geht Michael Auth, Leiter des Erkelenzer Cornelius-Burgh-Gymnasiums, in den Ruhestand. In seine sechseinhalbjährige Amtszeit fallen Einführung von G8, Zentralabi und Ganztagsbetrieb. Nachfolger wird Peter Boidol.
Zentralabitur, G8 und Ganztag: Diese drei Großbaustellen hat Michael Auth in den vergangenen sechseinhalb Jahren — seitdem leitet er das Cornelius-Burgh-Gymnasium — beackert. Der 65-Jährige, der den Staffelstab am 1. Februar an seinen Nachfolger und jetzigen Stellvertreter Peter Boidol weiterreicht und in den Ruhestand geht, blickt also auf eine zeitlich recht kurze, dafür aber umso knackigere Amtszeit zurück — eben mit entscheidenden Umwälzungen.
Die größte sei für ihn dabei eindeutig die Einführung des Ganztags gewesen, betont der scheidende Leiter. "Zentralabi und G8 wurden schließlich landesweit eingeführt. Die ganz große Herausforderung war für mich die Etablierung des Ganztags — das heißt, die Rhythmisierung des Schultags mit seinen Lernzeiten." Für letztere stehen sechs Stunden in der Woche zur Verfügung. "In dieser Zeit machen die Schüler unter Aufsicht eines Lehrers ihre Hausaufgaben", erläutert Auth. Das System habe sich bewährt: "80 Prozent unserer Schüler kommen mit dieser Zeit wunderbar aus, wie eingehende Untersuchungen bewiesen haben. Zehn Prozent sind eher fertig, zehn Prozent müssen zuhause noch nacharbeiten."
Einher ging mit dieser Umgestaltung die praktische Abschaffung der Einzelstunde — am Cornelius-Burgh gibt es fast nur noch Doppelstunden, haben die Schüler in der Regel so nur noch drei Fächer am Tag, kommen zu den Lernzeiten großzügige Pausen. "Unter dem Strich ist das Lernen so weit effizienter", bekräftigt Auth, ein bekennender Anhänger der Reformpädagogik a là Montessori und Dalton.
Wegen des Ganztags wachse das Lehrerkollegium (aktuell 95) ständig — auch vergangenen Sommer sind viele neue Lehrkräfte gekommen. Da das Cornelius-Burgh eine sogenannte "Eigenverantwortliche Schule" sei, könne sich die Schule neue Lehrer praktisch selbst aussuchen — ohne die Bezirksregierung. Ebenfalls unter Auths Leitung hat die Schule die sogenannten "Kopfnoten" wieder eingeführt, Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten der Schüler.
Sein Führungsstil sei stets integrativ, nicht hierarchisch gewesen, meint Auth. "Ich habe immer versucht, die Kollegen gemäß ihrer Fähigkeiten einzusetzen." Sechs Jahre lang sich Auth zudem in spezieller Form um Kollegen gekümmert — als Lehrerfortbilder im Fach Informatik in Aachen. Die Qualifikation dazu hatte er in einem Fernstudium erworben. "Lehrern was beibringen zu müssen, war auch eine sehr schöne Erfahrung", sagt Auth, der mit zwei Kollegen zudem ein Mathe-Lexikon verfasst hat.
Für die Zeit nach seiner Pensionierung hat Auth konkrete Vorstellungen: "Jeden Tag an der frischen Luft bewegen — sei es beim Golfspielen, Joggen, Fahrradfahren oder der Gartenarbeit." Ein Kindheitstraum ist für den begeisterten Skifahrer zudem eine Modelleisenbahn. "Dazu möchte ich Italienisch lernen und mit meiner Frau in unserem Wohnmobil alle Weltkulturerben abfahren — mit dem Aachener Dom haben wir den Anfang schon gemacht."
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