Umfangreiche Kriminalstatistik Verbrechen in NRW auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren

Düsseldorf · Auf mehr als 400 Seiten hat die Landesregierung eine Große Anfrage der SPD zur Lage der inneren Sicherheit beantwortet. Die gewonnenen Daten aus zwei Jahrzehnten sollen Erkenntnisse liefern für eine effektivere Bekämpfung der Kriminalität.

 NRW-Innenminister Herbert Reul bei einem Übungseinsatz einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit.

NRW-Innenminister Herbert Reul bei einem Übungseinsatz einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Das sogenannte Dunkelfeld in der polizeilichen Kriminalstatistik erhellen – das ist das Ziel einer Großen Anfrage, die die SPD im Sommer an die Landesregierung gestellt hat. Die nun vorliegende Antwort auf insgesamt 211 Fragen umfasst mehr als 400 Seiten voller Statistiken zu den einzelnen Kriminalitätsfeldern. Ein Ergebnis: Die erfassten Straftaten bei der Polizei sind im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2000 gefallen. Insgesamt wurden noch rund 1,23 Millionen Taten registriert. Den Höchststand mit 1,53 Millionen Taten hatte die Polizei im Jahr 2004 erfasst.

Die SPD begründete ihre Anfrage einleitend damit, dass die Entwicklung der polizeilichen Kriminalstatistik zwar erfreulich sei, aber sich daraus kein vollständiges Bild über die innere Sicherheit im Land ableiten lasse. Das liege daran, dass viele Straftaten nicht erfasst würden und damit verlässliches Zahlenmaterial fehle. Die durch die Anfrage über einen Zeitraum von 20 Jahren ermittelten Daten könnten daher für „das weitere Vorgehen zur Bekämpfung der Kriminalität von Bedeutung sein“.

Die Landesregierung betont in ihrer Antwort, dass der Sachhaushalt der Polizei seit dem Regierungswechsel um 100 Millionen Euro erhöht worden sei. Zudem werde ein Anstieg der Personalstärke von 39.827 Polizisten in 2021 auf 41.465 in 2025 erwartet. Konzeptionell seien durch eine Null-Toleranz-Strategie, die maximalen Kontroll- und Verfolgungsdruck beinhalte, und Schwerpunktsetzungen Erfolge insbesondere bei Gewalt gegen Kinder, Kinderpornografie und Clankriminalität erreicht worden. Demnach lag die Zahl der Sexualdelikte – laut Ministerium aber auch durch Gesetzesänderungen – im Jahr 2019 auf dem Höchststand seit 2000. 15.174 Fälle wurden erfasst. Zudem hat sich nicht zuletzt durch die „Me too“-Debatte auch das Anzeigeverhalten verändert, denn mehr Frauen wagen nach einer Sexualstraftat den Schritt, zur Polizei zu gehen.

Deutliche Rückgänge bei den bearbeiteten Fällen zeigen sich beispielsweise bei Gewalttaten, etwa den Straftaten gegen das Leben. Von 582 Fällen im Jahr 2000 ist die Zahl auf 483 im Jahr 2019 geschrumpft. Raubdelikte sind von 12.840 im Jahr 2000 auf 10.125 im Jahr 2019 gefallen, Diebstahlsdelikte von 696.411 auf 462.574. Eine Zunahme gab es bei den Körperverletzungsdelikten, die von 75.697 Fällen im Jahr 2000 auf 120.456 im Jahr 2019 gestiegen sind. Zum Stichtag 31. Dezember 2019 galten zudem dem Bericht des Ministeriums zufolge 1224 Menschen in NRW als vermisst. In der „Cold Cases“-Datenbank der ungelösten Tötungsdelikte, die neu überprüft werden, gab es im Oktober 360 Fälle. Weitere aus der Zeit vor 1990 sollen dazukommen.

Im Vorfeld der Anfrage hatte es seitens einzelner Polizeivertreter und des NRW-Innenministeriums Kritik gegeben, was den Umfang des Fragenkatalogs betraf. Weil Mitarbeiter sämtlicher Polizeibehörden des Landes in die aufwändige Recherche eingebunden seien, würden diese an anderer Stelle fehlen. Allerdings sei es gut, wenn daraus gewonnene Daten das kriminelle Dunkelfeld erhellen könnten. 

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