600 Euro Beute Raubmord-Prozess in Krefeld - Nachbar des Opfers legt Teilgeständnis ab

Krefeld · Aus Habgier soll ein Mann in Krefeld einen gehbehinderten Rentner umgebracht haben. Das Opfer war sein Nachbar. Nun startete der Prozess vor dem Landgericht.

Der Angeklagte wird von einem Justizbeamten in den Gerichtssaal geführt.

Der Angeklagte wird von einem Justizbeamten in den Gerichtssaal geführt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der Fall hatte für Entsetzen gesorgt, wegen der Brutalität und der Nichtigkeit, wegen der ein Mensch sterben musste: Im März war ein 69-jähriger gehbehinderter Rentner in seiner Wohnung an der Werkstättenstraße in Oppum getötet worden; offenbar wegen 600 Euro, die das Opfer kurz zuvor von seinem Konto abgehoben hatte. Der Mann muss um sein Leben gekämpft haben: Er hatte nach Mitteilungen der Polizei Schnittwunden an Kopf und Händen. Nun wurde dem mutmaßlichen Täter der Prozess am Landgericht Krefeld gemacht. Während die Staatsanwaltschaft von geplantem Raubmord ausgeht, machte der Angeklagte geltend, er sei im Streit spontan ausgerastet und habe den Mann nicht töten wollen.

Der 60-jährige Angeklagte verfolgte den Prozessauftakt schweigend und mit gesenktem Kopf. Seine Verteidigerin teilte mit, dass die in früheren Vernehmungen gemachten Aussagen verwendet werden dürften. Seinen eigenen Angaben zufolge hatte er am Abend des 10. März bei seinem Nachbarn und langjährigen Freund geklopft, um einen Konflikt zu klären. „Ich wollte mit ihm reden, weil er behauptete, dass ich ihn beklaut habe“, hatte der 60-Jährige nach seiner Festnahme bei der Polizei gesagt.

Der Nachbar sei mit Rollator zur Tür gekommen, habe ihm aufgemacht und nicht reden wollen. Stattdessen habe er den Diebstahl-Vorwurf wiederholt und ihm gedroht: „Er würde aus seiner Zeit als Discjockey Leute kennen, die würde er mir auf den Hals hetzen.“ In dem Moment sei er „ausgetitscht“, habe seinen Nachbarn umgeschubst, „ein auf dem Wohnzimmertisch liegendes Messer gegriffen und einfach immer wieder zugestochen“. Der Angeklagte hatte bestritten, aus der Wohnung eine Geldbörse mit 600 Euro gestohlen zu haben. Die Tat sei nicht geplant gewesen. „Ich wollte dem nur einen Denkzettel verpassen, ihn aber nicht töten. Ich hatte wohl einen Blackout.“

Das sieht die Staatsanwältin völlig anders: Sie geht von einer geplanten Tat aus. Laut Anklage hatte der frühere Gebäudereiniger, als sich die Wohnungstür öffnete, ohne Vorwarnung auf den Rentner eingestochen. Und das, um dem Opfer die kurz zuvor abgehobenen 600 Euro zu stehlen. Aus Habgier. Nachbarn hatten den Toten zwei Tage später entdeckt, als sie durch ein Fenster blickten. Wiederholt soll es zwischen den beiden Männern Streit ums Geld gegeben haben. Der Angeklagte war offenbar verschuldet und soll sich überall Geld geliehen haben, hatten Ermittler berichtet. Das Opfer soll auch schon früher dem 60-Jährigen vorgeworfen haben, Geld von ihm gestohlen zu haben. Der Prozess wird fortgesetzt. (mit dpa)

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