Krawalle in NRW-Städten Wieso die Polizei jetzt gegen randalierende Jugendgruppen vorgeht

Düsseldorf · In einigen NRW-Städten kommt es regelmäßig zu massiven Ausschreitungen durch jugendliche Krawallmacher. Sie belagern Plätze, Parks und Seen und attackieren die Polizei. Wer die Täter sind, und wie die Sicherheitsbehörden jetzt vorgehen.

 Die Polizei ging im Juni 2021 auf einer Wiese am Aasee in Münster gegen Randalierer vor

Die Polizei ging im Juni 2021 auf einer Wiese am Aasee in Münster gegen Randalierer vor

Foto: dpa/Timo Gemmeke

Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden gehen fortan verstärkt gegen randalierende Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor. „Häufig tummeln sich die Krawallmacher auf Feiermeilen oder in Parks, wo sie Alkohol und Drogen konsumieren und dann gezielt Stress suchen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Die wachsende Gewaltbereitschaft dieser Gruppen werde ein neuer strategischer Schwerpunkt der NRW-Polizei. „Wir werden dieses neue Phänomen gezielt bekämpfen“, so Reul.

Seit etwa zwei Jahren beobachtet die Polizei landesweit verstärkt Zusammenrottungen von jungen, gewaltbereiten Erwachsenen auf öffentlichen Plätzen – insbesondere an Wochenenden und an den Abenden vor Feiertagen. Als Hotspots dieser Szene gelten neben der Düsseldorfer Altstadt unter anderem die Städte Köln, Münster und Dortmund. In Düsseldorf hatten zum Beispiel im August vergangenen Jahres rund 500 junge Menschen Rettungskräfte bedrängt und bei der Versorgung einer verletzten Person gestört. Am Aachener Weiher in Köln wurden Polizisten von Feiernden mit Flaschen beworfen. Laut Innenministerium kommt es zudem auch in der Tuner- und Raserszene zu ähnlich großen Menschenansammlungen.

Besonders gravierend waren aus Polizeisicht die Ausschreitungen im vergangenen Jahr am Aasee in Münster, wo innerhalb eines Monats mehrfach gewaltbereite Jugendgruppen die Gegend unsicher gemacht hätten. „Da hatten wir plötzlich eine Lage. Das für mich Unvorstellbare ist dort eingetreten“, sagte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe. Zum Teil seien dort mehr als 1000 junge Menschen gleichzeitig gewesen; viele von Ihnen seien auch aus andere Städten angereist, um sich dort an den Krawallen zu beteiligen. Polizisten und kommunale Ordnungskräfte wurden mit Flaschen beworfen und massiv beschimpft; Anwohner fürchteten um ihre Sicherheit. „Wir führen dieses Phänomen auf die Beschränkungen der Pandemie zurück. Jugendliche suchen sich neue Plätze zum Treffen. Dagegen ist auch nichts zu sagen. Aber bei Krawallen hört das Verständnis auf“, so Lewe.

Nach Angaben des Innenministeriums handelt es sich bei den Krawallmachern um männliche Jugendliche und Männer unter 30 Jahren – sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund. Demnach kommt es dann auch oft zu verbalen oder körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Feiernden. Dabei werden nicht selten Einsatzkräfte attackiert mit Messern und anderen Waffen. Zuletzt wurden an den Karnevalstagen in der Düsseldorfer Altstadt vier junge Männer niedergestochen und teils lebensgefährlich verletzt. Bei Messer-Attacken lag der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger 2021 laut Innenministerium mit 42,6 Prozent überproportional hoch.

Polizei und Städte begegnen dem neuen Kriminalitätsphänomen fortan in enger Kooperation. So soll es unter anderem zwischen Polizei und Jugendämtern einen engeren Austausch geben, Streetworker sollen stärker eingebunden werden, Kontrollen gemeinsam geplant und durchgeführt werden. Massive Kräfte der Bereitschaftspolizei sollen im Ernstfall hinzugezogen werden. Zudem setzen die Behörden verstärkt auf Videoüberwachung und Beleuchtung neuralgischer Plätze. „Insbesondere wenn sich Gruppen regelwidrig verhalten, ist es erforderlich, überbehördlich und schnell zu reagieren“, so Lewe.

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